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Klassik-Rezensionen

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Logo: Triennale Samstag, 13. 5. 2000, 20.00 Uhr
Kölner Philharmonie

Im Rahmen der MusikTriennale Köln

Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken
Peter Rundel

Mauricio Kagel

- Szenario für Streicher und Tonband (1981/82)
- Interview avec D.  Pour Monsieur Croche et Orchestre (1993/94)
- "Rrrrrr...". Sechs Stücke für Bläser, Kontrabässe und Schlagzeug (1981/82)
- Duodramen für zwei Singstimmen und Orchester (1997/98)

Margaret Chalker, Sopran
Roland Hermann, Bariton
Mauricio Kagel, Sprecher





Neues beim Kagel-Konzert zu Köln



Ein ganzer Abend mit Werken von Kagel auf der Triennale - das ist am rechten Ort, ist Maurico Kagel doch schließlich der gar nicht so heimliche Sohn der Musikstadt Köln. Das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, das seit mehreren Jahren bereits mit Kagel zusammenarbeitet, präsentierte ein Programm mit vier neueren Werken des Komponisten. Anstatt eines Rückblicks auf ältere, längst zu Klassikern avancierten Werken Kagels, waren an diesem Abend Stücke der letzten 20 Jahre zu hören - das jüngste Opus ist vor zwei Jahren entstanden. So ließ sich ein Konzert der unmittelbaren Gegenwartsmusik hören und die ungebrochene Kreativität des Wahl-Kölner Kagels zeigen.

Als Auftakt des Konzertes erklang ein Szenario für Streicher und Tonband. Hundejaulen und Schweinegrunzen sind die Töne, die aus dem Tonband drängen und die dichte Stimmungsmalerei des Streichorchesters unterfüttern. Die Saarbrücker führen ihren Part exakt, zugleich mit viel Feingefühl aus. Zum Interview avec D., gemeint ist hier Debussy, trat der Komponist Kagel selbst auf die Bühne, um den Sprecherpart zu übernehmen. Eindringlich rezitierte er den französischen Text zu seiner farbenreich instrumentierten Musik. Das Orchester fungierte als dichter Klangkörper, das zeigte sich besonders in der starken Ausgestaltung der Dynamik. Dirigent Peter Rundel führte das Kagel-erfahrene Orchester sehr genau und klar, der Notentext konnte so intensiv in feinen Schattierungen ausgearbeitet werden.

Mit Rrrrrr... folgte nach der Pause ein Stück feinster Programmusik, basierend auf besonders origineller Idee, wie sie für Kagel typisch ist: Ursprünglich stellte sich der Komponist D'Alembert vor, wie er während der Arbeit an seiner Enzyklopädie beim Buchstaben R erschöpft mit dem Schlaf kämpft. Im Halbschlaf verschwimmen dem Enzyklopädisten die semantischen Felder der R-Begriffe und verwirren sich ineinander. Kagel übertrug diese Idee schließlich auf ein Musiklexikon, aus dem nun einige R-Einträge als Material entnommen sind. Besetzt ist das Stück für Bläser , vier Kontrabässe und Schlagzeug. Besonders die Bläser boten bei der Ausführung hohe Leistung, denn sie pfiffen herrlich müde aus dem letzten Loch, höchste Kompetenz und Technik wurde dabei gefordert. Im konzentrierten Zusammenspiel konnte das Stück mit Humor ausgestaltet werden.

Eine Folge von 6 Duodramen kreierte Kagel in den Jahren 97/98. Dieses Werk bietet beste Opernkarrikatur und mehr, große Figuren aus Literatur und Geschichte werden hier unbekümmert zu fingierten Dialogen zusammengebracht, wie z.B. Indira Gandhi und Casanova, Alma Mahler-Werfel und Dschingis Kahn.
Leider bot die Sopranistin Margaret Chalker wenig Textverständlichkeit, zum Glück war aber der Text im Programm abgedruckt, denn der muß unbedingt verfolgt werden. Sopranistin und Bariton Roland Hermann hatten es aber auch tatsächlich schwer, sie wurden vom Orchester klanglich überdeckt. Dies ist sicher ein besonderes Problem der konzertanten Aufführung bei üppiger Besetzung, das vielleicht durch eine günstigere Positionierung der Musiker gemildert werden könnte. Beide Sänger gestalteten ihre 6 Mikropartien sehr engagiert. Das Orchester spielte sich unterdessen in Rage, aufgewühlt und zerstoben fieberte der Klangkörper unter der ausgezeichneten Leitung von Rundel.

Das Publikum zeigte sich begeistert, besonders vom letzten Stück. Ein phantastischer Abend wurde da aber auch zweifellos geboten: ein vortreffliches Programm, herausragend musiziert vom erfahrenen Orchester, und der Komponist ist selbst als Sprecher am Konzert beteiligt - was will man mehr?


Von Meike Nordmeyer





Da capo al Fine

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