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Musikfestspiele
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Herbert von Karajan
Pfingstfestspiele 2008

3. bis 12. Mai 2008

Die Konzerte mit geistlicher Musik

Homepage

Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Musik über die letzten Dinge

Von Christoph Wurzel / Foto von Andrea Kremper

Gegensätzlicher kann geistliche Musik kaum sein als das opernhaft extrovertierte Requiem des bekennenden Agnostikers Giuseppe Verdi und die von tiefer, unbedingter Frömmigkeit erfüllten Kantaten des Thomaskantors.
Einzig das Thema ist ihnen gemeinsam, die Auseinandersetzung mit dem Tod. Obwohl wenig zu Pfingsten passend, dem Fest der Herabkunft des Heiligen Geistes, standen diese Werke auf dem Programm der Pfingstfestspiele in Baden-Baden. Noch etwas verband beide Konzerte, nämlich die Wirkung einer berührenden Emotionalität, die aus der Musik und den Interpretationen strömte, freilich wieder auf ganz verschiedene Weise.


Vergrößerung in neuem Fenster Dorothea Röschmann,
Thomas Quasthoff und
die Berliner Barock Solisten

Die warme, klangvolle, farbenreiche Stimme von Thomas Quasthoff kam in den Bachkantaten zu schönster Entfaltung. In der Kantate "Ich habe genug" verband Quasthoff seine außergewöhnliche Legatokunst mit subtiler Nuancierung im Ausdruck - wie er im da capo das "Schlummert ein, ihr matten Augen" nochmals sanfter und wie entrückt sang, da führte Musik ganz zu den innersten eigenen Gefühlen.
Dorothea Röschmann brachte eine andere, eher theatralischere Note ein. Besonders in der Sopran-Kantate "Mein Herze schwimmt im Blut" kam sie aber dadurch dem dramatischen Text wirkungsvoll entgegen. Stimmlich entfaltete sie sich aber stellenweise etwas zu exaltiert, was den Gesangsfluss dann uneben machte.
Die Berliner Barock Solisten begleiteten stilsicher, aber in der Klangbalance zwischen den einzelnen Stimmen nicht immer ausgewogen und mit recht flächigem Klang. Das 3. Brandenburgische nahmen sie schwungvoll, was allerdings stellenweise auf Kosten der Klangreinheit ging.


Vergrößerung in neuem Fenster

SWR Sinfonieorchester Baden-Baden
und Freiburg mit Solisten unter der
Leitung von Sylvain Cambreling

Voll aufgeladen mit dramatischer Energie musizierte Sylvain Cambreling mit dem SWR Sinfonieorchester Verdis "größte Oper", wie George Bernhard Shaw über das Requiem spottete. Cambreling verband durchaus den plakativen Effekt mit einer bis zur Erschütterung reichenden Erregtheit - natürlich im Dies irae -, ließ aber auch den nach innen gekehrten, lyrischen Passagen wunderbare Entfaltungsmöglichkeiten. Noch die feinste Nuance konnte zu voller Wirkung kommen, wie etwa die sanfte Ausleitung des Offertorio in den Geigen, Celli und der Klarinette. Das SWR Sinfonieorchester zeigte sich zum wiederholten Male in allen Stimmen in Bestform. Vor allem auch die Balance der Gruppen untereinander und das Wechselspiel zwischen den einzelnen solistischen Passagen verschmolz zu einem äußerst homogenen und zugleich plastischen Gesamtklang - bei Verdis Requiem eine besonders wirkungsfördernde Eigenschaft.

Das Solistenensemble war von nicht ganz so einheitlicher Qualität. Der kurzfristig eingesprungene Marius Brenciu schlug zwar ein metallisches Forte an, im Piano blieb seine Stimme aber recht dünn und lyrisch kaum ausdrucksstark. Giorgio Surian, der im "Fidelio" auch den Rocco sang, konnte der Basspartie dagegen viel Profil verleihen. Die beiden Sopranistinnen Ana María Martínez und Yvonne Naef (Mezzo) waren überragende Gestalterinnen ihrer Partien. Die EuropaChorAkademie aus Mainz, die bei derartigen Gelegenheiten oft mit den SWR Sinfonikern musiziert, brachte das volle Gewicht eines prächtigen Gesangs-Klangkörpers ein, so dass dieses Konzert einen teils atemberaubenden Gesamteindruck hinterließ.

Weitere Berichte:

Foto
Festspielhaus Baden-Baden
Foto: Christoph Wurzel


Die Programme

11. Mai 2008

SWR Sinfonieorchester
Baden-Baden und Freiburg

EuropaChorAkademie

Musikalische Leitung
Sylvain Cambreling

Ana Maria Martinez, Sopran
Yvonne Naef, Mezzosopran
Marius Brenciu, Tenor
Giorgio Surian, Bass

Giuseppe Verdi
Requiem


12. Mai 2008

Berliner Barock Solisten

Violine und Musikalische Leitung
Rainer Kussmaul

Dorothea Röschmann, Sopran
Thomas Quasthoff, Bassbriton

Johann Sebastian Bach
"Mein Herze schwimmt im Blut"
BWV 199
"Ich habe genug" BWV 82
Brandenburgisches Konzert
Nr. 3 G-Dur BWV 1048
"Ich geh und suche mit Verlangen"
BWV 49



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Da capo al Fine

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