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Eine Klangbrücke zwischen den Kulturen und Musikstilenvon Ursula Decker-Bönniger / Fotos von Michael Kneffel - Ruhrtriennale 2010
Ein vom Publikum begeistert aufgenommenes Crossover-Konzert verschiedenster Musikkulturen und traditionen war am Sonntag letztmalig im Rahmen der Ruhrtriennale in der Bochumer Jahrhunderthalle zu hören. Unter der musikalischen Leitung Vladimir Ivanoffs präsentierten die Instrumentalensembles Sarband mit Orgel, Cembalo und zwei Saxophonen, das Modern String Quartet sowie das Vokalensemble Vocamina Köln einige Johann Sebastian Bach-Highlights seiner Oratorien in verschiedensten Bearbeitungen, syrisch-orthodoxe und Gesänge der syrisch-katholischen Weihnachts- bzw. byzantinisch-arabischen Karfreitagsliturgie sowie ein geistliches Lied, das sich sowohl in Polen als auch in der Türkei des 17. Jahrhunderts nachweisen lässt. Zudem zeigten die Derwische vom Goldenen Horn Ausschnitte aus dem Ritual der wirbelnden Mevlevi-Derwische. In symbolischer Kleidung, Hand- und Kopfhaltung, beteten sie, suchten - auf der Stelle kreisend - die Nähe zu Gott. Und bis auf den Ältesten unter ihnen kreisten sie eine Religions- und Weltutopie vorwegnehmend sogar zur das Konzert schließenden Bach-Arie Erbarme dich.
Die Musiker präsentierten vor allem die Bach-Stücke in ganz unterschiedlichen Instrumentierungen und Bearbeitungen. Neben der jedem Ensemble eigenen charakteristischen Formation erklang Bachs Theosophie auch in arabischer, türkischer Sprache, verzauberte die melancholisch hauchende, arabische, bzw. türkische Langrohrflöte anstelle barocker, mit fernöstlichen Verzierungskünsten, klangmalte das kratzende Cello die Dornkorne des Leids, antwortete die obertonreiche, manchmal zerbrechlich manchmal schneidend wirkende Kemence auf die jazzige Improvisationsstrophe der beiden Saxophone. Dieses alte, an die Vorfahren der Orchesterinstrumente erinnernde Steichinstrument, das auf bzw. zwischen den Knien gehalten wird, zog die Zuhörer mit seinem fremd und sprechend wirkenden Ausdrucksreichtum in den Bann.
Welch anderes Schönheitsideal verdeutlichte das transparente, mit himmlisch schlanken Stimmen legato vorgetragene A Capella-Arrangement der Vokalsolisten, das die harmonischen Fortschreitungen mit den exzellent herausgearbeiteten Übergängen zum Klingen brachte.
Vladimir Ivanoff, der neben der Konzeption des Abends für die musikalische Leitung zuständig war, schwang keinen Taktstock, sondern gab die Einsätze an und mit einer Handtrommel das Metrum bzw. überwiegend langsam schwingende Tempo vor. Fadia el-Hages Stimme ist vor allem im Altregister klangvoll und warm. Mustafa Dogan Dikmens Tonsicherheit schwankt mitunter - vielleicht aufgrund der nicht immer gelungenen Tonaussteuerung.
Faszinierend.
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Produktionsteam
Programm, Arrangements,
Projektion
Bühne
Licht
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- Fine -