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Herbert von Karajan
Pfingstfestspiele 2007

25. Mai bis 3. Juni 2007


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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Kurstadt im Festspielschmuck

Von Christoph Wurzel

Mit einem Dutzend Veranstaltungen an zehn Tagen waren die neunten Herbert-von-Karajan-Pfingstfestspiele in Baden-Baden in diesem Jahr die reichhaltigsten und ausgedehntesten bisher. Die von Karajan seinerzeit in Salzburg gegründeten Pfingstfestspiele weiterzuführen, war ja gleichsam der ideelle Urknall für die Errichtung eines Festspielhauses in der badischen Kurstadt gewesen. Baden-Baden sollte auch zu einem der bedeutendsten kulturellen Anziehungspunkte werden, vergleichbar mit München, Salzburg oder Wien. So hoch ambitioniert wurde dort im April 1998 das "zweitgrößte Opernhaus Europas" mit 2500 Plätzen eingeweiht. Die Pfingstfestspiele haben seitdem hier einen festen Platz und einen guten Namen. Sie bilden inzwischen den Kern einer Reihe weiterer konzentrierter Aufführungsreihen - Festspielen, die sich über die Jahreszeiten erstrecken. Also geht es auch in dieser Spielzeit weiter über die Sommer-, Herbst- und Winterfestspiele bis zu den Jubiläums-Pfingstfestspielen im kommenden Jahr.


Vergrößerung in neuem Fenster Der gründerzeitliche "Alte Bahnhof"
als Entree ins Festspielhaus
Foto: Christoph Wurzel

Nach den erheblichen Mühen der Anfangsjahre kann die Leitung des Festspielhauses in Baden-Baden inzwischen entspannt in die Zukunft blicken und eine stolze Bilanz vorweisen. Nicht nur ist der Betrieb des Hauses gesichert, das sich allein privatwirtschaftlich durch eine Kulturstiftung finanziert. Auch in künstlerischer Hinsicht hat man sich in mehreren Richtungen ansehnlich erweitert: Opernproduktionen (meist in Kooperation mit anderen großen Häusern) und Konzerte (mit vorwiegend klassischem Repertoire) bilden das Zentrum der Festspielzeiten. Dazwischen wird, zwar vereinzelt, auch moderne Musik gewagt, ergänzt durch Ballettreihen und Jazz-Programme.

Seit neuestem gibt es das "Künstlerportrait", wo sich bedeutende Interpreten in mehreren Konzerten in ihrer Vielseitigkeit vorstellen können. Natürlich setzt man auf die ganz großen Zugpferde der Klassikbranche, wie Anna Netrebko oder Lang Lang. Aber in Baden-Baden kommen auch Künstler aufs Podium, die nicht automatisch als Quotenrenner für ein volles Haus sorgen, künstlerisch aber nicht minder Aufmerksamkeit verdienen. Diese werden meist in Matineen präsentiert oder auch im neobarocken Saal des kleinen, aber feinen Baden-Badener Stadttheaters. Das Festspielhaus hat insgesamt mittlerweile den Standard erreicht, der anfangs anvisiert worden war. Das Jahresprogramm liest sich wie ein Who is who der internationalen Musikwelt, kaum eine Künstlerin oder ein Künstler von Weltrang, die hier noch nicht gastiert haben.

Allerdings gehören die Festivals in Baden-Baden nicht zu denen, die durch eine spezifische Konzeption hervorstechen, wenn auch bei einem Teil der Festspielreihen bisweilen bestimmte Schwerpunkte erkennbar werden. Regel ist ein Mix verschiedener Gattungen: eine Oper, Orchesterkonzerte, sowie Kammermusik- und Solistenkonzerte.


Vergrößerung in neuem Fenster

Falstaff in bunten Bildern
Foto: Andrea Kremper

So war auch das Programm der diesjährigen Pfingstfestspiele eine ausgewogene Mischung aus den gängigen Programmsparten. Zum zweiten Mal präsentierte Thomas Hengelbrock mit seinen Balthasar-Neumann-Ensembles eine Verdioper auf Originalinstrumenten- nach "Rigoletto" 2004 nun "Falstaff", beide Male in Kooperation mit Philippe Arlaud als Regisseur.

In zwei Orchesterkonzerten präsentierten zwei Dirigenten in profilierter Weise jeweils ihnen offensichtlich besonders am Herzen liegende Orchesterwerke: Christian Thielemann ein Strauss-und Wagnerprogramm und Michael Gielen Bruckners Achte.

Zum zweiten Mal gastierte Ivo Pogorelich in Baden-Baden (nicht ohne das angekündigte Programm zweimal umzuwerfen). Ein anderer Pianist entpuppte sich als wirkliche Überraschung: der vor allem als Liedbegleiter bekannte Eric Schneider spielte in einer Solo-Matinee ein Schumann- und Beethovenprogramm. Thomas Quasthoff war nach einem Liederabend mit Hélène Grimaud im April im kurzen Abstand wieder zurückgekehrt, diesmal mit den Magelone-Liedern von Brahms und dem Heine-Liederkreis von Schumann. Kammermusik vom Feinsten boten in einer anderen Matinee Kolja Blacher, Clemens Hagen und Kirill Gerstein mit Klaviertrios von Haydn, Beethoven und Schubert und Anne-Sophie Mutter, dem Festspielhaus auch persönlich als Mitglied des Stiftungsbeirates verbunden, spielte an zwei Abenden mit Lambert Orkis Mozart-Sonaten.

Wer Musikgenüsse in kontrastreicher Umgebung suchte, konnte bei einem Konzert des Ensembles Harmonie Universelle barocke Triosonaten im herrlichen Ambiente des Museums Frieder Burda erleben, einem Bau des amerikanischen Stararchitekten Richard Meier von heller Leichtigkeit und mit wunderbaren Ausblicken auf den prächtigen alten Baumbestand des Baden-Badener Kurparks.


Vergrößerung in neuem Fenster Elegante Moderne im nostalgischen Kurpark:
Das Museum Frieder Burda
Foto: Christoph Wurzel

Zudem hat sich Baden-Baden als Natur- und Kulturstadt an diesen zumeist frühsommerlich schönen Pfingsttagen von seiner angenehmsten Seite gezeigt. Und wie das Festspielhaus in seiner Architektur den Charme des 19. Jahrhunderts mit der Gegenwart zu verbinden sucht, so möchte die Stadt Baden-Baden demnächst ihre ganze steingewordene Belle-Epoche-Vergangenheit als Weltkulturerbe gewürdigt sehen. Dann bräche der noch vor einigen Jahren etwas verschlafen wirkende Kurort im Badischen zu weiteren neuen Ufern auf.

Weitere Berichte:

Foto
Festspielhaus Baden-Baden
Foto: Christoph Wurzel









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