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Klassik-Rezensionen

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Logo: Triennale Freitag, 12.05.2000, 20.00 Uhr
Philharmonie Köln

Natalie "La Diva" Choquette
"Who Ever Said Opera Was Boring?"

Im Rahmen der MusikTriennale Köln





Bravo "La Diva"!

Natürlich kann Oper langweilig sein. Auch im Online Musik Magazin haben wir manchmal geflucht, wenn Tristan heiser war und Isolde den Ton nicht traf , wenn der Bettelstudent fettleibig und mit starkem Akzent die ältesten Kalauer von sich geben muss, oder einem Regisseur zur verkauften Braut schlichtweg gar nichts eingefallen ist. Und, schlecht gemacht, kann Mozart ebenso anöden wie Wagner, Verdi ähnlich nervtötend sein wie Monteverdi. Kurz: Wir kennen bekennende Opernliebhaber, die sich nicht scheuen, Oper gelegentlich mit dem unschönen Attribut "boring" zu versehen. Zu Recht.

Bei Natalie "La Diva" Choquette allerdings kommt Langeweile wahrlich nicht auf. Dafür hat sich die kanadische Sopranistin erstens ein Potpourri erlesener Opernmelodien zusammengestellt, zweitens dieses auf einen erträglichen Zeitrahmen zurecht geschnitten, und drittens lässt sie ihre Stimme elektroakustisch dezent verstärken, wodurch sie ihren ohne solche Hilfsmittel gegen ungleich größere Orchester ansingenden Kolleginnen und Kollegen einen deutlichen Vorteil hat, und viertens muss sie sich nicht an dämliche Libretti halten, sondern darf munter Unsinn machen. Aber es wäre falsch, den frenetischen Jubel am Ende dieses Konzertes allein mit diesen Dingen zu erklären.

Eines vorweg: Natalie Choquette singt ganz ausgezeichnet, von den halsbrecherischen Koloraturen der Königin der Nacht über Carmen bis zu "O sole mio". Das ist die Basis, auf der sie Kabarett machen kann. Nicht zuletzt deshalb hat sie das Publikum von der ersten bis zur letzten Minute fest in der Hand. Aber sie ist auch eine exzellente Entertainerin, die mit ihren wohl dosierten Pointen raffiniert zwischen Ernst und Unsinn hin und her springen kann. Sie karikiert den Primadonnenkult, aber sie bedient sich gleichzeitig genau dieser Mittel, um beim Publikum anzukommen. Insofern hat dieser Abend über Musik etwas doppelbödiges, und dass er die Musik des 20. Jahrhunderts nur am Rande streift, wird auch avantgardistisch geprägte Triennale-Besucher bei so viel Heiterkeit nicht stören.

Manche Arien singt Natalie Choquette einfach nur in leicht überzogener Wunschkonzertmanier, andere sind mit abstrusem Witz überzeichnet. Den Tod der Traviata zelebriert sie im altmodischen Turnerdress zu sowjetkommunistischen Leibesübungen mit finalem Kopfstand, und gelegentlich müssen Herren aus dem Publikum ihr zur Hilfe kommen: Etwa wenn sie im Stile einer napolitanischen Hausfrau beim Wäsche aufhängen "O sole mio" singt (und irgendjemand die Wäscheleine halten muss...). Das Neue Rheinische Kammerorchester kam bei so viel Schwung zwar nicht immer rechtzeitig mit, zeigte aber ansonsten viel Spielwitz, und Dirigent Helmut Imig ertrug zudem souverän die Attacken der chaotischen Diva ...

Von Stefan Schmöe



Da capo al Fine

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