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Musikfestspiele
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31.
Händel-Festspiele
in Karlsruhe

22. Februar bis 3. März 2008

Homepage des Badischen Staatstheaters Karlsruhe

Badisches Staatstheater Karlsruhe
(Homepage)


Die 31. Karlsruher Händel-Festspiele

Von Christoph Wurzel (Bernhard Drobig und Gerhard Menzel)

Nachdem im vergangenen, ausgerechnet auch noch 30. Jubiläumsjahr die Stimmung in Karlsruhe etwas gedrückt war, weil die Zukunft der Händel-Festspiele wegen der leidigen Finanzen infrage stand, konnte man 2008 wieder ganz gelassen in die Zukunft blicken, denn zumindest bis 2011 ist selbige hinsichtlich des gewohnten Umfangs der Festspiele gesichert. Jedes Jahr wird es weiterhin die Neuproduktion eines Bühnenwerks geben und die letztjährige Produktion kann nochmals gezeigt werden. Daneben gibt es das gewohnte Symposium der Händel-Spezialisten und eine Reihe Konzerte in unterschiedlichen Besetzungen.

Vielleicht ist es der Erleichterung über diese Entwicklung zuzuschreiben, dass die diesjährige Opernproduktion "Giulio Cesare in Egitto" stellenweise etwas zu ausgelassen, ja fast klamaukig geriet. Regisseur und Ausstatter Peer Boysen hatte mitunter etwas tief in die Klamottenkiste gegriffen. Die Übernahme aus dem letzten Jahr allerdings, eine Bühnenfassung des geistlichen Oratoriums "La Resurrezione" , ebenfalls in der Regie von Peer Boysen (s. "La Resurrezione" 2007), konnte den etwas zwiespältigen Eindruck der Neuproduktion immerhin wettmachen. Auch die musikalische Betreuung lag in denselben Händen: Michael Hofstetter gelang mit dem Hausorchester, der Badischen Staatskapelle ("Giulio Cesare"), eine eher weniger, mit den Deutschen Händel-Solisten ("Resurrezione) eine rundum überzeugende Realisation. In beiden Produktionen begeisterte besonders Kirsten Blaise in Hauptrollen. Das Badische Staatstheater kann von Glück reden, dass diese Sängerin seit jüngstem zum festen Ensemble gehört.

Rezension: "Giulio Cesare in Egitto"
Die Neuproduktion des Jahres 2008

Georg Friedrich Händel
"Giulio Cesare in Egitto"

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Franco Fagioli (Giulio Cesare)
und Kirsten Blaise (Cleopatra)
Foto: Jacqueline Krause-Burberg

Die Deutschen Händel-Solisten sind in Karlsruhe das Festivalorchester in residence und bestreiten regelmäßig neben Bühnenwerken auch eine Reihe von Konzerten. In diesem Jahr stand neben den beiden traditionellen Konzerten Händels Oratorium "Susanna" auf dem Programm.

Rezension: "Susanna"

Das Kammerkonzert war dem Thema "Händel und London" gewidmet und das Programm des Abschlusskonzerts der Festspiele vereinte Orchesterwerke von Händel mit der Orchestersuite aus Rameaus Oper "Dardanus". Der französische Dirigent Sébastien Rouland entzündete mit schier überschäumendem Dirigiertemperament in diesem Konzert ein mitreißendes Musik-Feuerwerk, wobei besonders die Tanzsätze Rameaus in ihrer üppigen Farbigkeit und mit vitalem Schwung das Publikum begeisterten. Angesichts solchen Charmes und solch elegantem Elan machten sich Händels Concerti fast ein wenig steif aus und man wünschte sich noch viel mehr von dieser französischen Musik, vielleicht einmal eine ganze Oper - dann aber bitte unter Roulands Leitung!

Wissenschaft und künstlerische Praxis gehen in Karlsruhe regelmäßig in Gestalt der Händel-Akademie eine fruchtbare Beziehung ein. In diesem Jahr beschäftigten sich die Vorträge des Symposiums mit den Arien aus Händels italienischer Zeit, insbesondere deren Symbolik, Affektausdruck und Virtuosität.

Das Symposium der Internationalen Händel-Akademie

Rezensionen
Rezensionen

"Spiele der Liebe"
 Jan Douwes (Apollo),
 Charlotte Bell (Amor),
 Aurore Bucher (Dafne)
 Foto: Jochen Klenk

Was am Samstag wissenschaftlich beleuchtet worden war, wurde am Sonntag auf der Bühne zum Ereignis. Teilnehmer der Opernwerkstatt und die Mitglieder der Orchesterakademie stellten die mit den Spezialisten für historische Aufführungspraxis Peter van Heyghen (Musik) und Sigrid T'Hooft (Szene) erarbeiteten Ergebnisse in barocker Bühnenpraxis vor. Unter dem viel- oder auch nichtssagenden Titel "Spiele der Liebe" wurden zwei Kantaten aus Händels Italienzeit in originaler barocker Aufführungspraxis geboten. Lag es daran, dass die Ausführenden mit den barocken Gesten und dem formalisierten Spiel sich noch nicht so recht angefreundet hatten oder daran, dass derartige Performances den heutigen Sehgewohnheiten auch gewöhnungsbedürftig erscheinen - auf jeden Fall sprang der Funke vom szenischen Spiel auf der Bühne nicht so recht ins Publikum über. Anders als aus dem Orchestergraben: die jungen Musikerinnen und Musiker gingen mit einer großen Portion Esprit und stupender Virtuosität ans Werk, wobei besonders die Konzertmeisterin Joanna Huszcza staunen machte, als sie die mörderischen Begleitfiguren der Geige in der Arie "Un pensiero voli in ciel" der Kantate HWV 99 lerchengleich und traumwandlerisch sicher und dazu noch klangschön in die Höhe schraubte.

Im nächsten Jahr wird die authentische barocke Bühnenpraxis an einer ganzen Oper ausprobiert, nachdem 2006 im "Lotario" schon ein Akt gänzlich barockes Aussehen angenommen hatte. 2009 steht "Radamisto" in konsequent historischer Aufführungspraxis in Karlsruhe auf dem Programm. Eines steht jetzt schon fest: Es wird das völlige Kontrastprogramm zum diesjährigen "Cesare" werden.




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