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Wexford Festival Opera
24.10.2012 - 04.11.2012


A Dinner Engagement

Komische Oper in einem Akt
Libretto von Paul Dehn
Musik von Lennox Berkeley

In englischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h (keine Pause)

Premiere im Auditorium der Presentation Secondary School in Wexford am 26. Oktober 2012
(rezensierte Aufführung: 03.11.2012)



 

 

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Liebe geht durch den Magen

Von Thomas Molke / Fotos von Paula Malone Carty


Während das Wexford Festival Opera in diesem Jahr im Rahmen der "Short Works" mit einer Kurzfassung von Mozarts Zauberflöte gängiges Opern-Repertoire bedient, bei dem die Spannung eher darin besteht, wie dieser Opernklassiker in den räumlich beschränkten Möglichkeiten des Auditoriums der Presentation Secondary School umgesetzt werden kann, bleibt die zweite Produktion dem Motto des Festivals treu, Werke zu präsentieren, die eher selten auf den Opernbühnen zu finden sind. Die Rede ist von Lennox Berkeleys zweiter und wohl erfolgreichster Oper A Dinner Engagement, einer comic one-act-opera, die am 17. Juni 1954 im Rahmen des Aldeburgh Festival in der Jubilee Hall ihre Uraufführung erlebte. Dass Berkeley dem heutigen Opernpublikum größtenteils unbekannt ist, mag zwei Gründe haben. Zum einen hat er in seiner langjährigen Karriere als Komponist sich nur dreimal der Gattung Oper gewidmet, wobei seine beiden anderen Opern Nelson  und Ruth keinen großen Erfolg erzielen konnten, bevor er während der Bearbeitung seiner vierten Oper starb. Zum anderen steht sein Werk gewiss im Schatten seines wesentlich berühmteren Zeitgenossen Benjamin Britten, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband, die zur gemeinsamen Komposition seines wohl bekanntesten Werkes, der Orchester-Suite Mont Juic führte.

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Der Earl of Dunmow (Adam Gilbert) und seine Gattin (Hannah Sawle, rechts) hoffen, dass der Sohn der Grand Duchess (Raquel Luis, Mitte) eine gute Partie für ihre Tochter wird.

A Dinner Engagement handelt von Lord und Lady Dunmow, englischen Aristokraten, die nach dem zweiten Weltkrieg in eine finanzielle Schieflage geraten sind und deshalb planen, ihren sozialen Status zu sichern, indem sie ihre Tochter Susan mit einem wohlhabenden Mann verheiraten. Ihre Wahl fällt dabei auf den Prinzen Philippe von Monteblanco, der mit seiner Mutter zur Zeit in England verweilt. Daher laden die Dunmows die beiden zu einer Dinner-Party ein, in deren Verlauf sie hoffen, dass der Prinz sich in Susan verliebt. Doch ihr Vorhaben steht unter einem schlechten Stern. Die angeheuerte Köchin Mrs Kneebone bringt alles durcheinander, Susan zeigt sich alles andere als begeistert von der Idee, mit einem unbekannten Prinzen verkuppelt zu werden, und zu allem Überfluss fordert der Bote des Lebensmittelgeschäftes die sofortige Begleichung der gekauften Waren, da sein Chef die Dunmows nicht mehr anschreiben lassen will. In dieses Chaos platzen die Gäste. Doch während die Dunmows die Grand Duchess über ihr Anwesen führen, kommen sich Susan und der Prinz, der sie zunächst für die Köchin hält, bei der gemeinsamen Vorbereitung des Essens allmählich näher, so dass der Plan der Dunmows aufzugehen scheint. Die Grand Duchess lässt sich selbst von dem erneut hereinplatzenden Boten nicht abbringen, der Verbindung zuzustimmen, und bekennt großmütig, dass die Mitgift der Braut in diesem Fall allein ihre Schönheit sei.

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Ob es zwischen Susan (Laura Sheerin) und Prince Philippe (Alberto Sousa) funkt?

