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Ruhrfestspiele Recklinghausen
01.05.2016 - 19.06.2016

La dolce vita!

Abschlusskonzert
Geburtstagsfeier der Ruhrfestspiele mit der Neuen Philharmonie Westfalen

Aufführungsdauer: ca. 2 h (keine Pause)

Aufführung im Stadtgarten am Ruhrfestspielhaus am 18. Juni 2016

 

 

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Italienischer Abend im Dauerregen

Von Thomas Molke / Foto: © Ruhrfestspiele

Open-Air-Veranstaltungen stehen bei der derzeitigen Wetterlage in Nordrhein-Westfalen unter keinem guten Stern. Diese Erfahrung mussten nicht nur die Veranstalter des fliegenden Holländers in der Bergarena Halde Haniel Bottrop machen. Auch das Abschlusskonzert der Ruhrfestspiele, mit dem der 70. Geburtstag des Festivals gefeiert werden sollte, drohte, im Dauerregen zu versinken. Doch obwohl es an dem Samstag bereits den ganzen Tag über kaum eine trockene Minute gab, wurde bei telefonischen Nachfragen immer wieder versichert, dass das Konzert stattfinden werde. Und wirklich kamen die Scharen, kämpften sich über eine matschige und völlig durchnässte Wiese im Stadtgarten zur Bühne, um ein buntes Programm von italienischer Oper über Filmmusik bis hin zum Schlager zu genießen. Ob man hierbei allerdings wirklich von Genuss sprechen kann, ist fraglich, zumal es weder erlaubt war, einen Stuhl mit auf das Gelände zu nehmen, noch die schlammige Wiese Sitzmöglichkeiten bot. Aber das Publikum bei den Ruhrfestspielen ist diesbezüglich hart im Nehmen, auch wenn Festspielleiter Frank Hoffmann, der den Abend moderierte, schon Schwierigkeiten hatte, den als Kompliment gedachten Satz "Hier kommen nicht nur die Klugen und Intellektuellen" zu einem Ende zu bringen, ohne dabei das anwesende Publikum vor den Kopf zu stoßen. Doch die Zuschauer sahen es gelassen und schmunzelten nur über seine Fortsetzung: "sondern auch die... Klugen und Nicht-Intellektuellen".

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Festspielleiter Frank Hoffmann als Moderator des Abschlusskonzertes La dolce vita!

Eine Stunde vor Beginn des eigentlichen Konzertes war noch die Hip-Hop-Band Tizzle angesetzt, die beim Clubraum Contest der Sparkasse Vest als Sieger hervorgegangen war. Richtige Stimmung kam allerdings bei Tizzle noch nicht auf. Vielleicht war es der Dauerregen, der dazu führte, dass sich viele Zuschauer erst nach der Vorband auf der Wiese einfanden. Vielleicht fiel das Klatschen mit Regenschirm in der Hand etwas schwer, oder Hip Hop war musikalisch eben doch nicht das, was die Besucher einer italienischen Nacht erwarteten. Vielleicht lag es aber auch an Texten wie beispielsweise "Wir kommen in deine Stadt, ey, wir fackeln alles ab, ey, dann hauen wir wieder ab, ey", die nicht jeder Zuhörer als "reine Metaphorik" deutete. Jedenfalls verschwand Tizzle dann relativ sang- und klanglos um kurz vor 20.00 Uhr von der Bühne, und es dauerte dann noch eine Weile, bis das eigentliche Konzert mit gut 20-minütiger Verspätung beginnen konnte. Doch auch trotz der Verspätung litt der Sound stellenweise immer noch unter Rückkoppelungen, die den Hörgenuss genauso dämpften, wie der leicht scheppernde Klang der Neuen Philharmonie Westfalen unter der Leitung von Rasmus Baumann. Dass es nicht am Orchester lag, weiß man, wenn man die Musiker bereits im Theater gehört hat.

So gingen bei der Eröffnungsnummer, der berühmten Ouvertüre aus Verdis La forza del destino die leisen Töne regelrecht unter. Hinzu kam, dass ein Teil des Publikums lieber die Privatgespräche fortsetzte, als den Klängen der Musik zu lauschen. Als Solisten hatte man die Sopranistin Eleonore Marguerre und den Tenor Ricardo Tamura eingeladen. Marguerre begeisterte bei Violettas berühmter Arie "È strano" und der anschließenden Cabaletta "Sempre libera" aus Verdis La traviata mit dramatischen Höhen und perlenden Koloraturen, wie man sie schon in der Oper Dortmund von ihr erleben konnte (siehe auch unsere Rezension). Tamura, der unter anderem auch am MiR in Gelsenkirchen als Des Grieux in Manon Lescaut und Radames in Aida zu erleben war, überzeugte bei der auch aus der Pizzawerbung bekannten Arie "La donna è mobile" mit tenoralem Glanz, dem allerdings auch die Verstärkung zugute kam. Witzig war in diesem Zusammenhang Hoffmanns Hinweis, dass mit der Auswahl der beiden Solisten auch Recklinghausens Stellung zwischen den beiden Fußballstädten Dortmund und Gelsenkirchen Rechnung getragen worden sei.

