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Blechbläser auf Frauen- und Drachenjagdvon Stefan Schmöe / Fotos von Ursula Kaufmann
Frauenlosigkeit ist ein gar traurig' Los für einen Mann und ganz besonders für einen Prinzen, allein schon aus dynastischen Gründen. Die Ursachen mögen unterschiedlich sein für den Bastardprinz aus dem Pinzgau ist's die in jeder Hinsicht hinterwäldlerische Herkunft, für den Kannibalenprinzen das allzu unbedachte Verspeisen aller weiblichen Wesen, die der Heirat entgegen steht die Folgen sind für alle gleichermaßen fatal. Und so ziehen sie aus, die Prinzen, um sich eine Gemahlin zu suchen, und sie finden Irmingard, Enkelin eines Kaisers, und ihre sechs Baronessen. Leider hat Irmingard weder Benehmen noch Aussehen einer Prinzessin, wie man es gewohnt ist, und so grenzt es an ein Wunder, dass der schöne Prinz aus Melk mit allem niederösterreichischen Heldenmut beharrlich um sie wirbt, mit seinen Prinzkollegen einen Drachen besiegt und letztlich auf diese Art sein Eheglück findet. Das ergibt, wie man frohen Mutes am Gesang bemerkt, wahrscheinlich eine Oper, und genau so ist die Kreation Irmingard auch gattungsfestschreibend bezeichnet.
Freunde gehobener Blödeleien und brillanter Musik kommen voll und ganz auf ihre Kosten, wenn das siebenköpfige Wiener Blechblasensemble Mnozil Brass in fliegendem Wechsel die sieben Prinzen (am goldenen Stirnreif zu erkennen) oder die sieben Jungfrauen (mit Blumenkranz im Haar, ein Krönchen für Irmingard), nebenbei auch noch einen alten Kaiser und den Liebesgott Amor, unter fast vollständigem Verzicht auf weitere Requisiten darstellt. Dass die Sieben ihre Instrumente exzellent beherrschen und eine Musik zusammenkomponiert und zusammengeklaut haben, die alles umfasst, was Blechbläsern zwischen dem tiefsten Mittelalter, Bigband und Volksmusik musikalisch Spaß macht, darf man voraussetzen (und die Erwartungen werden dennoch übertroffen). Dass sie dazu noch mit teils mehr, teils weniger gut ausgebildeter Stimme (letzteres muss kein Nachteil sein, weil's durchweg parodistisch zugeht) perfekt aufeinander abgestimmt diverse Arien und Ensembles und auch ein wenig Gregorianik singen, mag man mit aller Begeisterung der allumfassenden Musikalität der Herren zuschreiben. Dass sie sich aber auch noch als hinreißende Komödianten zwischen Pantomime und Slapstick verstehen, die virtuos musikalischen Witz und szenische Albernheit aufs Schönste verbinden, grenzt dann doch an ein Wunder. Mnozil Brass muss man nicht nur gehört, sondern auch gesehen haben.
Text und Regie liegt, wie schon bei dem auf der Triennale 2005 gezeigten Trojanischen Boot (unser Bericht), bei Bernd Jeschek, der die abstruse Geschichte mit viel Sprachwitz würzt (was mitunter allerdings zu Problemen mit der Textverständlichkeit führt). Für die Choreographie zeichnet ein gewisser Ferdinando Chefalo verantwortlich, und im Ergebnis stimmt eigentlich alles: Tempo, Mischung aus Text und Musik, Komposition. Nebenbei wird noch das Triennale-Motto Aus der Fremde auf's Schönste durch den Kakao gezogen (und alle Musiktheaterkonventionen sowieso), wenn nicht etwa der Maharadscha, sondern der Pinzgauer und der Niederösterreicher aus Melk zu Figuren von größtmöglicher Exotik aufgebaut werden. Stehende Ovationen eines Publikums, dass sich die Zugabe durch kreativen Beifall erarbeiten musste: Erst als der Beifall durch ein kollektiv geklatschtes kleines punktiertes Motiv rhythmisch angereichert wurde, gab's die musikalische Dreingabe.
Klangbeispiel:
"Die Dynastien brauchen dringend Frauen"
Rund zwei Stunden höchst virtuoser, dabei völlig sinnloser musikalischer Blödsinn. Großartig.
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Produktionsteam
Buch und Regie
Komposition
Choreographie
Licht
SolistenMnozil Brass sind:Der Pinzgauer / Tuba Wilfried Brandstötter
Der Maharadscha / Posaune
Der Kannibale / Trompete
Amor / Posaune
Der alte Kaiser / Trompete
Der schöne Prinz aus Melk / Trompete
Irmingard / Basstrompete
www.mnozilbrass.at Programmheft (Gestaltung: Karl-Ernst Herrmann) Homepage der Ruhrtriennale weitere Berichte von der Ruhrtriennale 2008 weitere Berichte von der Ruhrtriennale 2005 - 2007 (Intendant: Jürgen Flimm) Berichte von der Ruhrtriennale 2002 - 2004 (Intendant: Gerald Mortier) |
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