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Sonntag, 28.11.1999, 20.15 Uhr, Aalto-Theater Essen

Unicef Gala 1999

Festliche Musik aus dem Aalto-Theater Essen



Wolfgang Amadeus Mozart: Ouvertüre zu der Oper Cosi fan tutte
Wolfgang Amadeus Mozart: Konzert für Klavier und Orchester, C-Dur, KV 467

Richard Strauss: Ausschnitte aus der Oper Der Rosenkavalier
Überreichung der silbernen Rose, Szene aus dem 2. Akt,
Finale 3. Akt

Rudolf Buchbinder, Klavier
Fionnuala McCarthy, Sopran
Petra-Maria Schnitzer, Sopran
Sophie Koch, Mezzosopran

Essener Philharmoniker
Stefan Soltesz, Leitung

Maximilian Schell, Moderation






4. Unicef-Gala im Aalto Theater Essen

Gutes tun mit Musik: Glänzender Konzertabend spielt
finanzielle Hilfe für Kinder im Kosovo ein


Von Meike Nordmeyer



Zum vierten Mal konnte die RWE Energie in Zusammenarbeit mit dem Aalto-Theater Essen am 1. Adventsonntag zu einer festlichen Gala zugunsten des Kinderhilfswerkes Unicef einladen. Das Monate zuvor bereits ausverkaufte Konzert wurde auch dieses Mal vom Sender 3Sat zur besten Sendezeit live übertragen. 350 000 DM kamen als Erlös der diesjährigen Veranstaltung zusammen. Diese Summe wird in einem Projekt zum Wiederaufbau der Schulen im Kosovo Verwendung finden. Das Programm des wohltätigen Konzertabends stand im Zeichen von Österreich, besonders der Stadt Wien, denn geboten wurden Werke von Mozart und Strauss, und zwei international renommierte Wiener Gäste fanden sich ein: der Pianist Rudolf Buchbinder und als Moderator des Abends Maximilian Schell.

Das Essener Orchester begann den Abend mit einem grandiosen Auftakt. Schwungvoll, leicht federnd und absolut makellos wurde die Ouvertüre der Cosi fan tutte zum Klingen gebracht, geleitet von dem sichtlich blendend gelaunten Stefan Soltesz. So konnte auch die Moderation von Maximilian Schell gleich mit einem großen Lob für das Orchester beginnen. Zur Ankündigung des Klavierkonzertes von Mozart setzte sich Schell augenzwinkernd sogar selbst an den Flügel, der schon für Herrn Buchbinder bereit stand, und spielte höchst passabel den 2. Satz des Mozart-Konzertes an.

Mozarts Klavierkonzert in C-Dur versieht nicht nur den Piansten mit einem besonders dankbaren Solopart, sondern bietet dem Anlaß einer Gala entsprechend besonders festlichen Klang. So konnte es ein ganz besonderer, mit Spannung erwarteter Programmpunkt werden angesichts des hochkarätigen Solisten.
Buchbinder eröffnete mit sehr zügigem Spiel und ließ dabei nicht das geringste Nachgeben in Sentimentalitäten zu. Der Pianist spielte klar, äußerst brillant die schnellen Arpeggien, dann auch ungestüm, das ließ sich auch in seiner Kadenz hören. Die lyrischen Wendungen ergaben darunter nur kurz verweilende, nachdenklich in sich gekehrte Momente. Den 2. Satz begann Buchbinder im äußersten Piano, und Soltesz zeigte, zu was für einem enormen, höchst konzentrierten Pianissimo sein Orchester fähig ist. Nachdenklich verinnerlicht, aber wiederum an keiner Stelle sentimental, erklang das Spiel von Buchbinder, dabei den energischen Zug nicht vernachlässigend, schließlich aus dem inneren Dialog bis zu einer heiteren Abgeklärtheit führend. In eindringlichem Tonfall schloß daraufhin der 3. Satz ab. Der Pianist forderte vor allem mit der Baßline vehement den Dialog mit dem Orchester ein, und gelingen konnte mit dem aufmerksam geführten Orchester das allerdichteste Zusammenspiel.

Maximilian Schell übernahm nun wieder die Leitung des Abends. Er führte mit gelehrtem, auch humorvollen, immer aber väterlichen Kommentar durch den Abend. Zur Schecküberreichung durch RWE-Vorstandsvorsitzenden Manfred Remmel erschien der Stargeiger Maxim Vengerov in seiner Funktion als Unicef-Botschafter. Er brachte wie zufällig seine Stradivari mit und gab ein herrliches Überraschungsständchen mit einem virtuos und begeistert gespielten Stück von Kreisler. Anschließend hielt er eine sehr persönliche Rede im guten Deutsch, mit der er die Wichtigkeit der Arbeit von Unicef herausstellte. Er kündigte noch eine weitere Überraschung an. Mitgebracht hatte er einen jungen Mann aus Uganda, der mit seiner Hilfe die Chance bekommen hat, Geige zu lernen. Sein Wunsch, einmal mit einem echten Orchester zu spielen, sollte dem jungen Mann an diesem Abend in Essen erfüllt werden. Gemeinsam mit Vengerov trat er an, mit den Essener Philharmonikern den 1. Satz des Doppelkonzertes von Bach zu spielen, nichts Geringeres hatten sich die beiden vorgenommen. Ob man dem jungen Geigenschüler mit dieser Aktion einen Gefallen getan hat, ihm unmittelbar so einen gigantischen Auftritt abzuverlangen, vor dem vollbesetzten Aalto-Theater und live im deutschen Fernsehen zu spielen, das steht dahin. Die starke nervliche Belastung wurde hörbar und war mehr als verständlich. Ein kleinerer Rahmen für diese zweifellos gutgemeinte Wunscherfüllung wäre sicherlich für alle Beteiligten besser gewesen. Es stellte sich doch der unangenehme Beigeschmack einer gewissen Vorführung ein.

Nach diesem Intermezzo ging es zu dem zweiten großen österreichischen Komponisten und besonderen Mozartverehrer Richard Strauss. Das Orchester erklang auch hier beachtlich. Tiefgründig gezeichnet wurde die Musik des Rosenkavaliersvor allem durch einen gewissen schmerzvollen Zug, der mittönte. In der Partie der Sophie war Fionnuala McCarthy zu hören, eingesprungen war sie für Alexandra von der Weth. McCarthy sang gut aber nicht immer ohne Anstrengung. Überzeugen konnte Petra-Maria Schnitzer als Marschallin, hervorragend außerdem Sophie Kochs kerniger Mezzosopran, mit dem sie den Octavian bot. Bei anspruchsvoller Einzelleistung der Sängerinnen fügten sich die Stimmen allerdings nicht immer ganz zum Zusammenklang. Ein grundsätzliches Problem einer konzertanten Aufführung machte sich zudem bemerkbar; gegen den üppigen Orchesterklang der Musik von Richard Strauss konnten die direkt vor dem Orchester plazierten Solistinnen nicht immer ankommen. Dennoch boten die musizierten Szenen aus dem Rosenkavalier einen vortrefflichen Abschluß des Konzertes, zu dem es noch eine Zugabe des Orchesters gab.
Glücklich zu schätzen ist daher ein jeder, der dieses außergewöhnliche Konzert erleben durfte und damit zugleich Gutes zu tun vermochte.





Da capo al Fine

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