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Wexford Festival Opera
26.10.2016 - 06.11.2016


Riders to the Sea

Oper in einem Akt
Libretto vom Komponisten nach John Millington Synges gleichnamigem Stück
Musik von Ralph Vaughan Williams

In englischer Sprache mit englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1 h (keine Pause)

Premiere im Whites Hotel in Wexford am 28. Oktober 2016
(rezensierte Aufführung: 31.10.2016)



 

 

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Die Grausamkeit der See

Von Thomas Molke / Fotos von Paula Malone Carty

Während die drei Hauptproduktionen des diesjährigen Wexford Festival Opera im O'Reilly Theatre allesamt dem tragischen Genre angehören, ist die Auswahl bei den so genannten "Short Works", die an den Nachmittagen mit einstündigen Kurzopern oder gekürzten Kammerfassungen gängiger Repertoire-Stücke seit vielen Jahren das Festival ergänzen, wesentlich breiter gefächert. Dabei übertrifft allerdings der tragische Einakter Riders to the Sea, der in diesem Jahr neben Donizettis Il Campanello und William Waltons The Bear im Clayton Whites Hotel gespielt wird, die drei Hauptproduktionen bei weitem an Düsterkeit, und man kann sagen, dass man nach keinem anderen Werk in diesem Jahr in Wexford derart niedergeschlagen das Theater verlässt. Der Komponist Ralph Vaughan Williams ist nicht in erster Linie als Opernkomponist bekannt, obwohl er sein ganzes Leben versucht hat, seine Musik mit dem Theater zu verknüpfen. Auch sein Einakter Riders to the Sea hat es auf den Opernbühnen nicht leicht gehabt. Zuerst vergingen zehn Jahre, bis das Werk nach seiner Fertigstellung am Royal College of Music in London am 1. Dezember 1937 uraufgeführt wurde. Dann dauerte es bis 1953, bis es den Sprung ins Repertoire des Sadler's Wells schaffte.

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Nora (Katie Lowe, 2. von rechts) und Cathleen (Philippa Boyle, rechts) sehen traurig zu, wie die Dorfbewohnerinnen (Lucilla Graham, Sophie Goldrick, Eleanor Garside und Jessie Tse) den toten Bartley (Lukasz Karauda) für die Beisetzung vorbereiten.

Die Oper basiert auf der gleichnamigen einaktigen Tragödie des irischen Schriftstellers John Millington Synge, die am 25. Februar 1904 in Dublin ihre Uraufführung erlebte. Vaughan Williams übernimmt in dem von ihm angefertigten Libretto Synges Text fast wörtlich. Erzählt wird die Geschichte von Maurya, die am Meer westlich von Galway lebt und mittlerweile vier Söhne, ihren Ehemann und ihren Schwiegervater an die See verloren hat. Zu Beginn des Stückes mutmaßen die beiden Töchter Cathleen und Nora, dass auch ihr Bruder Michael der See zum Opfer gefallen ist, da er seit einigen Tagen nicht zurückgekehrt ist und der junge Priester Nora ein Bündel mit Kleidungsstücken gegeben hat, die von einem weiteren Opfer an Land gespült worden sind und bei denen Nora prüfen soll, ob sie von ihrem Bruder stammen. Um ihre Mutter nicht zu beunruhigen, verheimlichen die beiden Schwestern den Fund der Kleider. Als dann der letzte Sohn nach Galway aufbrechen will, versuchen die Frauen zu verhindern, dass er das Haus verlässt, weil sie nicht auch noch den letzten Mann verlieren wollen. Maurya eilt ihm nach, um ihn mit einem Laib Brot zu versorgen und ihn zurückzuhalten. Doch als sie zurückkehrt, sagt sie, dass sie den Geist Michaels gesehen habe und ihr damit klar geworden sei, dass auch Bartley verloren sei. Kurz darauf tragen die Dorfbewohner den toten Bartley ins Haus. Beim Sturz vom Pferd ist er im Meer ertrunken. Maurya wirkt auf eine verrückte Weise beruhigt, da ihr die See nun nichts mehr nehmen kann.

