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Klassik - Konzerte
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Montag, 21.02.2000, 20.00 Uhr, Philharmonie Köln


Gioachino Rossini: Ouvertüre zu 'La Scala di Seta'
Gabriel Fauré:Pavane für Orchester fis-Moll op.50
Nikolaj Rimskij-Korsakow: Capriccio espagnol op. 34
Bobby McFerrin: Improvisations
Felix Mendelsohn Bartholdy: Sinfonie Nr. 4 A-Dur op. 90

Münchner Rundfunkorchester
Bobby McFerrin, Vocals und Leitung



Kennen Sie das Ave Maria von Bach?

Bobby McFerrin zelebrierte Chorprobe mit 2000 Sängern

Von Oliver Kautny

Der Sänger Bobby McFerrin tanzt auf vielen Hochzeiten.
"Don't worry be happy" brachte ihn in die Popcharts. Mit Yo-Yo-ma sang er die Air von Bach und machte sich für viele Klassikhörern unvergeßlich. Seine große Stärke kennen Jazzfans aber am Besten: 1980 gab er - bereits dreißigjährig - sein Debut bei einem Jazzfestival in den USA. Seither setzt er mit Vokalimprovisationen Maßstäbe. Man denke an seine sagenhafte Einspielung "Play" mit Chic Corea.

Anfang der 90er Jahre eröffnete er sich eine neue Dimension musikalischer Praxis. Er drückte noch einmal die Schulbank und lernte klassisches Dirigat von der Pike auf. Die Ergebnisse dieser Arbeit kann man jetzt auf CD hören - und auf McFerrins Tournee mit dem Münchener Rundfunkorchester, die nun auch in Köln Halt machte.

Zunächst erst einmal das Positive an McFerrins Art, klassische Musik zu vermitteln. Es fehlt ihm jener eitle Pathos vieler seiner Zunft. Er ist natürlich und leger im besten Sinne. Man spürt in seiner Physiognomie die hohe Musikalität des Allrounders, sein Feingespür für musikalische Farben, seinen Groove. Man sollte schließlich auch honorieren, daß er sich als Quereinsteiger überhaupt dieser komplexen Aufgabe annimmt.

Hier hört die Positivliste in meinen Augen leider auf. Daß McFerrin kein großer Dirigent ist, muß hier nicht weiter ausgeführt werden. Wirklich enttäuschend war aber, daß er nicht in der Lage war, den klasssichen Werken ein eigenes Profil zu geben. Man hatte fast den Eindruck, daß er kaum Einfluß auf die Spieler hatte, als würden die so schlecht als recht spielen wie auch ohne Mann oder Frau auf dem Podest. Von swingender Klassik keine Spur. Fade Musik, von McFerrins Groove unberührt.

Aber wer hier noch enttäuscht war, wurde reichlich belohnt. Denn McFerrin improvisierte auch. Und wie! Zu Ende der ersten Hälfte schickte er die Musiker in die Pause, saß allein auf seinem Stuhl und überließ sich seiner Spontanität, der er ein Kabinettstückchen nach dem andern entlockte. Hier demonstrierte er seine schiere Palette an Registern, seine unerschöpfliche Kreativität von afrikanischen Gesängen, Blues und modalen Tonleitern inspiriert. Luciano Berios Frau Cathy Barberian wäre blaß geworden vor Neid. Ihre szenische Vokalimprovisation "Stripsody" wurde hier klar in den Schatten gestellt. McFerrin imaginierte Hummeln, Autos oder Vögelschwärme auf die virtuelle Leinwand und spielte/sang (das war wohl kaum klar zu trennen) Hummelflüge, Walking Blues und Jazzzstandards dazu.

Hervorzuheben ist McFerrins Gabe, einstimmig polyphon zu singen. Das geht natürlich nicht, es sei denn durch Tricks mit Obertönen. Vielmehr erzeugte er mittels blitzschneller Wechsel von Walking Bass zu Diskantmelodie und vice versa eine Illusion von polyphoner Gleichzeitigkeit.

Das Kölner Publikum war vollends aus dem Häuschen, als der Meister Bach/Gounods Ave Maria anstimmte - wohlgemerkt die "Begleitung", sprich Bachs C-Dur Präludium aus dem 'Wohltemperierten Klavier'.
Wer die Melodie sang?
Das Auditorium, das sich bei diesem heiklen Experiment wacker schlug.

Ein fantastischer Abend, der schlichtweg Spaß machte!



Da capo al Fine

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