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Ruhrtriennale 2015 - 2017 (Intendant: Johan Simons)

Spielzeit 2016 (12.08.2016 - 24.09.2016)

 

Meyoucycle

Eine Art Liederzyklus mit fiktiven Figuren, die sich über Gefühle in einer digitalisierten Zukunft Gedanken machen.
Von Eleanor Bauer und Chris Peck

Eine Produktion von Caravan Production für GoodMove vzw in Koproduktion mit der Ruhrtriennale, PACT Zollverein und Kaaitheater in Brüssel, Rencontres Choréographiques Internationales de Seine-Saint Denis in Paris, Residenzen im Kaaitheater in Brüssel, Kunstenwerkplaats Pianofabriek in Brüssels und P.A.R.T.S in Brüssel. Mit Unterstützung der flämischen Behörden und der Flämischen Gemeinschaftskommission der Region Brüssel-Hauptstadt (VGC). Eleanor Bauer ist Artist in Residence im Kaaitheater 2013-2016.

Aufführungsdauer: ca. 2h (keine Pause)

Premiere am 8. September im Tanzzentrum PACT / Essen-Zollverein

(rezensierte Aufführung: 9. September 2016)

Logo: Ruhrtriennale 2015-17

Schwindende Identitäten

von Stefan Schmöe / Fotos © Anne Van Aerschot

Meyoucycle ist "ein politisches Science-Fiction-Fantasy-Konzert über Ausdruck im Zeitalter von Turbo-Kapitalismus und digitaler Interaktion. Kontaktanzeigen, altmodische Briefe, Chat-Bots, Tweets, Wort-Jazz, endlose Tiraden, poetischer Terrorismus, Sound und Video kollidieren in einer Denkschleife über heutiges und künftiges Leben und die Kräfte und Interfaces, die es gestalten." So steht's im Programmheft, und damit ist eigentlich auch das Wesentliche schon gesagt über diese Produktion der amerikanischen Performance-Künstlerin Eleanor Bauer, die in Brüssel lebt und arbeitet, und hier gemeinsam mit dem Komponisten Chris Peck eine rund zweistündige, na ja, am besten sagt man wohl: Bühnenshow, konzipiert hat.

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Vier Sänger-Tänzer agieren auf der Bühne: Neben Eleanor Bauer die Isländerin Inga Huld Hákandóttir (mit ausdrucksstark großer Stimme), der Amerikaner Tarek Halaby und der charismatische, einschmeichelnd sanft singende Franzose Gaël Santisteva. Dazu eine Band, bestehend aus Gerrit Nulens (Percussion), Gwenaelle Rouger (Klavier, Synthesizer) und Kobe Van Cauwenberghe (Gitarre, Bass), Mitglieder des in Brüssel beheimateten Ictus Ensemble, dass sich der modernen, speziell auch elektronischen Musik verschrieben hat. Die Aufführung beginnt mit einem langen Text darüber, dass die moderne Kommunikations- und Unterhaltungstechnik zunehmend den Menschen beherrscht (und nicht der Mensch die Technik), und dass daraus resultierend Kommunikation zunehmend unter kommerziellen Aspekten fremdgesteuert wird - zunehmend entscheiden Konzerne wie Facebook oder Twitter, was und wie wir kommunizieren. Das ist witzig und klug, aber da wird auch schnell das Hauptproblem der Aufführung deutlich: Die großen Textmengen, in englischer Sprache (deutsch und englisch übertitelt, aber man kommt kaum mit dem Lesen nach), und selbst wenn das relativ gut zu verstehen ist, bindet es doch viel Aufmerksamkeit.

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Mehr und mehr verschwindet die reale Identität des nur noch vermeintlich selbst Kommunizierenden hinter virtuellen Realitäten. Immer wieder unter Perücken oder Masken versteckt, entwickeln die Akteure eine Art Singspiel ohne klare Handlung. Die Songs decken stilistisch ein breites Spektrum weitgehend jenseits des Mainstreams von der ruhigen Ballade bis zu harten Rhythmen ab; verbindend ist der starke, oft verfremdende Einsatz der Elektronik mit Echos und Verzerrungen. Das hat seinen Reiz, auch wenn sich die Texte mehr und mehr im popkulturell Unverbindlichen verlieren. Zuletzt verschwinden die Sänger-Tänzer und damit das Individuelle ganz, es bleibt die Musik in der Karaoke-Variante zum Mitsingen - da übernimmt die Technik die Kommunikation, in diesem Fall die mit dem Publikum, komplett.

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Der auf den ersten Blick kryptische Titel des Stücks lässt sich in die Bestandteile Me - you - cycle zerlegen - wenn man es schnell und ungenau ausspricht, kommt so etwas wie "Musical" heraus. Unter einer faszinierenden Großfotografie des Mondes, passgenau auf eine Scheibe projiziert, wird die Bühne immer wieder raffiniert ausgeleuchtet, und auch die Choreographie hat immer wieder Showelemente. Dabei kommt der Tanz insgesamt etwas kurz gegenüber Text und Musik. Es gibt ein paar eindrucksvolle Passagen, aber auch manches Austauschbare, wie überhaupt zwischendurch der "rote Faden" verloren geht - da wirkt Meyoucycle mitunter wie eine etwas willkürlich zusammengewürfelte Revue von interessanten Nummern, die sich aber nicht stringent auf ein Ziel hin ausrichten wollen. Eine sehenswerte Produktion ist das aber allemal, leider an dieser zweiten von vier Aufführungen keineswegs ausverkauft.




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Produktionsteam

Konzept
Eleanor Bauer
Chris Peck

Choreographie und Regie
Eleanor Bauer

Komposition und Regie
Chris Peck

Kostüme und Bühne
Sofie Durnez
Eleanor Bauer

Songwriting
Chris Peck
Eleanor Bauer
Gérald Kurdian
Arjan&xnbsp;Miranda
Ryan Seaton

Lichtdesign
Luc Schaltin


Solisten

Eleanor Bauer
Inga Hákonardóttir
Tarek Halaby
Gaël Santisteva


Ictus Ensemble:

Gerrit Nulens (Schlagzeug, Perkussion)
Gwenaelle Rouger (Klavier, Synthesizer)
Kobe Van Cauwenberghe (Gitarre, Bass)





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