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Wexford Festival Opera

22.10.2014 - 02.11.2014


Von Thomas Molke

Blick auf Wexford am Abend

Während andernorts die großen und kleinen Opernbühnen sich mitten im normalen Spielbetrieb befinden, lockt das Wexford Festival Opera zum mittlerweile 63. Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands, um Opernraritäten jenseits des gängigen Repertoires kennen zu lernen. Und auch in diesem Jahr hat der künstlerische Leiter David Agler wieder musikalische Schätze ausgegraben, deren Uraufführungen nicht nur einen Bogen über drei Jahrhunderte bis zur Gegenwart spannen und  in unterschiedlichen Ländern stattfanden, sondern die auch thematisch kaum unterschiedlicher sein könnten, reichen sie doch von einer klassischen italienischen Buffo-Oper über ein biblisches Drama bis zu einer europäischen Erstaufführung einer mit dem Pulitzer Prize 2012 ausgezeichneten Oper über den Ersten Weltkrieg. Erweitert wird das Programm in diesem Jahr wieder um drei so genannte "Short Works", die im Nachmittagsbereich neben weiteren Konzerten und Lunchtime Recitals den Zuschauern die Möglichkeit geben, sich quasi den ganzen Tag mit nur kurzen Unterbrechungen musikalischen Genüssen hinzugeben.

Das O'Reilly Theatre, Blick aus dem Zuschauerraum

Den Anfang macht am 22. Oktober 2014 im O'Reilly Theatre im Wexford Opera House eine Oper, die den meisten nur in der drei Jahre zuvor erschienenen Fassung von Richard Strauss bekannt sein dürfte. Die Rede ist von Salomé von Antoine Mariotte, einem französischen Komponisten, der zunächst als Marinesoldat diente, bis es ihn zum Musikstudium ans Pariser Konservatorium verschlug. Wie Strauss' Oper basiert auch Mariottes Tragédie lyrique auf dem gleichnamigen Stück von Oscar Wilde, wobei Mariotte im Gegensatz zu Strauss die französische Originalsprache beibehalten hat. Trotz großer Auseinandersetzungen mit Strauss' Verlegern feierte Mariottes Oper 1908 in Lyon einen riesigen Erfolg, konnte sich aber im Gegensatz zu Strauss' Version nicht im Repertoire halten.  Nun wird man sich in Wexford selbst ein Bild davon machen können, ob Mariottes Musik, die starke Anklänge an Debussy erkennen lässt, sich mit Strauss messen kann. Die Regie übernimmt Rosetta Cucchi, die hier vor zwei Jahren bereits Cilèas L'Arlesiana in Szene setzte. In der Titelpartie ist Na'ama Goldman zu erleben. Die Partie der Hérodias übernimmt Nora Sourouzian, die bereits im letzten Jahr in den beiden Einaktern Thérèse und La Navarraise von Jules Massenet in den Titelpartien begeisterte. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von David Angus. (Weitere Termine: 25., 28. und 31. Oktober 2014 jeweils um 20.00 Uhr)

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Das O'Reilly Theatre, Blick in den Zuschauerraum

Die zweite Produktion steht ganz in der Tradition der italienischen Buffo-Oper des 19. Jahrhunderts. Antonio Cagnoni schuf als Student am Mailänder Konservatorium mit dem Melodramma giocoso Don Bucefalo ein komödiantisches Meisterwerk, das in Mailand ein großer Erfolg wurde und als würdiger Nachfolger für Donizettis Don Pasquale gehandelt wurde. Die Oper schildert aus Sicht des Gesangslehrers Don Bucefalo, der gemeinsam mit Don Marco eine Oper einstudiert, den ganz normalen Alltagswahnsinn am Theater mit allen Rivalitäten und Eifersüchteleien. Inszeniert wird die Aufführung von Kevin Newbury. Die musikalische Leitung übernimmt Sergio Alapont. In der Titelpartie ist Alessandro Spina zu erleben. (Termine: 23. und 29. Oktober und 1. November 2014 jeweils um 20.00 Uhr und 26. Oktober 2014 um 17.00 Uhr)

