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Potpourri mit FeuerwerkVon Thomas Molke / Fotos von Jonas Jungblut
Dieses Jahr durfte man jedenfalls die Dortmunder Philharmoniker unter der Leitung ihres Generalmusikdirektors Jac van Steen, die amerikanische Sopranisten Adina Aaron und den brasilianischen Tenor Thiago Arancam mit Auszügen aus größtenteils unbekannteren Werken der beiden italienischen Meister erleben. Adina Aaron, die ihre Bühnenlaufbahn in Santa Fe und Seattle begann und mehrfache Preisträgerin bedeutender Gesangswettbewerbe ist, verkörperte in Europa vor allem Verdis Aida, die sie aber in Dortmund nicht präsentieren konnte. Thiago Arancam gab sein Debüt in einem Konzert 2006 an der Mailänder Scala, ist der diesjährige Preisträger des Operalia-Gesangswettbewerbs von Placido Domingo und darf wohl unter anderem Cavaradossi und Pinkerton zu seinen Glanzrollen in Europa zählen. Jac van Steen mit den Dortmunder Philharmonikern auf der Seebühne. Der Abend begann mit der Ouvertüre zu Giuseppe Verdis relativ selten gespielten Oper Luisa Miller. Auch wenn die Dortmunder Philharmoniker unter Jac van Steen sehr beherzt aufspielten, gab es große Akustik-Probleme. Die Mikrofone waren sehr schlecht ausgesteuert oder platziert, so dass das Umblättern der Notenblätter beinahe lauter klang als die Pianostellen der Geigen. Vielleicht lag es aber auch an dem aufkommenden Wind, der über den See zog, der den Klang etwas störte. Mit der Zeit wurde der Klang entweder ein wenig besser, oder man hatte sich daran gewöhnt. Im Anschluss präsentierte Thiago Arancam Rodolfos Arie aus dem zweiten Akt "Quando le sere al placido", in der er seine Verzweiflung über Luisas vermeintlichen Treuebruch beklagt, was zum Duell mit Wurm führt. Arancam präsentierte diese wohl bekannteste Arie mit sehr klarer Diktion und strahlenden Höhen. Es folgte Adina Aarons erster Auftritt mit Luisas Arie aus dem zweiten Akt "Tu puniscimi, o Signore", in der sie ihre Verzweiflung über Wurms Erpressung verleiht. Aaron gefiel vor allem in der Mittellage mit einer sehr schön gefärbten Stimme. In den Höhen wirkte ihr Sopran bisweilen ein wenig unsicher und begann, ein bisschen zu flackern. Nach den Auszügen aus Luisa Miller gab es einen Querschnitt aus der wesentlich bekannteren Oper La forza del destino. Die Dortmunder Philharmoniker präsentierten zunächst die Ouvertüre, die in kaum einer Operngala fehlen darf. Jac van Steen setzte sie dramatisch in Szene, wobei er zunächst einen unheilvollen Blick gen Himmel sandte. Anschließend führte er die Musiker mit solchem Verve, dass er dabei sogar seinen Taktstock verlor. Zum Glück landete er im Orchester und nicht im See. Arancam und Aaron überzeugten mit den Arien des Alvaro und der Leonore aus dem dritten Akt ("La vita è inferno" und "Pace, pace, mio Dio") und verabschiedeten sich mit dem Duett des ersten Aktes "Ah, per sempre, o mio bell' angiol" nach gut 45 Minuten in die Pause. Adina Aaron und Thiago Arancam mit den Dortmunder Philharmonikern. Nach der Pause ging es mit Giacomo Puccini weiter. Zunächst wurden Auszüge aus seinen sehr unbekannten Frühwerken Le Villi und Edgar präsentiert. Die Dortmunder Philharmoniker begannen mit dem Zwischenspiel "La Tregenda", das zu Beginn des zweiten Aktes den Trauerzug beschreibt, in dem Anna zu Grabe getragen wird. Es folgte Annas Verzweiflungsarie aus dem ersten Akt "Se io lo sapessi", in der sie glaubt, dass Roberto