Caitriona McLaughlins erste Idee für die szenische Umsetzung dieses Stückes war, eine Parallele zu der derzeitigen Situation in Irland zu ziehen und eine königliche Hoheit einzuladen, von der man sich finanzielle Unterstützung erhofft. Dieser Plan wurde allerdings - zum Glück - verworfen, so dass das Stück getreu dem Libretto in der Zeit präsentiert wird, in der es spielt. Kate Guinness hat dafür ein detailgetreues Bühnenbild einer Londoner Küche der 50er Jahre des letzten Jahrhunderts entworfen, das sich stark an dem im Programmheft abgebildeten Bühnenbild der Uraufführung orientiert. Nur im blass blauen Kostüm der Grand Duchess lässt sich vielleicht nach ansatzweise erahnen, dass mit dieser Figur ursprünglich eine Anspielung auf Queen Elizabeth II. geplant war.

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Happy End beim Essen: vorne von links: Susan (Laura Sheerin), The Grand Duchess (Raquel Luis) und Prince Philippe (Alberto Sousa), hinten von links: Mrs Kneebone (Kristin Finnigan), Boy (Lawrence Thackeray), Earl of Dunmow (Adam Gilbert) und Countess of Dunmow (Hannah Sawle)

Die Solisten zeigen große Spielfreude bei der Umsetzung dieses Einakters, ob es nun das Schneiden des Gemüses im Rhythmus der Musik oder das Jagen einer imaginären Fliege in der Küche betrifft. Adam Gilbert und Hannah Sawle überzeugen als leicht hektisches Aristokratenpaar, das krampfhaft versucht, den Schein zu wahren. Dabei gelingen beiden äußerst komische Momente, wenn Gilbert sich beispielsweise als mit der Küchenarbeit völlig überforderter Lord präsentiert oder Sawle genervt einen Topf mit einem Messer auskratzt, während ihr Mann sich vor der Aushilfsköchin mit hehren vergangenen Zeiten brüstet. Kristin Finnigan wird zwar als Mrs Kneebone vor der Vorstellung als indisponiert entschuldigt, lässt sich aber weder stimmlich noch darstellerisch als neugierige Köchin etwas anmerken. Besondere Komik entwickelt sie bei der Jagd nach der Fliege, die sie schlussendlich zum Happy End dann auch mit dem Küchentuch erlegt. Lawrence Thackeray mimt einen recht lauten und aufdringlichen Boten, der sich nicht abspeisen lässt und die Pläne von Lord und Lady Dunmow immer wieder ins Wanken bringt. Raquel Luis gefällt als Grand Duchess, die ein Sektglas nach dem nächsten leert, was zu erklären mag, wieso sie sich von der nicht vorhandenen Mitgift am Ende nicht abschrecken lässt und sich altruistischer gibt, als sie in Wirklichkeit ist.

Alberto Sousa und Laura Sheerin präsentieren darstellerisch und optisch als Susan und Philippe ein ideales Liebespaar. Sousa gefällt dabei mit weichem Tenor, und Sheerin überzeugt mit zarten Höhen, nachdem sie sich erst ziemlich widerspenstig und zickig präsentiert hat. Adam Burnette führt die Solisten sicher durch die Partitur, so dass es am Ende großen Applaus für alle Beteiligten gibt, auch wenn von der Musik eigentlich nichts hängen bleibt und man sie nahezu in dem Moment vergessen hat, wenn man das Theater verlässt.

FAZIT

Caitriona McLaughlin gelingt eine kurzweilige und stimmige Umsetzung eines Werkes, das für eine Produktion im Rahmen der "Short Works" durchaus empfehlenswert ist, zu weiteren Inszenierungen allerdings nicht unbedingt animieren kann.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Adam Burnette

Regie
Caitriona McLaughlin

Bühne und Kostüme
Kate Guinness

Licht
Pip Walsh



 


Solisten

The Earl of Dunmow
Adam Gilbert

The Countess of Dunmow
Hannah Sawle

Susan
Laura Sheerin

Mrs Kneebone
Kristin Finnigan

HRH Prince Philippe
Alberto Sousa

HRH The Grand Duchess
Raquel Luis

Boy
Lawrence Thackeray

 


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