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Samstag, 8. November 1997, 20.00 Uhr, Kölner Philharmonie
Deutschlandfunk Extra 1

Alfred Schnittke Konzert für Viola und Orchester (1985) Jean Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur, op. 43 (1901/02)

Kim Kashkashian, Viola
NDR-Sinfonieorchester Hamburg
Ltg.: Herbert Blomstedt


Grandiose Sibeliusinterpretation von Blomstedt und dem NDR-Sinfonieorchester

Von Silke Gömann

Das erste der sechs Deutschlandfunk Extra Konzerte, in denen die deutschen Rundfunk-Sinfonie-Orchester ihr Können in der Kölner Philharmonie präsentieren, zeichnete sich durch hohes künstlerisches Niveau aus. Kurz und knapp, aber mit voller Konzentration interpretiert, standen an diesem Abend vor fast ausverkauftem Hause nur zwei Kompositionen auf dem Programm. Sowohl dem 1985 komponierten Konzert für Viola und Orchester von Alfred Schnittke als auch der zweiten Sinfonie von Jean Sibelius wird insbesondere von wissenschaftlicher Seite aus vorgeworfen, die Kompositionstechniken ständen nicht auf der Höhe ihrer Zeit. Wie erfreulich gering die Auswirkungen dieses wissenschaftlichen Diktums auf die positive Resonanz des Publikums sowie des künstlerischen Ernst der Ausführenden sind, zeigte sich exemplarisch in den Interpretationen des NDR-Sinfonieorchesters unter seinem Leiter Herbert Blomstedt sowie der in Köln immer schon gefeierten Bratschistin Kim Kashkashian.

Mag man von avangardistischer Seite aus das postmoderne Stilgemisch (der Komponist selbst bekennt sich zur Polystilistik) des Bratschenkonzerts von Schnittke geißeln, so unwidersprochen bleibt die eindrucksvolle Art der Ausführung durch die Musiker und die famos auftrumpfende Solistin im Gedächtnis. Man hört dieser Komposition gerne zu, läßt sich dazu anregen, den einzelnen Stilen und Anklängen an Bekanntes nachzuspüren, und ist stets überrascht wie dieses scheinbar Bekannte verfremdet wird, sich in gänzlich anderer Instrumentation und einem anderen Klanggewand präsentiert.

Hauptwerk des Abends war dennoch die zweite Sinfonie von Sibelius. An der Herangehensweise von Blomstedt an dieses Werk wurde deutlich, daß hier eben nicht ein poetischer Bilderreigen finnischer Impressionen vorherrscht. Selten hat man bisher eine so klare, jedem nur aufgesetzten romantischen Pathos ferne Interpretation gehört. Angeleitet von den interpretatorischen Vorstellungen ihres Dirigenten spielten die Orchestermusiker auf sehr hohem Niveau. Vor allem die Blech- und Holzbläser wußten zu überzeugen. Bewundernswert wie die Streicher das irrwitzig vom Dirigenten angeschlagene Tempo des Vivacissimo aufnahmen und ohne nachzulassen beibehielten. Die immensen Klangsteigerungen im letzten Satz entstanden organisch. Bomstedt vertraute auf die auskomponierten Orchestercreschendi, die keiner zusätzlichen Forcierung bedürfen, so realisierte sich der hymnische Schluß dieser Sinfonie fast von selbst. Riesenapplaus für Orchester und Dirigent waren die logische Konsequenz. Konsequent war auch Herbert Blomstedt, der sich einer Zugabe verweigerte. Was hätte denn auch nach dieser außergewöhnlichen Interpretation der Sinfonie noch an Steigerung kommen sollen?



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