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Maurya (Lara Harvey) am Totenbett ihres letzten Sohnes (Lukasz Karauda)

Caitriona McLaughlin betont in ihrer Inszenierung die Allmacht des Wassers. So hört man schon beim Betreten des Saals das fortwährende Rauschen des Meeres, das mit Blick auf das grau gehaltene Bühnenbild keineswegs beruhigend wirkt. Noch vor dem musikalischen Vorspiel wird das Geräusch des Wassers von den Frauen auf der Bühne aufgegriffen. Die vier Chorsängerinnen, Cathleen und Nora schütten aus Krügen in monotonem Rhythmus Wasser in mehrere Gefäße. Dabei ahmen die Geräusche die ans Ufer brandenden Wellen nach. Benjamin Laurent betritt als eine Art Fischer durch den Zuschauerraum die Bühne und bleibt bei den einzelnen Frauen stehen, die ihn ungläubig ansehen. Soll er ein vermisster Mann sein, den alle schon für tot gehalten haben und den das Meer wieder zurückgegeben hat? Langsam nimmt er seinen Platz am Klavier ein und beginnt mit dem Vorspiel. Dabei gelingt es ihm, die traurigen und depressiven Momente der Musik eindringlich herauszuarbeiten. Die vier Chordamen verlassen mit Nora die Bühne und lassen Cathleen allein zurück. die nun Mehl wie Sandkörner aus einer Schale auf den Tisch herabrieseln lässt und anschließend das Brot knetet, das Bartley vor seiner Abreise erhalten soll.

Philippa Boyle überzeugt als Cathleen mit vollem Sopran und bewegendem Spiel. Sie ist die stärkere von den beiden Schwestern, die im Gegensatz zu Nora nahezu bis zum Schluss die Nerven behält. Katie Lowe gestaltet ihre Schwester Nora mit warmem Mezzosopran und dramatischen Höhen. Leider wirkt Lara Harvey als Mutter Maurya viel zu jung und kann mit ihrem klangschönen Mezzosopran nicht die Tragik der Gram gebeugten Mutter einfangen. Ihr hätte man darstellerisch eine Tochter eher abgenommen. Lukasz Karauda überzeugt als Bartley mit kräftigem Bariton, der so ungestüm jugendlich klingt, wie es für den letzten Sohn der Familie auch angemessen ist. Da verwundert es nicht, dass er sich von den Frauen nicht aufhalten lässt und sich stattdessen auf den Weg nach Galway macht. Lucilla Graham, Eleanor Garside, Jessie Tse und Sophie Goldrick überzeugen als Frauenchor und vermitteln glaubhaft das Leid der Dorfbewohnerinnen, die immer wieder den Tod weiterer Männer beklagen müssen. Unter die Haut geht der Moment, wenn die Frauen Bartleys Leichnam hereintragen und a cappella in lauten dissonanten Klagegesang ausbrechen. Erschreckend harmonisch klingt dann anschließend Mauryas Reaktion darauf. Man dürfe nicht traurig sein. Schließlich könne keiner ewig leben, und nun müsse sie zufrieden sein, da ihr die See nun nichts mehr nehmen könne.

Dieser Schluss lässt das Publikum dann auch etwas ratlos zurück, so dass der Applaus am Ende dann recht zurückhaltend ist. Vielleicht ist man aber einfach von der Geschichte so niedergeschlagen, dass es einem nicht zum Klatschen zumute ist. Damit hätte die Aufführung dann ja auch ihr Ziel erreicht.

FAZIT

Caitriona McLaughlin beschönigt in Vaughan Williams' Riders to the Sea nichts und lässt das Publikum damit sehr niedergeschlagen zurück.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Benjamin Laurent

Regie
Caitriona McLaughlin

Kostüme und Requisiten
Robbie Sinnott

Licht
Rory Beaton


Solisten

Maurya
Lara Harvey

Cathleen
Philippa Boyle

Nora
Katie Lowe

Bartley
Lukasz Karauda

The Woman / Chor-Mezzosopran
Lucilla Graham

Chor-Sopran
Eleanor Garside

Chor-Sopran
Jessie Tse

Chor-Mezzosopran
Sophie Goldrick


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