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Donaueschinger Musiktage 2007

18.-21. Oktober 2007

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Donaueschinger Musiktage
(Homepage)
Klangkunst und zeitgenössische Musik mit Live-Video

Von Sina Baumgart

Das Festival für Neue Musik in Donaueschingen zeichnete sich diesjährig durch ein vielfältiges Programm mit interessanten Momenten aus.

Vergrößerung in neuem Fenster SWR Donaueschingen/Baden-Baden, 22.10.07: Mit 32 Uraufführungen und zwei Erstaufführungen gingen die Donaueschinger Musiktage 2007 erfolgreich zuende. Besondere Akzente im Festivalprogramm setzten in diesem Jahr zahlreiche in der ganzen Stadt verteilte Klanginstallationen, wie hier "Klangquelle" von Trimpin.
Bild: SWR/Krickl

Mehr als 30 Uraufführungen wurden vom 19. - 21. Oktober auf dem ältesten Festival für Neue Musik, den süddeutschen "Donaueschinger Musiktagen", präsentiert und zugleich ein kleiner Akzent auf Klang-Installationen gesetzt: So war in einem See ein elektromechanisches Klangspiel Erwin Staches installiert, das metallische Gleittöne von sich gab, während unweit in einem Pavillon Trimpins "Jackbox" als bizarr-bunte Klangskulptur miteinander verbauter E-Gitarren "rockte". Mario Verandis "Klangbuch der imaginären Wesen" wiederum lockte in einen düsteren Dachstuhl und Stefan Frickes mobiles Hörstück "DS" führte den Besucher Klangkompositionen hörend durch Schule und Hinterhof.

Doch im Mittelpunkt des Interesses standen zeitgenössische Konzerte, die Ergänzungen des traditionellen Instrumentariums um elektronisches Equipment erforderten und sogar zum Bespielen ganz neuer Klangkörper (Trompete mit Saite) führten. Auf erwartet hohem Niveau wurden die Konzerte vom ensemble recherche als renommierte Künstlergruppierung für Neue Musik, vom Ensemble modern und dem SWR-Sinfonieorchester interpretiert. Aus dem Eröffnungskonzert ist besonders die Komposition Helmut Oehrings "Goya I" erwähnenswert. Der 1961 in Ost-Berlin geborene Oehring hat bereits 150 Werke geschaffen, die sich von Liederzyklen bis hin zu modernen Opernproduktionen erstrecken. "Goya I" ist ein Orchesterwerk, in dem unkonventionelle Klang-Aktionen (Zerreißen von Zeitungen oder durch Papier verfremdete Pizzicati von Celli-Bässen) außergewöhnlich gelungen in die Gesamtkomposition integriert werden und in dem zugleich eine programmatische Anlage deutlich wird: Schaurig leises Trommeln und sirenenartiges Bespielen der Posaunen lassen die "Schrecken des Krieges" erahnen, die der Maler Goya dereinst zu seinem berühmten Zyklus veranlassten und dessen Radierung "Yo lo vi" Oehring als Kompositionsgrundlage diente.

Als besonders "gagig" erschien in Donaueschingen Francesco Filideis "Sonata a Sette", die einen problematischen Kompositionsprozess thematisiert: "Komponisten", deren "Arbeitsergebnisse" sich in den Aktionen ihnen angegliederter Instrumentalisten widerspiegeln, hämmerten auf der Bühne lautstark in Laptop-Tasten, aber konnten eine Ablenkung in Flamenco-Rhythmen nicht verhindern. Filidei, der 1973 das Licht der Welt in Pisa erblicke, erhielt übrigens im Vorjahr den Kompositions-Förderpreis des Landes Salzburg.

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"Ortswechsel" von Edgar Reitz und Johannes Kalitzke mit Live-Video, Film und Musik, interpretiert vom Ensemble Modern.
Bild: SWR/Krickl

Besonderes Interesse weckte bereits im Voraus die gemeinsame Produktion von Edgar Reitz (dem 1932 geborenen Professor für Film in Karlsruhe, der bisher zahlreiche Filmpreise erhielt) und dem 1959 in Köln geborener Johannes Kalitzke, der als Komponist und ausgezeichneter Dirigent in Donaueschingen auch das Ensemble Modern leitete. Regisseur und Komponist gelang mit "Ortswechsel" ein interessantes Suchspiel aus Live-Video, Film und Musik: Eine Frau verlässt mit der Kamera verfolgt die Publikumsreihen und angesichts ihrer auf Leinenwand dargestellten "Entführung" eilt ihr ein Mann schockiert nach. Realität und Fiktion verschwimmen in dieser Produktion im Übergang von Live-Video und einem Film, der am Ende seine Protagonisten wieder der Leinenwand entsteigen lässt.

Einen Gegenpool zu den "klassischen" Konzerten bildete übrigens das Projekt "War Zones" als Jazz-Session mit Elliott Sharps "Ripples From The Bang" und Bernhard Langs "Paranoia", das sich durch ausgeprägte Improvisationsteile und deftige Computer-Sounds auszeichnete. Dass Sharps Werk besonders gelang, kommt nicht von ungefähr: Er zählt seit dreißig Jahren zu den führenden Instrumentalisten und Komponisten der experimentellen New Yorker Improvisationsszene.

SÜDWESTRUNDFUNK
DONAUESCHINGER MUSIKTAGE 2007

32 Uraufführungen und
zwei Erstaufführungen
vom 19. bis 21. Oktober 2007.

Das Künstlerplakat von Lorenzo Pompa, Gestaltung: Kölner Agentur Kühle und Mozer in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler Lorenzo Pompa auf Basis von dessen zweiteiligen Arbeit "Anti-Anti" (Acryl, Öl und Silikon auf Leinwand).

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Bild: SWR/Lorenzo Pompa


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