Im weiteren Verlauf des Abends wechselten sich dann von der Neuen Philharmonie Westfalen präsentierte Filmmusiken, die entweder Italien als Thema hatten oder von einem Italiener komponiert worden waren, mit weiteren Opernarien von Puccini und Verdi ab. Dabei kamen Tamura mit "E lucevan le stelle" aus Puccinis Tosca und "Nessun dorma" aus Turandot die berühmteren Bravourarien zu. In beiden überzeugte er mit fulminanten Spitzentönen. Mit dem berühmten Duett "Brindisi" aus Verdis La traviata schlossen dann Marguerre und Tamura unter großem Jubel den Opernteil des Abends ab. Danach widmete man sich der leichteren Muse. Hierfür war der italienische Jazz- und Popsänger Giacomo Di Benedetto eingeladen worden, der trotz des Dauerregens noch einmal für gute Stimmung auf dem durchnässten Rasen sorgte. Zum Mitsingen luden sowohl "Volare", der wohl berühmteste Song des Grand Prix d' Eurovision de la Chanson, der den Wettbewerb damals nicht gewonnen hatte, und Adriano Celentanos "Azzurro" ein. Mit rauchiger Stimme hauchte Di Benedetto dann noch "Via con me" und überzeugte bei der Rocknummer "L'Americano". Dazwischen präsentierte die Neue Philharmonie Westfalen noch ein Schlager-Medley, unter anderem mit "Zwei kleine Italiener".

Von den ursprünglich geplanten drei Zugaben fielen dann zwei im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. So gab es nur "O sole mio", bei dem Di Benedetto begann und Tamura und später auch Marguerre einstimmten. Dann musste der Platz für das abschließende Feuerwerk geräumt werden. Hierbei gab es dann wirklich noch einmal eine kurze Phase ohne Regen. Gut abgestimmt auf die Musik gab es einen Mix aus Laser-Show, Feuerwerk und Feuer-Fontänen, die durchaus beeindruckend waren und das Publikum dafür belohnten, dass es über drei Stunde in der Kälte und im Regen ausgehalten hatte.

FAZIT

Bei besserem Wetter hätte es eine traumhafte italienische Nacht werden können. Der Dauerregen und die Kälte haben den musikalischen Genuss allerdings doch ein bisschen gedämpft.

Weitere Rezensionen zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2016

 

Ausführende

Neue Philharmonie Westfalen

Musikalische Leitung
Rasmus Baumann

Eleonore Marguerre, Sopran

Ricardo Tamura, Tenor

Giacomo Di Benedetto

Band
Thorsten Drücker, Gitarre
Heiko Pape, Bass
Andy Pilger, Schlagzeug

Moderation
Frank Hoffmann

Vorband
Tizzle

 

Werke

Giuseppe Verdi
Ouvertüre zu La forza del destino

"La donna è mobile"
Arie des Herzogs aus Rigoletto

"Follie... Ah forse lui - Sempre libera"
Arie der Violetta aus La traviata

Miklós Rózsa
"Parade of the Charioteers"
aus Ben Hur

Hans Zimmer
"Suite" aus Gladiator

Ennio Morricone
"Mundharmonika Man"
aus Spiel mir das Lied vom Tod

Giacomo Puccini
"
Chi il bel sogno"
Arie der Magda aus La Rondine

"E lucevan le stelle"
Arie des Cavaradossi aus Tosca

Nino Rota
"Love Theme" aus Romeo and Juliet

Pietro Mascagni
"Intermezzo" aus Cavalleria rusticana

Nino Rota
"Love Theme" aus Der Pate

Amilcare Ponchielli
"Tanz der Stunden" aus La Gioconda

Giacomo Puccini
"Mi chiamano Mimi"
Arie der Mimi aus La bohème

"Nessun dorma"
Arie des Kalaf aus Turandot

Giuseppe Verdi
"Brindisi"
Duett aus La traviata

Domenico Modugno
"Volare" (Nel blu di pinto di blu)

Paolo Conte
"Via con me"

Schlager-Medley

Renato Carosone
"L'Americano"

Adriano Celentano
"Azzurro"

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Ruhrfestspiele Recklinghausen
(Homepage)



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