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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
08.07.2021 - 25.07.2021


Rossini & Co. II Opernszenen

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Filippo Morace

In italienischer, französischer und deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 15' (keine Pause)

Aufführung auf dem Kurplatz am 18. Juli 2021

 

 

 

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Meisterklasse auf dem Kurplatz

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Wunder geschehen, auch in Bad Wildbad. Nachdem bis jetzt alle für draußen angesetzten Veranstaltungen des vom Festspiel-Intendanten Jochen Schönleber umsichtig geplanten diesjährigen Festivals wegen des schlechten Wetters in die Offene Halle Marienruhe verlegt werden mussten, zeigte sich beim zweiten Konzert Rossini & Co. Opernszenen erstmals das Wetter von seiner besten Seite, so dass die Veranstaltung wie geplant auf dem Kurplatz direkt vor dem Badhotel stattfinden konnte. Nun gab es aber schon wieder zu viel Sonne, so dass zahlreiche Besucher während des Konzerts mit ihrem Stuhl einen Platz im Schatten suchten. Auch das viertelstündige Läuten der Kirchenglocken hatte man wohl kaum als so störend antizipiert. Aber die jungen Sängerinnen und Sänger der Meisterklasse, die sich an diesem Morgen präsentierten, ließen sich davon nicht beeinträchtigen und bescherten dem Publikum ein Konzerterlebnis mit zahlreichen Höhepunkten. In diesem zweiten Konzert stellten sich insgesamt sieben Teilnehmerinnen und drei Teilnehmer der Meisterklasse von Filippo Morace vor, der 2019 die Meisterklasse von Lorenzo Regazzo kurzfristig übernommen hatte. Während Morace 2019 auch noch als Guglielmo in Mayrs L'accademia di musica zu erleben war, konnte er in diesem Jahr allerdings nur für die Meisterklasse kommen und musste leider auch schon vor dem Abschlusskonzert abreisen, so dass er die Begeisterung für seine Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht mehr miterleben konnte.

Einige Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren bereits eine Woche zuvor im Konzert der Meisterklasse von Stefania Bonfadelli und / oder in Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben. Das Konzert eröffnet die Sopranistin Meagan Sill, die in diesem Jahr das erste Inge-Borkh-Stipendium erhält. Borkh, die in diesem Jahr 100 Jahre alt geworden wäre, hatte dem Festival Mittel für ein Inge-Borkh-Stipendium für Sopranistinnen für fünf Jahre zurückgelegt. Schönleber hofft, dass sich weitere Sponsoren finden werden, damit dieses Stipendium auch nach fünf Jahren noch weiteren vielversprechenden Sopranistinnen zuteil werden kann. Sill stellt sich an diesem Morgen mit der Kavatine der Isabelle aus Giacomo Meyerbeers Grand Opéra Robert le diable vor, in der die junge Frau daran zweifelt, dass ihre Hochzeit mit Robert stattfinden kann. Sill glänzt dabei mit großartigen Koloraturen und sattem Sopran und unterstreicht, dass sie das Stipendium zu Recht erhalten hat.

Auch die junge Sopranistin Gaja Pellizzari setzt an diesem Morgen erneut Akzente. Dieses Mal hat sie sich die Kavatine der Semiramide aus Rossinis gleichnamiger Oper ausgewählt, die Sill beim letzten Konzert gesungen hat. Auch Pellizzari setzt die Vorfreude der Königin auf die Rückkehr des von ihr geliebten Arsace mit großartigen Bögen und voluminösem Sopran um und stattet die Koloraturen mit wunderbaren Verzierungen aus. Im Duett mit Remy Burnens zeigt sie anschließend noch ihr schauspielerisches Talent, wenn sie sich als Adina aus Donizettis L'elisir d'amore über Nemorinos neu gewonnenes Selbstbewusstsein ärgert und es vermisst, von ihm angehimmelt zu werden. Burnens hat zum Spiel eine Flasche zur Hand und überzeugt ebenfalls mit komödiantischem Spiel, wenn er als einfältiger Nemorino an die Wunderwirkung des Trankes glaubt. Für die Höhen in Don Ramiros schwieriger Arie "Sė, ritrovarla io giuro!" aus Rossinis La Cenerentola muss sein Tenor allerdings noch ein bisschen reifen.

