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Von Stefan Schmöe / Fotos von Wilfried HöslAls Kent Nagano im Herbst 2006 sein Amt als Generalmusikdirektor der Bayerischen Staatsoper antrat, hat er mit der Kopplung von Salome mit einem zeitgenössischen, von der Oper in Auftrag gegebenen Werk programmatisch seine Ambitionen unterstrichen, Tradition und Moderne gleichermaßen zu pflegen. In der Praxis freilich tut man Strauss' hochkonzentriertem Einakter nicht unbedingt einen Gefallen, wenn man einen halbstündiges Werk samt ebenso langer Pause vorschaltet. Dabei sind beide Stücke sogar irgendwie verzahnt, denn in Rihms (im Gestus bei aller Modernität expressiv-romantischer, durch und durch eigenständiger) Musik gibt es manche Anspielung auf die Salome. Das Libretto ist die letzte Szene aus dem Schauspiel Schlusschor von Botho Strauß, die aus dem Monolog einer Frau besteht, die in das Gehege eines Adlers eindringt und diesen nach manchen durchaus sexuell zu verstehenden Tiraden tötet da drängen sich die Parallelen zu Richard Strauss' Musikdrama nach dem Schauspiel von Oscar Wilde zumindest vordergründig auf. (Im Botho Strauß'schen Schlusschor allerdings kommt der Szene eine politische Dimension zu, die hier fehlt: Dort ist der Adler als Bild für den Bundes-Adler Symbol für die deutsche Geschichte). Das Gehege: Die Frau (Gabriele Schnaut)William Friedkin, Regisseur mit großer Hollywood-Karriere (Der Exorzist, Brennpunkt Brooklyn), lässt beide Stücke im gleichen Bühnenbild spielen (Hans Schavernoch hat einen abstrakten Raum mit vielen Säulen geschaffen , der sich sehr variabel verändern lässt und ein wenig zu bunt ausgeleuchtet wird man kann darin, ohne dass diese Assoziationen weiter aufgegriffen würden, im Wechsel das Brandenburger Tor wie auch Bauten der NS-Zeit, etwa das Münchner Haus der Kunst, erahnen). Der von Steven Barrett allzu harmlos getanzte Adler (die Choreographie von David Bridel lässt ihn reichlich konventionell agieren, als suche er den nächsten Schwanensee) kehrt als Todesengel in der Salome wieder ohne dem szenisch letztendlich uninspirierten Gehege dadurch szenische Spannung oder gar einen tieferen Sinn zu verleihen. Trotz der eindrucksvollen Gesangsleistung von Gabriele Schnaut, die mit ausladendem, aber keineswegs unscharfem Vibrato und großem dramatischen Ton der Frau klare musikalische Konturen verleiht, fällt Das Gehege gegen die nachfolgende Salome deutlich ab, nicht zuletzt weil Kent Nagano die Partitur zwar dicht und expressiv, aber im Klang recht massig dirigiert. Das Gehege: Die Frau (Gabriele Schnaut), hinten der Adler (Steven Barrett) Die Salome lebt von der in jeder Hinsicht großartigen Leistung von Angela Denoke in der Titelpartie. Die Inszenierung ist ganz auf sie zugeschnitten. Die sportlich-schlanke Sängerin, dem Teenageralter eigentlich entwachsen, strahlt eine ungeheure Jugendlichkeit aus und kann auch noch ordentlich tanzen, und mit knabenhaft anmutendem Kurzhaarschnitt unterläuft sie das Klischee der femme fatale (vielmehr schimmern gelegentlich Assoziationen an die homoerotische Komponente der Textvorlage von Oscar Wilde auf). Da gibt selbst der laszive Schleiertanz, in den meisten Inszenierungen ein Moment großer Peinlichkeit, viel her. Angela Denoke steht am Ende mit zerrissenem Kleid und entblößter Brust da ohne dass dies zum banalen Striptease verkommt, nicht zuletzt weil immer der Gesang im Vordergrund steht. Sie gestaltet die Partie mit betörend schönem, durch das sehr kontrollierte Vibrato mehr lyrisch als dramatisch timbriert en, aber immer tragfähigem und raumfüllendem Sopran, der fast instrumental geführt über dem Orchester aufleuchtet. Man kann die Salome schärfer, vielleicht auch zupackender singen, aber kaum sinnlicher. Salome (Angela Denoke)Vokal ist in dieser Aufführung weniger Jochanaan ihr Widersacher Alan Held gibt ihn mit kraftvoll heldenbaritonaler Attitüde, die (wie es die Partie nun einmal fordert) vor allem auf Lautstärke setzt als vielmehr der grandiose Herodes von Wolfgang Schmidt, der mit schier endlosen tenoralen Reserven und auch in der metalisch strahlenden Höhe immer kontrollierter Stimme die Figur zwar im konventionellen Rahmen, aber scharf und präzise charakterisiert. Dagegen bleibt die zickig-hysterische Herodias von Iris Vermillion recht eindimensional. Wookyung Kim ist als Narraboth gut bei Stimme, im Ausdruck sehr pauschal (ob Verdi oder Strauss scheint für ihn keinen großen Unterschied zu machen, erst recht nicht von der Personenregie). Daniela Sindram singt einen sehr präsenten Pagen. Salome: Salome (Angela Denoke) tanzt mit dem "Engel des Todes" (Steven Barrett) Kent Nagano dirigiert spannungsgeladen mit Gespür für die musikalische Entwicklung wie das spezifische Kolorit dieser Partitur, wobei manche Instrumentengruppen (etwa das tiefe Blech) im Detail präsenter und zupackender sein dürften. Sehr gut ist die Abstimmung mit den Sängern Nagano versteht es, auch im Tutti-Fortissimo den Klang so zu steuern, dass der Einsatz der Salome alles überstrahlt.
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Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Licht
Choreographie
Dramaturgie
SolistenDas Gehege
Die Frau
Der Adler
Salome
Herodes
Herodias
Salome
Jochanaan
Narraboth
Ein Page
1. Jude
2. Jude
3. Jude
4. Jude
5. Jude
1. Nazarener
2. Nazarener
1. Soldat
2. Soldat
Ein Cappadocier
Ein Sklave
Engel des Todes
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