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Klassik - Konzerte
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Sonntag, 13. Februar 2000, Alte Oper Frankfurt
Frankfurter Museums-Gesellschaft e.V.
Spielzeit 1999/2000, 6. Sonntags-Konzert


Ludwig van Beethoven: Ouvertüre "Egmont" op. 84
Max Bruch: Konzert g-moll für Violine und Orchester Nr. 1 op. 26
Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

Shlomo Mintz (Violine)
Frankfurter Museumsorchester
Ltg.: Sir Neville Marriner



Wahrhaftigkeit fern aller Extreme

Sir Neville Marriner dirigiert das Frankfurter Museumsorchester

Von Ingo Negwer

Zwei sinfonische Werke von Beethoven und Max Bruchs ebenso effektvolles wie beliebtes Violinkonzert g-moll standen auf dem Programm des sechsten Sonntagskonzerts der Frankfurter Museums-Gesellschaft. Da zudem mit Shlomo Mintz, Violine, und Sir Neville Marriner am Pult des Frankfurter Museumsorchesters zwei prominente Interpreten gewonnen werden konnten, wundert es nicht, dass der große Saal der Alten Oper am Morgen des 13. Februar nahezu bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Zum Auftakt erklang Ludwig van Beethovens Ouvertüre aus der Musik zu Goethes Trauerspiel "Egmont" op. 84. Das Museumsorchester unter Marriner arbeitete die herben Kontraste dieser Musik heraus, stellte wuchtige Akkordschläge unvermittelt neben sanfte Kantilenen und führte das dramatische musikalische Geschehen bis zu seinem tragischen Abschluß, ehe die "Siegessinfonie" die künftige Befreiung vorausahnend ihren Jubel anstimmt. Goethes "Egmont" vor Augen, wirkt diese Ouvertüre, die ja keineswegs nur den Verlauf der Tragödie musikalisch illustrativ vorwegnimmt, wie ein politisches Bekenntnis des Komponisten. Mit großem Ernst und dem Wissen um ihren Gehalt vorgetragen, wie hier unter Marriner geschehen, vermag die "Egmont"-Ouvertüre auch fast zweihundert Jahre nach ihrer Entstehung tiefe Betroffenheit auszulösen.

Max Bruchs erstes Konzert für Violine und Orchester begründete schon bald nach seiner Uraufführung im Januar 1868 den Weltruhm seines Schöpfers. Nur diesem einen Werk hat Bruch es zu verdanken, dass die Musikgeschichte ihn nicht längst als einen der zahllosen Mittelmäßigen abgestempelt und in die Vergessenheit verbannt hat. Ein Schicksal, an dem Bruch, der u.a. noch zwei weitere Violinkonzerte geschrieben hatte, bis an sein Lebensende litt. Doch das Violinkonzert in g-moll gehört zu den quasi unverwüstlichen Hits der klassischen Musik: kein Solist, der etwas auf sich hält, kommt an ihm vorbei.
In der Alten Oper nahm sich Shlomo Mintz des populären Werks an. Der in Moskau geborene und in Israel aufgewachsene Geiger zählt heute ohne Zweifel zu den herausragenden Solisten seines Instruments. Er beeindruckte durch ein erstaunlich kraftvolles, aber nie ins bloß Derbe abgleitende Spiel und brachte damit den rhapsodischen Charakter des Kopfsatzes, von Bruch "Vorspiel" genannt, treffend zu Ausdruck. Während er im Adagio des zweiten Satzes die melodischen Linien selbst im Pianissimo noch sanft erblühen ließ, gestaltete er das effektvolle Finale zu einem fullminanten "Hexentanz" auf seinem Instrument.

Ein weiteres Werk Ludwig van Beethovens setzte den Schlußpunkt: die Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36. Sir Neville Marriner und das Frankfurter Museumsorchester betonten den heiteren Grundton dieser Komposition, die in etwa zeitgleich zum sogenannten "Heiligenstädter Testament" entstanden ist. Spiegelt sich in jenem Dokument die tiefe Lebenskrise angesichts der beginnenenden Taubheit, so scheint hingegen die "Zweite" ganz im Zeichen eines Neuanfangs zu stehen. Schon die ausgedehnte langsame Einleitung, in der das motivische Material der folgenden Sätze vorweggenommen wird, weißt auf die neuen sinfonischen Dimensionen hin, denen Beethoven zustrebt. Marriner ließ entspannt, fast tänzerisch musizieren. Extreme sind seine Sache bekanntlich ohnehin nicht. Rhythmische Präzision, mit wenigen markanten Gesten dem Orchester abverlangt, und ein transparentes Klangbild: das sind die Qualitäten, die nach wie den britischen Dirigenten auszeichnen.
Nach dem dramatischen Beginn mit "Egmont" ein versöhnlicher Abschluß eines eindrucksvollen, vom Publikum begeistert aufgenommenen Konzerts.

Da capo al Fine

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