Die dritte Produktion feierte erst 2011 an der Minnesota Opera eine umjubelte Uraufführung und wurde im Jahr darauf mit dem Pulitzer Prize ausgezeichnet. Die Rede ist von Silent Night von Kevin Puts, einem der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten. Das Werk basiert auf dem Film Joyeux Noël aus dem Jahr 2005 über einen spontanen Waffenstillstand im Ersten Weltkrieg. Am Weihnachtsabend kommen sich Soldaten unterschiedlicher Nationen, die eigentlich auf feindlichen Seiten kämpfen, näher, legen ihre Waffen nieder und empfinden so etwas wie Freundschaft für den eigentlichen Feind, indem sie ihn als einen Menschen betrachten. Puts erzählt die Geschichte aus Sicht eines französischen, schottischen und deutschen Soldaten. Regie führt Tomer Zvulun. In den Hauptrollen sind Chad Johnson als deutscher Soldat Nikolaus Sprink, Alex Sprague als schottischer Soldat Johnathan Dale und Mathew Worth als französischer Lieutenant Audebert zu erleben. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Michael Christie. (Termine: 24., 27. und 30. Oktober 2014 jeweils um 20.00 Uhr und 2. November 2014 um 17.00 Uhr).

Die so genannten "Short Works" finden in diesem Jahr wieder im Whites Hotel jeweils um 15.30 Uhr statt. Den Anfang macht hierbei eine Kombination aus einer einaktigen Kammeroper von Gustav Holst und einer Kurzoper des britischen Erfolgsteams Arthur Sullivan und W. S. Gilbert. Während The Wandering Scholar über den Wanderprediger Pierre in Frankreich des 13. Jahrhunderts Holsts letzte Komposition kurz vor seinem Tod in Liverpool darstellte, begann mit Trial by Jury 1875 in London die erfolgreiche Zusammenarbeit des Duos Gilbert und Sullivan. (Termine: 23. und 29. Oktober 2014 und 1. November 2014 jeweils um 15.30 Uhr)

Nachdem bereits in den vergangenen Jahren Puccinis Einakter Suor Angelica und Gianni Schicchi im Rahmen der "Short Works" aufgeführt wurden, ist nun der erste Teil aus Puccinis Il trittico, Il tabarro, zu erleben. (Termine: 24., 27. und 30. Oktober 2014 jeweils um 15.30 Uhr)

Neben den reinen Einaktern hat es in den letzten Jahren auch immer wieder Klassiker des Opernrepertoires gegeben, die auf geschickte Art und Weise zu einem "Short Work" verknappt wurden, ohne dass man das Gefühl hatte, musikalisch allzu viel zu verpassen. Garant für den großen Erfolg dieser Produktionen war jeweils der Regisseur Roberto Recchia, der vor zwei Jahren mit Mozarts Zauberflöte und im letzten Jahr mit Donizettis L'Elisir d'amore gekürzte Fassungen präsentierte, die es in der Qualität durchaus mit den Aufführungen im O'Reilly Theatre aufnehmen konnten. In diesem Jahr hat er sich Rossinis unverwüstliche La Cenerentola vorgenommen, und man darf schon mit großer Spannung erwarten, mit welchen komödiantischen Einfällen Recchia auch die Aschenputtel-Geschichte zu einem Höhepunkt der diesjährigen Festspiele machen wird. In der Titelpartie ist Kate Allen zu erleben. Die Rolle des Don Magnifico übernimmt Davide Bartolucci. (Termine: 25., 28. und 31. Oktober 2014 jeweils um 15.30 Uhr)

Des Weiteren werden fast jeden Mittag um 13.05 Uhr die so genannten Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church präsentiert, in denen die Solisten des Festivals ihr musikalisches Talent in anderen Bereichen ihres Repertoires präsentieren können. Das mittlerweile traditionelle Gala-Konzert im O'Reilly Theatre am 26. Oktober 2014 um 21.00 Uhr und zahlreiche weitere Veranstaltungen runden das umfangreiche Programm des Festivals ab. Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com.

 

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unsere Rezensionen:

 

 

Salomé

Don Bucefalo

Silent Night

The Wandering Scholar / Trial by Jury

Il tabarro

La Cenerentola



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