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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
08.07.2021 - 25.07.2021


Starke Frauen

Recital mit Musik von Gioachino Rossini, Giovanni Simone Mayr und Joseph Haydn
Diana Haller, Mezzosopran
Antonino Fogliani, Musikalische Leitung

In italienischer Sprache mit italienischen und deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1 h 45' (eine Pause)

Aufführung in der Offenen Halle Marienruhe in Bad Wildbad am 14. Juli 2021

 

 

 

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Aller guten Dinge sind drei

Von Thomas Molke / Fotos: © Saskia Krebs für Rossini in Wildbad

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Jochen Schönleber überreicht Diana Haller den Inge-Borkh-Gedächtnispreis.

Diana Haller darf wohl zu Recht zu den ganz großen Entdeckungen des Belcanto Opera Festivals Rossini in Wildbad gezählt werden. Als sehr junge Künstlerin war sie gerade vom Opernstudio der Staatsoper Stuttgart ins feste Ensemble übernommen worden, als sie 2011 in Bad Wildbad an der Akademie BelCanto teilnahm und nicht zuletzt für ihre Interpretation des Alberto in Giuseppe Balduccis Salonoper Il noce di benevento mit dem Internationalen Belcanto-Preis ausgezeichnet wurde. Daran schloss sich eine große Karriere an, die sie weltweit auf zahlreiche große Bühnen wie London, die Metropolitan Opera oder die Salzburger Festspiele führte. Wenn in diesem Jahr in Bad Wildbad also der Inge-Borkh-Gedächtnispreis verliehen wird, hat ihn wohl kaum jemand so wie Haller verdient. Borkh, die sich in den 50er Jahren vor allem einen Namen als berühmte Wagner- und Strauss-Interpretin gemacht hat, in Bayreuth und Salzburg Erfolge feierte und in München den Titel "Bayerische Kammersängerin" erhielt, war zeit ihres Lebens dem Festival in Bad Wildbad so eng verbunden, dass sie einen Teil ihres Vermögens für einen Gedächtnispreis sowie ein Stipendium für Sopranistinnen auf zunächst fünf Jahre stiftete. Leider kann sie die Verleihung des Gedächtnispreises nicht mehr erleben, da sie 2018 verstarb. Da sich in diesem Jahr ihr Geburtstag zum 100. Mal jährt, wird der Preis in diesem Jahr im Rahmen eines Konzertes verliehen.

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Diana Haller

Haller präsentiert in diesem Konzert drei Konzertarien, in denen sie in die Rolle von drei Bühnenheldinnen schlüpft, die alle den Namen Starke Frauen verdienen. Den Anfang macht Rossinis Giovanna d'Arco. Rossini hat diese Kammerkantate nach seiner aktiven Zeit als Opernkomponist vertont. Wann dieses Stück allerdings genau entstand, lässt sich nicht rekonstruieren. Die Komposition hat er in die Alben seiner Alterssünden aufgenommen, in denen seine späten Werke ab den 1850er Jahren zu finden sind. Die erste belegte Aufführung fand 1859 im Salon Rossinis in Paris statt. Marietta Alboni sang darin die Partie der Giovanna. Gewidmet ist das Werk Rossinis zweiter Gattin Olimpia. Die Orchesterinstrumentierung hat der Komponist Marco Taralli für das Festival Rossini in Wildbad 2011 erstellt. Diese Fassung ist auch in diesem Konzert zu hören. In der ersten kleinen Arie erinnert sich die Schäferin Johanna an ihre Mutter und die Orte ihrer Kindheit, die sie nun zurücklassen muss, da sie durch ein göttliches Zeichen dazu berufen worden ist, Frankreich vor den englischen Eindringlingen zu retten. In der großen zweiten Arie lässt sie ihrer Zuversicht, mit der sie das Heer gegen die Engländer führen wird, freien Lauf. Haller beginnt das Werk mit sehr leisen, gefühlvollen Tönen, die mit dem eindringlichen Spiel des Philharmonischen Orchesters Krakau unter der Leitung von Antonino Fogliani die "Ruhe vor dem Sturm" beschreiben. Mit großer Beweglichkeit schraubt sich Haller im Anschluss in stupende Höhen empor, wenn sie sich vorstellt, wie die anderen Mütter ihre eigene Mutter beneiden werden für das, was die Tochter vollbringt. In der zweiten Arie glänzt Haller dann mit halsbrecherischen Koloraturen, die Johannas Siegesgewissheit unterstreichen.

