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Bayreuther Festspiele 2006Rezensierte Aufführungen: Ring II (11.,12.,14.,16. August 2006) Aller Anfang ist schwer Ring-Impressionen 2006 Von Gerhard Menzel / Fotos: © Bayreuther Festspiele GmbH
Auf dem Grund des Rheins. Wie einst Lili Marleen unter der berühmten Laterne, posieren die Götter vor dem fertig gestellten Walhall, das als ein aus Steinen gemauertes, riesiges Auge dargestellt wird. Zum finalen Brand der Götterburg erscheint es am Ende der Götterdämmerung dann noch einmal. Das Rheingold, 3. Szene
Ein starkes Bild gelingt Frank Philipp Schlössmann besonders in der dritten Szene. In (an einen Maschinenraum erinnerndem) Nibelheim hebt sich plötzlich ein Teil der Rückwand und gibt den Blick auf eine felsige Höhle frei, in der Alberich seinen Goldschatz (Schmuck, Rüstungen, Waffen etc.) anhäufen lässt. Auch seine Verwandlungen zur farbenprächtigen Riesenkobra und zur Kröte finden in diesem für Menschen unsichtbaren Raum statt. Das Rheingold, 4. Szene Mihoko Fujimura (Erda) Aus der Tiefe empor gefahren gestaltete Mihoko Fujimura eine stimmlich und atmosphärisch beeindruckende Erda-Szene. Obwohl eher ein Mezzo als ein tiefer Alt, verströmte sie wohlklingend ihr Weltwissen und zog Götter, Riesen und Publikum in ihren Bann. Ihre Worte befolgend, überlässt Wotan den Riesen das Gold. Nun hat es die Gestalt von dünnen, biegsamen, goldfarbenen kleinen Flächen, die aneinandergefügt werden können. Das Rheingold, 4. Szene
Die Götter brechen nach Walhall auf.
Beim öffnen des Vorhangs ist eine Gruppe von Menschen zu sehen, die in einem stark beschädigten Haus Zuflucht vor einem grausigen Unwetter sucht.
Ein Strommast ist einst durch die linke Wand gestürzt, in dessen Holz Wotan dann später das Siegmund zugedachte Schwert gestoßen hat. Die Walküre, 1. Aufzug Endrik Wottrich (Siegmund), Kwangchul Youn (Hunding) und Adrianne Pieczonka (Sieglinde) Hunding (Kwangchul Youn) betritt mit seinen (ägyptisch anmutende) Tiermasken tragenden Mannen ein und spielt seine ganze Autorität und herrschaftliche Dominanz aus. Die Walküre, 2. Aufzug
Ebenfalls ein eindrucksvolles Bild. Die Walküre, 2. Aufzug Falk Struckmann (Wotan) und Linda Watson (Brünnhilde)
In dieser Kulisse, die von längst vergangenen Zeiten kündet, kommt es auch zu den die weitere Handlung entscheidenden Begegnungen Wotans, sowohl mit seiner Frau Fricka, als auch mit seiner Lieblingstochter Brünnhilde. In seinem großen Monolog reift Wotans Entschluss, seinen Träumen ein Ende zu bereiten. Falk Struckmann gestaltete diese Szene ungeheuer eindrucksvoll und anrührend. Die Walküre, 3. Aufzug
Im verlassenen Steinbruch kreischen die Walküren zum Steine erbrechen. Menschen tauchen hier zwar nicht mehr auf, aber sie haben einst diversen Sperrmüll dort hinterlassen. Dazu gehören z.B. Stühle, Autoreifen, ein Bügelbrett und eine Holzpalette, auf die Wotan dann Brünnhilde ablegt, bevor er die große "Heizplatte" anstellt. Die Walküre, 3. Aufzug Beim Feuerzauber zog der (Klang-)Regisseur Christian Thielemann noch einmal alle Register. Falk Struckmann (Wotan) und das Festspielorchester ließen einem noch einmal den Schauer über den Rücken laufen.
Siegfried, 1. Aufzug
Mime (Gerhard Siegel) nervt Siegfried (Stephen Gould) so lange, bis dieser ihm seine Welt ( kugel) entzwei schlägt. Siegfried, 1. Aufzug Der Wanderer (Falk Struckmann) in Aktion. Dieser erste Aufzug des Siegfried gibt einen guten Einblick, wie die gesamte Inszenierung des Ring aussehen könnte. Die Personenführung schlägt wahre Purzelbäume und als Zuschauer lebt man richtig auf. Welche Spannung hier zwischen den drei Protagonisten aufgebaut wird ist schon phänomenal. Vor allem Mimes vergebliche Versuche, den lästigen Wanderer aus seinem Revier zu vertreiben ist ein Kabinettstück der ganz besonderen Art (z.B. hat er diesen gerade mit großer Mühe zur Tür hinaus bugsiert, erscheint er schon wieder hinter der Wandtafel im Raum).
