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Bayreuther-Festspiele 2009

25. Juli - 28. August 2009


Von Stefan Schmöe

Designfragen

Nach zwei Jahren mit aufregenden Neuproduktionen (Meistersinger2007 und Parsifal 2008) gibt's dieses Jahr nichts Neues auf der Bayreuther Festspielbühne. Nicht einmal die Sängerbesetzungen haben sich allzu sehr verändert; dass mit Alan Titus ein neuer Sachs als Obermeistersinger agiert, ist schon die spektakulärste Meldung. Der neu inthronisierten Festspielleitung mag es recht sein, besteht so doch eher Zeit für die Konsolidierung. Durch den sowieso chronischen Kartenmangel wird der Mangel an Novität die wenigsten Festspielbesucher groß stören; die Feuilletons müssen sich halt an anderen Festivalorten festbeißen.

Katharina Wagners Meistersinger-Inszenierung war seinerzeit eine hübsch provokative Visitenkarte bei der Bewerbung um die Festspielleitung. Jetzt ist die Wagner-Urenkelin als Chefin des Festspielhügels inthronisiert und muss mit ansehen, wie ihre Regiearbeit im Festspielrepertoire den Charme des unorthodoxen Überraschungscoups ablegt und auf ihre Schwächen abgeklopft wird. Und auch Stefan Herheims spektakulärer, im Vorjahr fast einhellig gefeierter Parsifal wird, nachdem jeder Besucher die Vorjahrskritiken hinauf- und hinunterstudiert haben dürfte, mit größeren Vorbehalten betrachtet werden. Festspielschicksale, von denen eben keine streitbare Neuproduktion ablenkt. Mit Marthalers schmucklosem Tristan und Dorsts naivem Ring hat sich die Festspielgemeinde ohnehin längst arrangiert.

Ein verjüngtes Outfit haben die Festspiele ja schon im Vorjahr erhalten – mit pfiffigem Internet-Auftritt und Opernübertragung im Internet und als „public viewing“ auf dem Bayreuther Volksfestplatz. Das ist fortgesetzt worden, so tragen inzwischen auch die Türsteherinnen die Farben grau-violett, mit denen die Festspiele durchdesignt sind. Und als Erweiterung des Programms gibt es ein Projekt „Wagner für Kinder“ mit einer kindgerechten Produktion des Fliegenden Holländer auf einer Probebühne. Solche education-Projekte sind ja gerade schick und grundsätzlich zu begrüßen, zumal die Kartennachfrage riesig war. Ob sie bei einem solchen Festival, das vor allem Rezeptionsgeschichte schreiben möchte, mehr als ein modisches Anhängsel sind, darf man bezweifeln.

Neu sind auch „inszenierungsbezogene Einführungsvorträge" zu jeder Vorstellung. Auch da dürfen einem gewisse Zweifel am Sinn einer solchen Veranstaltung kommen, denn eigentlich sollte eine gute Inszenierung ja auf der Bühne für sich selbst sprechen. Der Referent bei der Einführung zum Rheingold kündigt an, nicht über Wagners Biographie und das Werk selbst reden zu wollen (und tut es dann natürlich doch); immerhin sind die Kommentare zur Inszenierung in kompakten 30 Minuten fachkundig und unterhaltsam dargeboten. Durchaus lohnenswert also, wäre da nicht die unglückliche Uhrzeit immer drei Stunden vor Vorstellungsbeginn - was tun in den verbleibenden zweieinhalb Stunden, wenn man nicht gerade ein Quartier direkt am Festspielhügel hat? Neu ist auch die Gestaltung der Programmhefte, die es wieder einzeln zu jeder Oper (bzw. eines für den kompletten Ring) im handlichen Format gibt anstatt als opulentes Festspielbuch wie in den Jahren zuvor. Auch hier gibt's Interpretationshilfen, dazu eine ganz gelungene Fotozusammenstellung. Bei den eingestreuten Zitaten ging es aber wohl in erster Linie darum, möglichst viele verschiedene Schriftgrößen nebeneinander zu platzieren, was manche Seite ziemlich ungenießbar macht.

Das alles sind kaum mehr als Randerscheinungen. Wenn Hans Neuenfels im nächsten Jahr den Lohengrin inszeniert, liefert hoffentlich wieder die Kunst selbst den Gesprächsstoff.

Bayreuth, im August 2009




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