sie für immer verlassen habe. Adina Aaron wirkte in dieser Arie - wie schon als Leonore in La forza - ein wenig sicherer als in der Auftrittsarie als Luisa. Arancam präsentierte erneut mit strahlender Stimme Robertos Arie aus dem zweiten Akt "Torna ai felici di", in der er zurückkehrt und noch nichts von Annas Ableben weiß. Aus Edgar spielten dann die Dortmunder Philharmoniker das "Preludio" des dritten Aktes, in dem Edgar nach erfolgtem Kampf zu Grabe getragen wird, gefolgt von Fidelias Abschiedsarie "Addio, mio dolce amor", in dem sie Abschied von dem Geliebten nimmt, bevor sie am Ende von der Rivalin erstochen wird. Danach ging es mit wesentliche bekannteren Stücken weiter. Arancam präsentierte die erste Arie des Des Grieux aus dem ersten Akt von Manon Lescaut, bevor die Star Wars - Anhänger mit dem "Intermezzo" zu Beginn des dritten Aktes aus der gleichnamigen Oper auf ihre Kosten kamen. An dieser Stelle wurde auch der Reiz einer Open-Air-Veranstaltung sichtbar, da sich am Himmel in strahlendem Abendrot ein wunderschöner Regenbogen zeigte. Das lässt sich in keinem Konzerthaus einfangen, auch wenn dort die Akustik ist. Im Anschluss präsentierte Adina Aaron noch mit dramatischem Sopran Manons Arie kurz vor ihrem Tod "Sola, perduta, abbandonata", in der sie einsam durch die Wüste irrt. Auf diesen Höhepunkt folgte dann Arancam mit "E lucevan le stelle" aus Tosca, bei dem seine Stimme am Ende schon ein bisschen müde schien. Das anschließende Duett zwischen Tosca und Cavaradossi wurde dann im Rahmen der Möglichkeiten auf der Seebühne nachgespielt, weil Adina Aaron wirklich mit einem Brief als Passierschein auftrat, der den beiden einen Moment des Glücks beschert, bevor sich dann die bewilligte Flucht doch als Trugschluss herausstellt. Mit großem Einsatz präsentierten Aaron und Arancam diese Szene. Damit war der musikalische Teil des Abends eigentlich beendet, aber Adina Aaron präsentierte noch die berühmten Arien "Ebben? Ne andrò lontano" aus Catalanis La Wally und "Vissi d'arte" aus Tosca, Arancam einen Auszug aus einer spanischen Zarzuela und natürlich "Nessun dorma", was das Publikum zum Jubeln brachte. Jac van Steens Versuch, mit dem Publikum den Chor zu ersetzen, blieb aber leider wegen mangelnder Textkenntnis erfolglos, auch wenn Arancam versuchte, dem Publikum in den Text hineinzuhelfen. Mit einem strahlenden "Vincero" mobilisierte er noch einmal alle Kraftreserven und zeigte, dass von diesem Tenor in Zukunft noch viel zu erwarten sein darf, wenn er seine Möglichkeiten nicht zu früh ausreizt und seiner Stimme damit Schaden zufügt. Mit einem beschwingten "Libiamo" aus La Traviata endete dann auch der Zugabenteil. Mittlerweile war es auch dunkel genug, das lange erwartete Feuerwerk zu starten, das vom Orchester untermalt zwar relativ kurz - wahrscheinlich musste auch hier gespart werden - aber deswegen nicht weniger einen wunderschönen Abschluss eines gelungenen Festival-Ausklangs bot.
FAZIT Das Klangvokal-Festival hat mit einem sehr abwechslungsreichen Programm und großer Publikumsresonanz seine Bedeutung für die Region deutlich gezeigt. Bleibt zu hoffen, dass die Politik und die Sponsoren diese Zeichen erkennen und den Erhalt dieses Festivals auch in den nächsten Jahren ermöglichen. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
ProduktionsteamMusikalische LeitungJac Van Steen
Solisten
Sopran
Tenor
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- Fine -