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Musiktriennale Köln

City of Birmingham Symphony Orchestra unter Sir Simon Rattle


3. Konzert Dienstag, 27. Mai 1997 20.00 Uhr Kölner Philharmonie

John Adams: Lollapalooza
Béla Bartók: Klavierkonzert Nr. 2 Sz 95
Dmitrij Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 14 für Sopran, Baß und Kammerorchester OP. 135

Joan Rodgers, Sopran
Willard White, Baß
András Schiff, Klavier
City of Birmingham Orchstra
Ltg. Sir Simon Rattle

Triumphales drittes Konzert des City of Birmingham Orchestra

Das letzte der drei Konzerte des City of Birmingham Orchestra unter Sir Simon Rattle lockte erfreulich viele Interessierte in die Kölner Philharmonie. Unter diesen war eine nicht geringe Anzahl von Anhängern des amerikanischen Minimalisten John Adams, dessen Komposition ‘Lollapalooza’ - vom Orchester mitreißend vorgetragen - lautstark gefeiert wurde. Einen größeren Kontrast zum vorangegangenen Konzert hätte man sich nicht denken können. Beschwingte, leichte Musik, die den Wohlklang stets im Blick hat - auch diese findet ihren Platz im 20. Jahrhundert - und dies ist gerade nicht abwertend gemeint.

Bartóks 2. Klavierkonzert vermittelte dann zwischen den beiden Polen Adams und Schostakowitsch. András Schiff zeigte sich in dem virtuosesten der drei Klavierkonzerte wieder als adäquater Interpret der Bartókschen Musik. Brillant setzte er die unterschiedlichen Anforderungen des Klavierparts - mal rein rhythmisch perkussiv dann wieder melodisch sowie die kontrapunktische Verarbeitung der Motive - in Szene. Leider trübte das Orchester in den ersten beiden Sätzen den Hörgenuß. Unkonzentriertheiten bei den Bläsern und Streichern war man bisher von den Musikern u. Musikerinnen nicht gewohnt - vor allem dem Pianissimo-Beginn des zweiten Satzes fehlte der homogene Klang. Der Presto-Teil dieses Satzes wurde dann wieder hervorragend gestaltet, und im letzten Satz erreichten Solist und Orchester das von den zwei vorangegangenen Konzerten bekannte brillante Zusammenspiel. András Schiff durfte sich zum dritten Mal ausgiebig feiern lassen, und diesmal kam das Publikum zu seiner Zugabe. Gemeinsam mit Simon Rattle spielte er mit dem dazugehörigen Augenzwinkern zwei der ‘Easy Pieces’ von Igor Strawinsky.

Zum grandiosen Schlußpunkt der drei Konzerte des City of Birmingham Orchestra geriet die 14. Sinfonie von Dmitrij Schostakowitsch. Mit der Sopranistin Joan Rodgers und dem Baß Willard White standen den Streichern und Schlagzeugern hervorragende Gesangssolisten zur Seite. Durch die Wahl der russischen Sprache bekam die Interpretation ihre Authentizität, da der Klang der russischen Sprache das Dunkle und Schwere der Todesthematik noch verstärkt. Am beeindrucksten geriet der Sopranistin die Nr. 4 ‘Der Selbstmörder’ sowie dem Bassisten die Nr.7 ‘Im Kerker der Santé’, bei denen eine noch größere Ausdrucksintensität nicht vorstellbar gewesen wäre. Das Publikum brauchte dann auch erst eine Weile, ehe es nach dem letzten Ton wieder in die Gegenwart zurückfand.

Simon Rattle und sein Orchester haben mit den drei Konzerten nicht nur die Zuhörer beeindruckt, sondern nachhaltig Interpretationsmaßstäbe gesetzt, an denen andere Ensemble sich werden messen lassen müssen. Die ‘standing ovation’ haben sich Sir Simon Rattle und seine Musiker mehr als verdient.



Von Silke Gömann



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