Die zweite Kantate stammt von Johann Simon Mayr, der im Italienischen Giovanni Simone genannt wurde. Die Konzertarie Ero wurde erst vor zwei Jahren durch die Musikforscher Paolo Fabbri und Maria Chiara Bertieri entdeckt und stellt somit eine moderne Erstaufführung dar. Komponiert hat Mayr sie, bevor er 1794 seine Opernkarriere startete, 1793 für die Contraltistin Bianca Sacchetti auf ein Libretto von Giuseppe Maria Foppa. Erzählt wird die Geschichte der jungen Hero, einer Priesterin der Aphrodite, die jeden Abend ihren Geliebten Leander empfängt, der durch den Hellespont, einen engen Meeresarm, von ihr getrennt ist und zu ihr die Fluten durchquert. Die Kantate beschreibt die letzte Nacht, in der Hero in freudiger Erwartung ihren Geliebten erwartet, bis sie ihn in der stürmischen See ertrinken sieht und beschließt, sich ebenfalls in die Fluten zu stürzen, um seinem Schicksal zu folgen. Mit samtweichem Mezzosopran beschreibt Haller die Vorfreude auf das bevorstehende Rendezvous, bis sie sieht, wie der Geliebte in den Fluten untergeht. Mit dunkler Stimme lässt sie dabei noch einmal den Geliebten zu Wort kommen, wenn er kurz vor dem Untergang seine Geliebte um Hilfe ruft. Entschlossen präsentiert sich Haller dann, wenn sie dem Geliebten in den Tod folgen will. Erneut begeistert sie mit beweglichen Koloraturen, bevor das Orchester sie mit eindrucksvollem Spiel gewissermaßen in die Fluten aufnimmt.

Nach der Verleihung des Gedächtnispreises und einer kurzen Pause folgt dann Joseph Haydns Berenice-Kantate, die er 1795 in London für die damalige Primadonna Brigida Giorgi Banti auf einen Text von Metastasio vertonte. Metastasio hatte das Libretto Antigono für Johann Adolf Hasse Mitte des 18. Jahrhunderts verfasst, und der Text war in den folgenden Jahren von zahlreichen weiteren Komponisten vertont worden. Haydn wählte eine Szene und Arie aus dem dritten Akt. Darin befindet sich die ägyptische Prinzessin Berenike in einer schwierigen Lage. Sie soll den makedonischen König Antigonos heiraten, liebt aber dessen Sohn Demetrios, der sich das Leben nehmen will, um seinem Vater nicht im Wege zu stehen. Berenike überlegt nun, ob sie dem Entschluss ihres Geliebten folgen soll. Auch hier glänzt Haller mit einer eindringlichen Interpretation.

Im Anschluss folgt dann noch Haydns Londoner Sinfonie Nr. 12, die im gleichen Jahr wie die Kantate entstand. Antonino Fogliani führt das Philharmonische Orchester Krakau mit viel Esprit und Dynamik durch die vier Sätze. Wieso aber die Sinfonie und nicht eine Kantate an das Ende des Abends gestellt wird, bleibt unklar. Man hätte bei einem Abend, der mit Starke Frauen betitelt ist, am Ende ebenfalls eine "starke Frau" erwartet und Haller auch den Schlussapplaus des Konzertes gewünscht. Vielleicht hätte man sie dann auch noch zu einer kleinen Zugabe, vielleicht aus Tancredi verlocken können, selbst wenn es sich hierbei nicht um eine "starke Frau", dafür aber um eine großartige Erinnerung an ihren Auftritt in Bad Wildbad 2019 gehandelt hätte.

FAZIT

Diana Haller macht in der eindrucksvollen Interpretation der drei Kantaten deutlich, wieso sie den Inge-Borkh-Gedächtnispreis verdient hat.

Weitere Informationen zum Festival Rossini in Wildbad 2021



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Ausführende

Diana Haller, Mezzosopran

Antonino Fogliani, Musikalische Leitung

Philharmonisches Orchester Krakau
(Leitung: Alexander Humala

 

Werke

Gioachino Rossini
Giovanna d'Arco (1832 - 1857?)
Kantate für Contralto und Klavier
Orchesterfassung von Marco Taralli

Giovanni Simone Mayr
Ero (1793)
Kantate für Mezzosopran und Orchester

Joseph Haydn
Berenice, che fai (1795)
Kantate für Sopran und Orchester Hob XXIVa:10

Joseph Haydn
Sinfonie Nr. 104 in D-Dur (1795) Hob I:104
Londoner Sinfonie Nr. 12
I: Adagio - Allegro
II: Andante
III: Menuetto und Trio: Allegro
IV: Finale spiritoso


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