Klassik - Rezensionen | |
John Adams: Lollapalooza
Béla Bartók: Klavierkonzert Nr. 2 Sz 95
Dmitrij Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 14 für Sopran, Baß und Kammerorchester OP. 135
Bartóks 2. Klavierkonzert vermittelte dann zwischen den beiden Polen Adams und Schostakowitsch. András Schiff zeigte sich in dem virtuosesten der drei Klavierkonzerte wieder als adäquater Interpret der Bartókschen Musik. Brillant setzte er die unterschiedlichen Anforderungen des Klavierparts - mal rein rhythmisch perkussiv dann wieder melodisch sowie die kontrapunktische Verarbeitung der Motive - in Szene. Leider trübte das Orchester in den ersten beiden Sätzen den Hörgenuß. Unkonzentriertheiten bei den Bläsern und Streichern war man bisher von den Musikern u. Musikerinnen nicht gewohnt - vor allem dem Pianissimo-Beginn des zweiten Satzes fehlte der homogene Klang. Der Presto-Teil dieses Satzes wurde dann wieder hervorragend gestaltet, und im letzten Satz erreichten Solist und Orchester das von den zwei vorangegangenen Konzerten bekannte brillante Zusammenspiel. András Schiff durfte sich zum dritten Mal ausgiebig feiern lassen, und diesmal kam das Publikum zu seiner Zugabe. Gemeinsam mit Simon Rattle spielte er mit dem dazugehörigen Augenzwinkern zwei der ‘Easy Pieces’ von Igor Strawinsky.
Zum grandiosen Schlußpunkt der drei Konzerte des City of Birmingham Orchestra geriet die 14. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch. Mit der Sopranistin Joan Rodgers und dem Baß Willard White standen den Streichern und Schlagzeugern hervorragende Gesangssolisten zur Seite. Durch die Wahl der russischen Sprache bekam die Interpretation ihre Authentizität, da der Klang der russischen Sprache das Dunkle und Schwere der Todesthematik noch verstärkt. Am beeindrucksten geriet der Sopranistin die Nr. 4 ‘Der Selbstmörder’ sowie dem Bassisten die Nr.7 ‘Im Kerker der Santé’, bei denen eine noch größere Ausdrucksintensität nicht vorstellbar gewesen wäre. Das Publikum brauchte dann auch erst eine Weile, ehe es nach dem letzten Ton wieder in die Gegenwart zurückfand.
Simon Rattle und sein Orchester haben mit den drei Konzerten nicht nur die Zuhörer beeindruckt, sondern nachhaltig Interpretationsmaßstäbe gesetzt, an denen andere Ensemble sich werden messen lassen müssen. Die ‘standing ovation’ haben sich Sir Simon Rattle und seine Musiker mehr als verdient.
Von
Silke Gömann
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