Siegfried, 1. Aufzug
Die Schmiedeszene verpufft dagegen allerdings etwas. Erinnerungen an fehlgeschlagene Experimente im Physik- und Chemieunterricht werden wieder wachgerufen. Da Siegfried nicht gelernt hat, ein Schwert zu schmieden, dreht er es kurzerhand durch den Fleischwolf und entfacht diverse Feuerexplosionen. Am Ende spaltet er auch keinen (da nicht vorhandenen Amboss), sondern den Globus aus dem Erdkundeunterricht, an den sich Mime in Vorfreude auf seine erträumte Macht über die Welt klammert. Siegfried, 2. Aufzug
Der Wald vor Neidhöhle ist größtenteils dem Bau einer Brücke zum Opfer gefallen. Siegfried, 2. Aufzug
Als Siegfried mit seinem Horn den Drachen geweckt hat, gerät die Erde im wahrsten Sinne des Wortes aus den Fugen. Der Boden bricht auf, stürzt zum Teil in die Tiefe und gibt so den Weg zur Höhle Fafners frei. Frank Philipp Schlössmann gelingt hier wieder ein ungeheuer aussagekräftiges und optisch grandioses Bild, das in seiner Bewegtheit ungeahnte Überraschungen birgt. Jyrki Korhonen als Fafner bleibt dagegen völlig blass und unbeteiligt. Siegfried, 3. Aufzug Ein schlichtes, aber mit ungeheurer Intensität gefülltes Bild, eröffnet den dritten Aufzug. In dieser Szene treffen nicht nur die vokalen Ausnahmekünstler Falk Struckmann (Wanderer) und Mihoko Fujimura (Erda) aufeinander, sondern auch orchestrale Wucht und höchste klangliche Differenziertheit. Siegfried, 3. Aufzug
Im verlassenen Steinbruch holt sich Siegfried die schlafende Brünnhilde von der Palette herunter.
Die Götterdämmerung beginnt düster und dämonisch mit einem punktuellen Blick in die Weiten des Weltraums. Die Nornen sitzen auf einem Haufen aus Schädeln und Gebeinen und statt an einem Seil zu wirken, lesen sie aus immer wieder auffunkeln Sternbildern das Wissen und Werden der Welt. So einig, wie sich die Nornen in ihrer betrüblichen Schlussfolgerung sind, so divergieren die Stimmen von Janet Collins (1. Norn), Martina Dike (2. Norn) und Iréne Theorin (3. Norn). Vokale Harmonie klingt anders, wie es die drei Rheintöchter eindrucksvoll bewiesen. Götterdämmerung, 1. Aufzug
Eine "feine Gesellschaft", in die Siegfried dort gerät. Götterdämmerung, 1. Aufzug
Die temperamentvolle und emotional erregte und erregende Waltraute (Mihoko Fujimura) bemüht sich vergebens, die matronenhafte Brünnhilde (Linda Watson) zur Herausgabe des Rings zu bewegen. Götterdämmerung, 1. Aufzug
Die nicht mehr benötigte Palette steht wie die übrigen Zeugen der abgezogenen Zivilisation am Rand herum. Götterdämmerung, 2. Aufzug
Eine Tod bringende Beziehung. Götterdämmerung, 2. Aufzug
Macht und Dekadenz im Hause der Gibichungen. Götterdämmerung, 3. Aufzug
Nach der "Sofa-Szene" im Rheingold nun im "Abwasserkanal": Götterdämmerung, 3. Aufzug
Der Mord unter der Laterne. Götterdämmerung, 3. Aufzug
Dampf und "Feuerbeleuchtung" jagen die elegante Gesellschaft in die Flucht, die sich am Ende, zerlumpt und vom Schicksal gezeichnet, wieder auf der Bühne versammelt. Noch einmal erscheint zum Brand Walhalls für kurze Zeit das steingemauerte, riesige Auge Wotans (aus dem Rheingold) im Hintergrund. Spannendes Musiktheater bedeutet nicht per se, dass es die Musik stört oder sie gar der auditiven Wahrnehmung des Publikums ganz entzieht (das sind die Extremformen des so genannten "Regietheaters"), sondern dass es auf die Musik hörend die Handlung bzw. das Geschehen spannend gestaltend erzählt. Außer einigen Ansätzen ist bei diesem Ring davon allerdings noch nicht viel zu sehen. So haben hier eindeutig die Ohren den Vorrang, die - von einigen sängerischen Schwachstellen abgesehen - durch die herausragende Interpretation von Christian Thielemann auch richtig verwöhnt werden. Das Publikum reagierte nach den einzelnen Aufzügen und am Ende der Tetralogie eher verhalten. Große Begeisterung und Ovationen waren zwar lautstark, aber nur von kurzer Dauer. So wenige Vorhänge in einem Ring gab es bisher wohl noch nicht sehr oft. Ring-Kritik 2006Weitere Rezensionen von den Bayreuther Festspielen 2006 Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild
Kostüme
Choreinstudierung SolistenDas Rheingold
Wotan
Donner
Froh
Loge
Alberich
Mime
Fasolt
Fafner
Fricka
Freia
Erda
Woglinde
Wellgunde
Floßhilde
Die Walküre SiegmundEndrik Wottrich
Hunding
Sieglinde
Wotan
Brünnhilde
Fricka
Gerhilde
Ortlinde
Waltraute
Schwertleite
Helmwige
Siegrune
Grimgerde
Roßweiße
Siegfried SiegfriedStephen Gould
Mime
Der Wanderer
Alberich
Fafner
Brünnhilde
Erda
Waldvogel
Götterdämmerung SiegfriedStephen Gould
Gunther
Hagen
Alberich
Brünnhilde
Gutrune
Waltraute
1. Norn
2. Norn
3. Norn
Woglinde
Wellgunde
Floßhilde
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