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Erwachen heiterer Gefühle Von Christoph Wurzel / Fotos: Monika Rittershaus Zwei Gastdirigenten standen am Pult der Berliner Philharmoniker in den beiden Sinfoniekonzerten - Maestri ganz unterschiedlichen Temperaments: der sachlich konzentrierte Holländer Bernhard Haitink und der feurig inspirierende Italiener Riccardo Chailly. Und beiden schien das Programm des Konzertabends jeweils wie auf den Leib geschnitten. Bereits seit 51 Jahren musiziert Bernhard Haitink immer wieder mit den Philharmonikern und auch in diesem Konzert war deutlich zu spüren, dass ein gemeinsamer musikalischer Geist Dirigent und Orchester verbindet und daraus Interpretationen in beglückender Harmonie entstehen. Mit Beethovens Pastorale gelang in beispielhafter Weise eine stilistisch homogene Aufführung, die in ihrer luziden Klarheit auch mit reizvollen „historisch informierten“ Interpretationen mühelos konkurrieren kann. Haitink reizte nicht die Extreme aus, versenkte den 2. Satz (Szene am Bach) nicht in romantische Tonmalerei und zeichnete die Ironie in der burlesken Szene des 3. Satzes (Lustiges Zusammensein der Landleute) nur andeutungsweise. Dafür aber blieb das Ganze in klassischer Symmetrie und faszinierte eben gerade durch dieses Ebenmaß, besonders aber auch durch liebevoll ausgearbeitete Details, welche die Philharmoniker natürlich in exquisiter Klangschönheit zu präsentieren vermochten. Ganz unkapriziös, im besten Sinne werkgetreu, spielte zu Beginn des Konzerts Isabelle Faust Beethovens Violinkonzert. Auch dies eine Interpretation, die durch tiefe geistige Durchdringung und unbedingtes, seriöses Stilempfinden begeisterte. Inniges Mitempfinden war in jedem Ton zu spüren, nichts wirkte aufgesetzt und eine bestechende Klarheit in der Phrasierung ließ ihr Spiel vollkommen natürlich erscheinen. Auch hier war der Mittelweg zwischen exaltierter Dramatik und romantischer Politur manch anderer Interpretationen der künstlerisch am meisten überzeugende. Zudem bestach Isabelle Fausts Geigenspiel immer wieder durch ihre souveräne technische Brillanz und ihren seelenvollen, warmen Ton. Im ersten Satz spielte sie die von Beethoven für seine Klavierfassung dieses Konzerts selbst geschriebene Kadenz, in der die Solostimme dezent von der Pauke sekundiert wird und es gelang ein Wunderwerk an sensibler Gestaltung. Das Konzert wurde auch ein paar Tage später auf arte gesendet, welcher Zauber aber dem Pianospiel innewohnt, konnte nur erfahren, wer live dabei war. Welchen Wunderklang Isabelle Faust im Larghetto entstehen ließ und wie einfühlsam Haitink die Solistin mit dem Orchester unterstützte, das war einer der Glücksmomente in diesem Konzert. Isabelle Faust und Bernhard Haitink in Beethovens Violinkonzert Der Solist des zweiten Sinfoniekonzerts am Ostersamstag war ein Einspringer für die angekündigte, aber erkrankte Martha Argerich – aber von welchem Format! Das Baden-Badener Publikum kam so in den Genuss, das Debut des russischen Pianisten Igor Levit bei den Berliner Philharmonikern zu erleben, obgleich er kein Unbekannter mehr im Konzertbetrieb ist. Bereits die ersten drei Takte, allegro affetuoso, des Klavierkonzerts von Robert Schumann waren Programm für Levits enorm kraftvollen und zugleich klangsinnlichen Zugriff. Von wahrem Feuer war sein Spiel ebenso durchzogen wie im andantino grazioso des 2. Satzes von romantischer Sensibilität, brillant die Leichtigkeit bei den perlenden Läufe der Coda des abschließenden Satzes. Auch diese Wiedergabe schien ihren Glanz aus großer Gemeinsamkeit in der Auffassung zwischen Dirigent und Orchester auf der einen und Solist auf der anderen Seite zu erringen. Sergej Rachmaninow, selbst brillanter Pianist, schätze Schumanns Klavierkonzert und hat es oft selbst gespielt. Das amerikanische Exil unmittelbar nach Beginn der russischen Revolution aber ist ihm als Komponist nicht so förderlich gewesen, wurde er doch in der Wahrnehmung auf russische Schwermut einerseits und allzu gefällige Salonmusik andererseits reduziert. So war seine Dritte Sinfonie, 1936 von Stokowski in Philadelphia uraufgeführt, auch nicht von Erfolg gekrönt, erstaunlicherweise aber nicht wegen zu wenig, sondern wegen zu deutlicher Modernität. Nicht in der Form, aber in der Klangsprache wirkt diese Musik tatsächlich überraschend avanciert. Und in der Interpretation von Riccardo Chailly mit den Berliner Philharmonikern kam diese Seite des immer noch recht unbekannten Werks eindrucksvoll zum Klingen. Scharf waren die Kontraste betont, bereits zu Beginn des ersten Satzes angelegt, wo eine kurze elegische Sequenz von Sologeige mit Horn jäh durch einen derben Marschrhythmus unterbrochen wird. Auch im zweiten und dritten Satz gibt es Stellen innovativer Klangkoloristik. Zugleich zeichnet die Sinfonie eine effektvolle Dramatik aus, die Chailly mit großem Sinn für intensive Steigerung zur Wirkung brachte. Rachmaninows meisterliche Instrumentation gab auch hier den außerordentlichen Qualitäten der philharmonischen Musikerinnen und Musiker kräftig Futter. Riccardo Chailly mit den Berliner Philharmonikern bei den Osterfestspielen 2015 Wohl eher ein Gelegenheitswerk ist aber Mendelssohns Ruy – Blas- Ouvertüre als dramatisch aufgewühltes Einzelstück nicht ohne Wirkung, vor allem, wenn es wie hier mit solchem Drive und klanglich derart geschliffen präsentiert wird. Einer kurzen düsteren Bläserfanfare folgt eine nervös flirrende Streicherpassage und dann ein dramatischer Mittelteil, den die Philharmoniker furios spielten, bis die kurze Ouvertüre in strahlendem Dur schließt; verwunderlich, da sich der Held des zugrunde liegenden Dramas von Victor Hugo am Schluss selbst entleibt. Und noch überraschender, weil Mendelssohn dieses Drama abscheulich gefunden haben soll. Dennoch: dem Sog dieser Musik kann man sich kaum entziehen, zumal sie so furios präsentiert wird wie hier. Weitere Rezensionen zu den Osterfestspielen 2015
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Die Programme: Berliner Philharmoniker 28. März 2015 Isabelle Faust, Violine Bernhard Haitink Dirigent Ludwig van Beethoven Konzert für Violine und Orchester D-Dur op. 61 Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68 „Pastorale“ 4. April 2015 Igor Levit, Klavier Riccardo Chailly, Dirigent Felix Mendelssohn – Bartholdy Ouvertüre zu „Ruy Blas“ op. 95 Robert Schumann Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 54 Sergej Rachmaninow Sinfonie Nr. 3 a-Moll op. 44
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