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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
12.07.2018 - 29.07.2018


Rossini & Co. II Opernszenen

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Lorenzo Regazzo

In italienischer und deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 40' (keine Pause)

Aufführung im Königlichen Kurtheater am 22. Juli 2018

 

 

 

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Bekanntes und Unbekanntes aus dem Bereich des Belcanto

Von Thomas Molke / Fotos folgen

Nachdem sich die Teilnehmer der Meisterklasse von Raúl Giménez bereits im Rahmen des Eröffnungswochenendes im Königlichen Kurtheater vorgestellt haben, folgt nun am ersten offiziellen Festspielwochenende die Meisterklasse von Lorenzo Regazzo. Diese Konzerte haben sich mittlerweile zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler erleben kann, bevor sie auf den Bühnen der Welt Erfolge feiern. Erinnert sei beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren zu erleben waren. Daher verwundert es nicht, dass die Veranstaltungen im Königlichen Kurtheater immer rasch ausverkauft sind. Folglich hat man die Anzahl der Konzerte mittlerweile auf drei erhöht, wobei sich die Meisterklasse von Lorenzo Regazzo in zwei Konzerten vorstellt. Dieses Mal präsentieren sich vier Teilnehmerinnen und sieben Teilnehmer, die teilweise auch in den Opernproduktionen des diesjährigen Festivals zu erleben sind. Dass in den Meisterklassen nicht nur gesanglich sondern auch szenisch gearbeitet wird, manifestiert sich einerseits im Untertitel Opernszenen und andererseits in kleinen witzigen Einfällen während der Präsentationen, in denen die Handschrift von Regazzos großem komischen Talent deutlich wird.

Ein Teil der jungen Sängerinnen und Sänger hat an beiden Meisterklassen teilgenommen und war bereits im ersten Konzert vor einer Woche zu erleben. Der Bassbariton Yevgeniy Chainikov, der vor einer Woche als Graf in Mozarts Le nozze di Figaro mit markanten Tiefen punktete, zeigt nun als Don Basilio aus Rossinis Il barbiere di Siviglia, welch komödiantisches Talent in ihm schlummert. Dabei spielt er wunderbar mit dem Publikum und dem Pianisten und begeistert in der berühmten Arie "La calunnia è un venticello" mit enormer Durchschlagskraft, die das kleine "Windchen", als das die Verleumdung beginnt, glaubhaft zu einem gewaltigen Orkan anwachsen lässt. Auch Céline Mellon, die vor einer Woche mit leicht perlenden Koloraturen und sauber angesetzten Spitzentönen als Linda di Chamounix aufhorchen ließ, setzt in diesem Konzert Akzente. Zunächst präsentiert sie die berühmte Arie der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte mit glasklaren Koloraturen und begeistert später noch in der Romanze der Giulietta aus Bellinis I Capuleti e i Montecchi mit zarter Stimmführung.

Aus den diesjährigen Opernproduktionen kennt man bereits Maria Rita Combattelli, Javier Povedano, Sebastian Monti und natürlich Xiang Xu und Roberto Maietta, die beide auch im letzten Jahr an den Meisterklassen teilgenommen haben. Combattelli, die in Rossinis La cambiale di matrimonio als freche Zofe begeistert, spielt im Konzert als Fiorilla aus Rossinis Il turco in Italia mit ihrem blendenden Aussehen und tanzt den Männern mit beweglichen Koloraturen und sauber angesetzten Spitzentönen auf der Nase herum. Chainikov, der in dieser kleinen Szene wohl ihren Gatten darstellen soll, wird von ihr brüsk abgewiesen, während sie am Ende von Maietta, Povedano, Xu und Monti auf Händen getragen wird. Povedano, der in La cambiale di matrimonio als Buchhalter Norton für große Komik sorgt, eröffnet das Konzert mit der Arie des Argante aus Händels Rinaldo und stellt damit seinen durchschlagkräftigen Bassbariton unter Beweis. Monti ist am gleichen Tag noch wenige Stunden später als Diener Frontino in Rossinis L'equivoco stravagante zu erleben. Von daher verwundert es vielleicht ein wenig, dass er für das Konzert die anspruchsvolle Arie des Don Ramiro aus La Cenerentola, "Sì, ritrovarla io giuro" ausgewählt hat. Dabei überzeugt er aber mit sauber angesetzten Spitzentönen. Xu ist mit Ausnahme von L'equivoco stravagante in allen übrigen Opernproduktion des diesjährigen Festivals zu erleben. Im Konzert stellt er seinen kräftigen Tenor in der Arie des Herzogs aus Verdis Rigoletto, "Parmi veder le lagrime", mit stupenden Höhen unter Beweis und macht glaubhaft, wie sehr der Herzog, zumindest für den Moment, unter dem Verlust der geliebten Gilda leidet. Maietta präsentiert einmal mehr sein überbordendes komisches Talent als Filippo in Rossinis La gazzetta.

