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Aschaffenburger Gitarrentage
05.02.-19.03.2011
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Aschaffenburger Gitarrentage

(Homepage)

Neue "Alte Musik" bei den Aschaffenburger Gitarrentagen

Das Trio Nuove Musiche zu Gast in der Städtischen Musikschule

Von Ingo Negwer

Nach längerer Pause gab es am Sonntag, dem 20. Februar 2011, wieder einmal ein Konzert mit "Alter Musik" bei den Aschaffenburger Gitarrentagen, die in diesem Jahr zum 32. Mal stattfanden. Zu Gast im Konzertsaal der Städtischen Musikschule war das norwegische Trio Nuove Musiche mit Rolf Lislevand (Laute, Barockgitarre, Theorbe), Thor Harald Johnsen (Laute, Barockgitarre) und Björn Kjellemyr (Colascione). Unter dem Motto "Barocke Klänge am Mittelmeer" präsentierten sie italienische und spanische Barockmusik und Improvisationen: ein außergewöhnliches Ensemble, gleichsam gerüstet mit den Vorfahren der modernen Gitarre und mit einem extavaganten Programm im Gepäck. - Die Veranstalter bewiesen eine gehörige Portion Mut, diesen Beitrag auf den traditionellen Platz des Familienkonzerts der Gitarrentage zu stellen. Doch der Mut wurde mit einem voll besetzten Konzertsaal und von einem begeisterten Publikum, darunter viele Kinder und Jugendliche, belohnt.

Das Trio Nuove Musiche leitet seinen Namen von Giulio Caccinis 1601 und 1614 in Florenz erschienen Werksammlungen "Le Nuove Musiche" (Die neue Musik) ab. In ihnen manifestierte Caccini den zu seiner Zeit neuartigen, geradezu revolutionären Gesangstil des italienischen Frühbarock. Auch in der Instrumentalmusik fand der epochale Stilwandel an der Wende von der Renaissance zum Barock seinen Niederschlag. Zudem lebt diese Musik von einer experimentellen Gratwanderung zwischen höfischer Kunstmusik, Folklore und Improvisation. All diese Tendenzen hörbar zu machen, hat sich das Trio Nuove Musiche gleichsam auf die Fahne geschrieben. Rolf Lislevand und seinen Mitstreitern gelingt es, ihr Publikum unmittelbar in den Bann dieses mehr als vierhundert Jahre alten Repertoires zu ziehen. Dabei geht es ihnen nicht um vordergründige Effekthascherei. Vielmehr erwecken sie das alte, längst tot geglaubte Material im Sinne der historisch informierten Aufführungspraxis höchst kompetent, aber vor allem mit einer großen Portion Spielfreude zu neuem Leben.

Anhand von Tänzen, wie Canarios, Ciaccona, Passamezzo etc., die sich im 16./17. Jahrhundert großer Beliebtheit erfreuten, demonstrierten die drei hervorragenden Musiker, wie dicht Kunst- und Volksmusik in Spanien und Italien beieinander waren und sich gegenseitig befruchteten, wie sie in Kompositionen etwa von Giovanni Girolamo Kapsberger oder Gaspar Sanz ihren Niederschlag fanden und, davon ausgehend, jeder Zeit live auf der Bühne weiterentwickelt werden können. Solowerke für Laute, Gitarre oder Theorbe, bereichert das Trio Nuove Musiche mit einer Generalbassbegleitung von Barockgitarre und Colascione (einer Basslaute) und führt sie schließlich in freier Improvisation weiter. Dass man auch um 1600 so verfuhr, berichten unzählige Quellen, dass es auch heute noch funktioniert, konnte man in der Aschaffenburger Musikschule erleben.

Um den Stilwandel von der Renaissance zum Frühbarock hörbar zu machen, ließen die Musiker immer wieder ältere Musik aus dem frühen 16. Jahrhundert, etwa von Joanambrosio Dalza und Francesco da Milano, in das Programm einfließen. Nicht nur die Gitarrenexperten unter den Zuhörern dürften außerdem über Rolf Lislevands höchst virtuose Interpretation des bekannten "Canarios" von Gaspar Sanz auf einer Barockgitarre ins Staunen geraten sein. Eine Suite spanischer, afrikanischer und italienischer Tänze, die sich in einem mexikanischen Manuskript mit Werken des Spaniers Santiago de Murcia (1682-1732) befinden, rundete das sehr unterhaltsame Konzert ab. Zu wünschen bliebe nur noch, dass das diesjährige gelungene Experiment mit "Alter Musik" bei den 33. Aschaffenburger Gitarrentagen einen Nachfolger findet!

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