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Musikfestspiele
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LE PETIT TRAVERS
Collectif Petit Travers Toulouse

Haus der Jungend Wuppertal
21. November 2008

INTERNATIONALES TANZFESTIVAL 2008
(Homepage)

Von Jürgen Kasten / Fotos: Internationales Tanzfestival NRW 2008, Tanztheater 3 Wochen mit Pina Bausch

Die unvergleichliche Pina Bausch hat mit ihren vielen Helfern wieder ein internationales Tanzfestival nach Nordrhein-Westfalen, insbesondere in ihre Heimspielstätte Wuppertal geholt. Weitere Aufführungsorte sind Düsseldorf und Essen. Doch leider geht es in die letzte Woche. Am Sonntag, den 30. November endet das Festival im Schauspielhaus Wuppertal mit einer Wiederaufführung des von Pina Bausch adaptierten Theaterstücks "Die sieben Todsünden", um an gleicher Stelle gegen 22.30 Uhr mit einem "Heimatlieder-Abend" endgültig zu schließen.


Vergrößerung in neuem Fenster Heimatlieder
© Dennis Scharlau

Unter "Heimatlieder" versteht Wolfgang Schmidtke, der das Musikprogramm zum Festival konzipierte, Improvisationen, die er zusammen mit Manfred Schoof, Conny Bauer und weiteren Jazzgrößen zu Gehör bringen wird, wobei allerdings Melissa Madden Gray mit italienischer Folklore in den Mittelpunkt gerückt wird. Sie übernimmt auch den Sangespart in den "Sieben Todsünden".

Neben ihrem Tanztheater Wuppertal präsentiert uns Pina Bausch Compagnien aus aller Welt, mit großartigen Tänzern und Choreographien; aber auch kleine Produktionen mit weniger bekannten Namen. "Endlich kann ich Ihnen wieder einige unserer wunderbaren Freunde vorstellen. Manche, die Sie schon kennen und viele, die Sie unbedingt kennen lernen sollten", so Pina Bausch im Vorwort ihrer Pressepräsentation.

Eine dieser kleinen Aufführungen, gleichermaßen sehen- und hörenswert für "Kleine" und "Große", fand heute im Haus der Jugend in Wuppertal Barmen (21.11.08) statt, nämlich das "kleine verkehrte, verquere Theater" namens LE PETIT TRAVERS. Dem Zuschauer präsentiert sich eine schwarze Bühne an einen Keller- oder Abstellraum erinnernd.


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Collectif Petit Travers
© Aude Poirot

Der Boden ist von Staub bedeckt. In den Ecken stehen alte, kaputte Stühle, Säcke, Stapel mit Notenpapieren, Putzeimer, Besen ein Akkordeon und zwei große, alte Stahlspinde.
Wasser tropft von der Decke, trommelt zum Takt eines unsichtbaren Cellospielers in Blechdosen. Ein Mann mit schlabbrigen, abgetragenen Klamotten schlurft ins Licht, lauscht dem lauter werdenden Cellospiel, reißt eine Spindtür auf und nimmt dem Musiker, der im Schrank sitzt, den Bogen weg. Das Cellospiel geht weiter. Ein zweiter Bogen wird dem Mann entrissen, schließlich ihm auch noch das Cello weggenommen, doch die Musik reißt nicht ab.
Entnervt öffnet der erste Mann zum wiederholten Mal den Schrank und sieht sich seinem Mitspieler gegenüber, der nun einen Kassettenrecorder laufen lässt. Auch der wird natürlich konfisziert und der Mann steigt endlich aus seinem Versteck.


Vergrößerung in neuem Fenster Collectif Petit Travers
© Aude Poirot

Es sind die Komödianten, Jongleure und Musiker Nicolas Mathis und Denis Fargeton, die das schelmische Spiel miteinander treiben. Erste Lacher werden aus dem Zuschauerraum laut, unter ihnen etliche Protagonisten des Tanztheaters Pina Bausch mit ihren Sprösslingen. Zwei neben mir sitzende Kinder kriegen sich gar nicht mehr ein. Das wundert nicht, denn die beiden Franzosen ziehen ein fulminantes Feuerwerk aus Slapstick, Jonglerie, Musik und Tanz ab, das kein Auge trocken lässt.


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Collectif Petit Travers
© Aude Poirot

Da fliegen weiße Bälle durch die Luft, verschwinden in überlangen Ärmeln, tauchen aus der hohlen Hand wieder auf oder werden pustend hin und her geschossen.
Notenblätter werden zu Papierfiguren oder gegessen. Cellobögen verselbständigen sich und drehen Pirouetten. Nicolas und Denis necken sich ständig, einer ist bei den Spielen immer der Depp; aber das Cello spielen sie gemeinsam, vierhändig.


Vergrößerung in neuem Fenster Collectif Petit Travers
© Aude Poirot

Die Bälle verändern ihre Konsistenz, sind mal Flummis, mal Tischtennisbälle, dann plötzlich eine kleine Bombe. Erschreckt wird sie weggeworfen, explodiert unter dem Theaterhimmel und löst eine Wasserkaskade aus. Das Wasser läuft und läuft. Mit artistisch jonglierten Eimern wird versucht zu retten, was nicht zu retten ist. Die Bühne ist überschwemmt, ideal um einige kunstvoll kreierte Figuren rutschend darzustellen.
Währenddessen stapelt der andere ihre Habseligkeiten zu einem trockenen Berg, auf dem Nicolas Mathis und Denis Fargeton sich flüchten, unter der letzten, traurigen Bühnenfunzel musizieren, bis auch diese mit einem Knall erlischt, während die "traurigen weißen Bälle" im Wasser einsame Runden drehen, wie ferngesteuerte Boote.

Donnernder Applaus, Bravorufe, mehrere "Vorhänge" und Zuschauer, die mit glücklichen Gesichtern den Saal verlassen. Selbst Pina Bausch war von dieser Compagnie mehr als angetan: "Das ist so etwas Zauberhaftes", sagte sie, "es ist schön, es ist auch traurig, für Kinder, für alle. Ich bin selbst total begeistert".
Und das zu recht.




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Le Petit Travers

Komödianten,
Jongleure,
Musiker und
Koautoren
Nicolas Mathis
Denis Gargeton

Bühnenbild
Christian Coumin

Bühnenassistenz
Lionel About

Licht
Arnaud Verra

Technik
Francois Dareys

Grafik und Bilder
Aude Poirot

Tourmanagement
Christelle Jung

Eine Koproduktion von:
Le Lido, Centre des Arts
du Cirque de Toulouse,
Theatre de la Digue, Toulouse






Weitere Informationen

www.collectifpetittravers.org





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