Neben Xu und Maietta gibt es auch eine weitere "Wiederholungstäterin", die seit mehreren Jahren immer wieder an den Meisterklassen von Regazzo teilnimmt und dabei eine große Entwicklung zeigt. Die Rede ist von Muriel Fankhauser, die zunächst gemeinsam mit Silvia Porcellini das Duett der Gräfin und Susanna aus Mozarts Le nozze di Figaro präsentiert, das bereits im ersten diesjährigen Konzert von zwei anderen Sängerinnen zu hören war. Hier macht Funkhauser nicht nur stimmlich die Leiden und die Abgeklärtheit der Gräfin deutlich, sondern kann auch darstellerisch besser als ihre junge Kollegin aus dem ersten Konzert transportieren, wie verletzt die Gräfin über das Verhalten ihres Mannes ist. Porcellini überzeugt als Susanna mit frechem, mädchenhaftem Sopran. Für ihren zweiten Auftritt hat Funkhauser eine sehr unbekannte Arie von Franz Liszt ausgewählt, in der Regazzo am Klavier mit nahezu ätherischen Klängen den Gesang untermalt.

Neben den zahlreichen bekannten Arien von Rossini, Mozart und Bellini präsentieren die jungen Sängerinnen und Sänger auch unbekannte Stücke. Nachdem im ersten Konzert ein Quartett aus Manuel Garcías L'isola disabitata vorgestellt wurde, gibt es nun die Arie aus der gleichnamigen Oper von Joseph Haydn, die Porcellini mit leichtem Sopran vorstellt. Übernommen wird aus dem ersten Konzert das großartige Buffo-Duett von Tarabotto und Batone aus Rossinis L'inganno felice, "Va taluno mormorando", in dem die beiden versuchen, sich gegenseitig auszuhorchen. Markierte die komödiantische Präsentation von Maietta und Povedano schon den Höhepunkt des ersten Konzertes, setzen die beiden Vollblutkomödianten an diesem Morgen szenisch noch einen drauf. Ein bloßer Stuhl reicht Maietta und Povedano als Requisite aus, um ihren Versuch zu demonstrieren, den anderen jeweils zu überlisten. Im Anschluss überreicht Reto Müller allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch ein Buch des im März letzten Jahres verstorbenen Rossini-Experten Alberto Zedda, in dem unter anderem ein Kapitel wichtige Tipps für junge Sängerinnen und Sänger enthält. Danach verabschiedet sich die komplette Meisterklasse mit Reynaldo Hahns "La primavera" vom begeisterten Publikum.

FAZIT

Auch beim diesjährigen Konzert wird durch das abwechslungsreiche Programm und die vielversprechenden jungen Künstlerinnen und Künstler deutlich, wieso sich diese Konzerte zu einem Geheimtipp des Festivals entwickelt haben.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2018

Programm des Konzertes

Georg Friedrich Händel: Rinaldo (1711): Arie des Argante "Sibilar gl'angui d'Aletto" (Javier Povedano, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Wolfgang Amadeus Mozart: Die Zauberflöte (1791): Arie der Königin der Nacht "Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen (Céline Mellon, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Duettino Susanna - Contessa "Canzonetta sull' aria" (Silvia Porcellini, Muriel Fankhauser, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi (1830): Kavatine des Tebaldo "È serbata a questo acciaro (Roberto Jachini Virgili, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Arie des Don Basilio "La calunnia è un venticello" (Yevgeniy Chainikov, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Arie des Taddeo "Ho un gran pesosulla testa" (Masashi Tonosugi, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Gioachino Rossini: Il turco in Italia (1814): Kavatine der Fiorilla "Non si dà follia maggiore (Maria Rita Combattelli, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Gioachino Rossini: La gazzetta (1816): Arie des Filippo "Quando la fama altera" (Roberto Maietta, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Rezitativ und Duett Rosina - Figaro "Ebbene signor Figaro?" - "Dunque, io son..." (Maria Rita Combattelli, Javier Povedano, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Vincenzo Bellini: I Capuleti e i Montecchi (1830): Szene und Romanze der Giulietta "Eccomi in lieta vesta" (Céline Mellon, Begleitung: Lorenzo Regazzo)

Joseph Haydn: L'isola disabitata (1779): Rezitativ und Arie der Silvia "Che fu mai" - "Fra un dolce delirio" (Silvia Porcellini, Begleitung: Lorenzo Regazzo)

Mauro Giuliani: Sei ariette de Metastasio: "Ombre amene" als Duett (Silvia Porcellini, Roberto Jachini Virgili, Begleitung: Lorenzo Regazzo)

Franz Liszt: Tre sonetti di Petrarca (1846): "I' vidi in terra angelici costumi" (Muriel Fankhauser, Begleitung: Lorenzo Regazzo)

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Arie des Don Ramiro "Sì, ritrovarla io giuro" (Sebastian Monti, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Giuseppe Verdi: Rigoletto (1851): Rezitativ und Arie des Herzogs "Ella mi fu rapita" - "Parmi veder le lagrime" (Xiang Xu, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Gioachino Rossini: L'inganno felice (1812): Duett Tarabotto - Batone "Va taluno mormorando" (Javier Povedano, Roberto Maietta, Begleitung: Gianluca Ascheri)

Reynaldo Hahn: 6 Chansons in dialetto veneziano (1901): "La primavera" (alle, Begleitung: Gianluca Ascheri)

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Ausführende

Klavier
Gianluca Ascheri
Lorenzo Regazzo

Teilnehmer der Masterclass
Yevgeniy Chainikov, Bassbariton
Maria Rita Combattelli, Sopran
Muriel Fankhauser, Sopran
Roberto Maietta, Bariton
Céline Mellon, Sopran
Sebastian Monti, Tenor
Silvia Porcellini, Sopran
Javier Povedano, Bassbariton
Masashi Tonosugi, Bassbariton
Roberto Jachini Virgili, Tenor
Xiang Xu, Tenor

 


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