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Musikfestspiele
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Herbert von Karajan
Pfingstfestspiele 2008

3. bis 12. Mai 2008


Homepage

Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Warum eigentlich "Karajan"?

Von Christoph Wurzel

Was macht eigentlich Festspiele aus? Doch das Besondere und Unwiederbringliche. An einem bestimmen Ort gibt es Aufführungen, die es in dieser Zusammenstellung, in dieser Art und von diesen Ausführenden sonst nicht zu erleben gibt. Bayreuth und Salzburg sind die traditionsreichen Vorbilder für Festspiele, die großen Künstlern gewidmet sind. Im Mittelalter waren Festspiele an bestimmte kirchliche Feiertage gebunden. In der Antike waren sie dem Götterkult gewidmet. Der aktuelle Musikbetrieb tendiert dagegen schon zur Festspiel-Inflation. Der ideelle Festspielgedanke wird heute mehr und mehr sekundär. Das Event steht im Vordergrund - Festspiele als Glanzlicht der Freizeit.

Als vor über zehn Jahren in Baden-Baden das große Festspielhaus geplant wurde, war es erstes zentrales Anliegen, auch die badische Kurstadt zur Festspielstadt zu machen- vorrangig natürlich zur Förderung der Kunst. Dass dabei auch etwas für den Fremdenverkehr abfallen würde, war, wie in ähnlich gelagerten Fällen auch, natürlich durchaus eine erhoffte Begleiterscheinung. Und eine aktuelle Studie zur wirtschaftlichen Bedeutung des Festspielhauses für die Kurstadt zeigt, es fließen zusätzliche Millionen (von geschätzten knapp 50 Millionen ist die Rede) an die Oos. Kunst und Kommerz sind in Baden-Baden eine intensive Beziehung eingegangen: Kunst bringt das Geld und kostet natürlich auch. In dieser Wechselwirkung gilt es die Balance zu halten. Stifter und Sponsoren sind in Baden-Baden immer ein Thema, die fürstlichen Eintrittspreise dagegen weniger.


Vergrößerung in neuem Fenster Historischer Alter Bahnhof und
Festspielhaus in Baden-Baden.

Foto: PR

Im Frühjahr 1998 wurde der nach den Plänen des Wiener Architekten Wilhelm Holzbauer errichtete Bau des Festspielhauses Baden- Baden nicht ohne innerstädtischen Widerstand eingeweiht und zu Pfingsten gab es hier die ersten Festspiele. Als Säulenheiligen wählte man Herbert von Karajan, der noch als Salzburger Festival-Allround-Direktor dort außer Oster- auch Pfingstfestspiele etabliert hatte, die man nach Baden-Baden abwerben konnte. Ob man in der Kurstadt dabei eher Karajans Geschäftstüchtigkeit oder seine künstlerischen Qualitäten im Auge hatte, bleibt ungeklärt.

Auf jeden Fall gibt es die "Herbert von Karajan Pfingstfestspiele" in Baden immer noch - in diesem Jahr fanden sie zum 11. Mal statt. Und wenn in den vergangenen Jahren wenigstens sein Portrait auf den Festivalplakaten prangte, so wurde der Name Karajan ausgerechnet in diesem Jahr sehr bedeckt gehalten. Ausgerechnet zu seinem 100. Geburtstagsjubiläum gab es weder eine besondere Würdigung noch eine wie auch immer geartete Auseinandersetzung mit dem Namensgeber der Pfingstfestspiele. Einzig in dem vom Kuratorium des Festspielhauses jährlich vergebenen Karajan - Musikpreis ist der illustre Name übrig geblieben. 2008 geht dieser Preis im Übrigen an Alfred Brendel und wird im Dezember im Rahmen eines jetzt schon denkwürdigen Konzerts - es wird Brendels vorletzter Konzertauftritt überhaupt sein - an den Pianisten verliehen. Das Preisgeld ist zweckgebunden für die Förderung des musikalischen Nachwuchses.


Vergrößerung in neuem Fenster

Pfingstfestspiele weitgehend
ohne die Marke "Karajan".

Foto: Christoph Wurzel

Wenn also schon jeder inhaltliche Bezug zu Karajan bei den Pfingstfestspielen fehlte, worin lag dann das Besondere dieser Festspiele? Eine dezidierte Programmdramaturgie ließ sich nicht erkennen, kein Motto etwa oder kaum inhaltliche Querverbindungen. Allerdings gab es neben der gewohnten Opernproduktion eine Reihe von hochkarätigen Konzerten. Doch mit wenigen Ausnahmen waren die Programme insofern nicht außergewöhnlich, als sie in ähnlicher Weise schon mehrfach in Baden-Baden geboten wurden: die Eroica bestimmt zum 5. Mal, Mahlers Vierte auch bereits mehrfach in Baden-Baden aufgeführt, die "Romantische" von Bruckner gerade erst im Sylvesterkonzert 2007 erklungen, das Requiem von Verdi vor zweieinhalb Jahren schon einmal hier gespielt. Und auch "Fidelio" hatte es schon einmal sogar in einer Baden-Badener Eigenproduktion gegeben (2002). Der Baden-Badener Standard bietet -unbestritten- stets Höchstqualität, aber mehr Abwechslung, mehr eigen Charakteristisches, eine unverwechselbare Klangfarbe in den Programmen der Festspiele wären doch wünschenswert. Auf diese Weise wird man jedenfalls hier auf eine Auszeichnung für das beste Programm noch warten müssen, wie es der Philharmonie in Essen jetzt vom Musikverlegerverband zuerkannt wurde (siehe omm-Bericht).


Vergrößerung in neuem Fenster Der 2004 eröffnete Bau des
"Museum Frieder Burda"
von Richard Meier im Kurpark
von Baden-Baden.
Foto: Christoph Wurzel

Nichtsdestoweniger fiel die Eigenbilanz des Festspielhauses natürlich positiv aus. Über 15.000 Besucher kamen zu den 10 Veranstaltungen. Zu den herausragenden Ereignissen zählte Intendant Andreas Mölich-Zebhauser natürlich das Hauptzugpferd, Abbados "Fidelio", dazu das Spiel von Fazil Say, das Dirigat von Christian Thielemann und den Gesang von Thomas Quasthoff. Wir sagen: d´accord - ergänzen aber noch durch die überaus geglückte Vierte von Mahler mit dem Orchester aus Budapest, dem hochdramatischen Verdi-Requiem unter Cambreling und der faszinierenden Soiree von Denys Proshayev mit barocken Klavier-Suiten inmitten moderner Kunst im Burda-Museum. Damit wäre auch schon beinahe das ganze Programm umrissen.

Fazit:

Die künstlerische Qualität der einzelnen Aufführungen im Festspielhaus Baden-Baden lässt in der Regel keine Wünsche offen (abgesehen leider oftmals von der Opernregie). "Festspielwürdige" Aufführungen gibt es daher rund ums Jahr, manche sogar auch gerade außerhalb der "Festspiel"-Zeiten. Das Besondere der Festspiele ist allzu oft lediglich die zeitliche Konzentration der Veranstaltungen.

Weitere Berichte:

Foto
Festspielhaus Baden-Baden
Foto: Christoph Wurzel









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