Als gewissermaßen "alte Bekannte" glänzen an diesem Morgen außerdem Veronica Marini, Mara Gaudenzi und Claudia Urru. Marini hat die dramatische Arie der Anaï "Quelle horrible destinée!" aus Rossinis Moïse ausgewählt und punktet mit sauber ausgesungenen Höhen und intensivem Spiel. Das ursprünglich geplante Duett aus Mozarts Don Giovanni mit Luis Aguilar zum Abschluss des Konzertes muss leider entfallen, da sich der Tenor für das Konzert krankgemeldet hat. Gaudenzi präsentiert Rosinas Arie aus dem zweiten Akt aus Rossinis Il barbiere di Siviglia, in der sie dem Grafen Almaviva, der als verkleideter Musiklehrer zu ihr gekommen ist, unter dem Deckmantel des von ihr einstudierten Lieds aus L'inutile precauzione (Die vergebliche Vorsicht) ihre Liebe gesteht. Gaudenzi gestaltet das Stück mit sattem, warmem Mezzo, der in den Höhen große Durchschlagskraft besitzt. Urru präsentiert im Anschluss die erste Arie der Königin der Nacht mit großartiger Diktion und perfekt sitzenden Koloraturen.

Als weitere Entdeckung darf an diesem Morgen Giovanna Caterina Di Luca betrachtet werden. Sie stellt sich mit der Schlussarie der Amina aus Bellinis La sonnambula vor. Dabei klingt ihr leuchtender Sopran so leicht und schwerelos, dass man sich dabei gut vorstellen kann, wie sehr die Titelfigur aus Bellinis Oper dabei der Realität entrückt ist. Lorenzo Barbieri und Adina Vilichi haben an diesem Tag ein enormes Programm zu bewältigen, da sie am Abend auch noch bei der Wiederaufnahme der Oper I tre gobbi von Manuel García als Madama Vezzosa und Marchese Parpagnacco auf der Bühne stehen. Vilichi stellt mit der Arie der Giulia aus Rossinis La scala di seta unter Beweis, dass man einen adäquaten Ersatz für die Partie vor Ort zur Verfügung hätte, wenn die Interpretin der Partie bei einer Vorstellung in Bad Wildbad ausfallen sollte. Barbieri zeigt mit der Katalogarie des Leporello aus Mozarts Don Giovanni mit beweglichen Läufen sein Buffo-Talent. Gianluca Ascheri zeigt sich erneut als kongenialer Begleiter am Klavier, der den Solistinnen und Solisten zu strahlen ermöglicht.

FAZIT

Auch die Aufführung des Konzertes auf dem Kurplatz hat ihre Tücken, die aber den musikalischen Genuss bei den hochkarätigen Leistungen nicht zu trüben vermögen.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2021

Programm des Konzertes

Giacomo Meyerbeer: Robert le diable (1831): Kavatine der Isabelle "En vain j'espère" (Meagan Sill)

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni (1787): Rezitativ und Arie des Leporello "Eh consolatevi - Madamina, il catalogo è questo!" (Lorenzo Barbieri)

Vincenzo Bellini: La sonnambula (1831): Szene und Schlussarie der Amina "Ah non credea mirarti" (Giovanna Caterina Di Luca)

Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah! mes amis, quel jour de fête!" (Gaetano Amore)

Gioachino Rossini: La scala di seta (1812): Arie der Giulia "Il mio ben sospiro e chiamo" (Adina Vilichi)

Gaetano Donizetti: L'elisir d'amore (1832): Duett Adina - Nemorino "Caro elisir!... Esulti pur" (Gaja Pellizzari, Remy Burnens)

Gioachino Rossini: Moïse (1827): Arie der Anaï "Quelle horrible destinée!" (Veronica Marini)

Gioachino Rossini: Semiramide (1823): Arie der Semiramide "Bel raggio lusinghier" (Gaja Pellizzari)

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Arie des Don Ramiro "Sė, ritrovarla io giuro!" (Remy Burnens)

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Arie der Rosina "Contro un cor" (Mara Gaudenzi)

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte (1791): Arie der Königin der Nacht "Oh zittre nicht" (Claudia Urru)


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Ausführende

Klavier
Gianluca Ascheri

Teilnehmer der Masterclass
(Luis Aguilar, Tenor)*
Gaetano Amore, Tenor
Lorenzo Barbieri, Bassbariton
Remy Burnens, Tenor
Giovanna Caterina Di Luca, Sopran
Mara Gaudenzi, Mezzosopran
Veronica Marini, Sopran
Gaja Pellizzari, Sopran
Meagan Sill, Sopran
Claudia Urru, Sopran
Adina Vilichi, Sopran

*beim Konzert erkrankt
 

 


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