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Musikfestspiele
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Winterfestspiele 2006

Musik von Verdi, Chopin, Liszt, Mozart und Schumann


Festspielhaus Baden-Baden

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Festspielhaus Baden-Baden
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Gelungener Start in die Festspielsaison

Von Christoph Wurzel / Fotos: pr Festspielhaus

Viel Begeisterung und ein wenig Enttäuschung hinterließen die ersten Winterfestspiele im Baden-Badener Festspielhaus.

"Festspiele" heißt in Baden-Baden: ein mehrtägiges Programm mit Solisten, Dirigenten und Orchestern aus der allerersten Reihe des Musikbetriebs und dazu mindestens eine Oper, meist als Übernahme eines renommierten Hauses oder Festivals. Wie Intendant Andreas Mölich-Zebhauser die neu entwickelte Festspielkonzeption im Jahreskreis versteht, will man sich in der Hauptsache möglichst einem Komponisten widmen. Im Herbst 2005 war es Tschaikowski gewesen mit der enormen Kraftanstrengung eines Gastspiels des St. Petersburger Mariinsky-Theaters, welches übrigens für die diesjährigen Sommerfestspiele erneut mit Wagners Ring und einer konzertanten Aufführung des Tristan ins Festspielhaus kommen wird (13.- 19. Juli). Für den kommenden Herbst wurde bisher nur verraten, dass Don Giovanni dabei sein wird.

Diese Winters- und zugleich Faschingszeit (welche im Badischen ja recht ausgelassen gefeiert wird), wurde hauptsächlich mit Musik Giuseppe Verdis bestritten, und zwar mit klanglichen Assoziationen an die ägyptische Sonne in Form der Oper Aida und den glühenden Höllenbrand der Apokalypse in Verdis Requiem. Als Beitrag zum Karneval spielte Yundi Li Schumanns gleichnamige Charakterstücke - wobei wir schon bei der kleinen Enttäuschung wären.

Vergrößerung in neuem Fenster Yundi Li
Foto: pr

Angekündigt waren eigentlich für das Konzert des senkrecht gestarteten chinesischen Jungstars u.a. auch Lisztsche Verdi-Bearbeitungen, von denen er vor etwa 2 Jahren bei den Pfingstfestspielen als Dreingabe nach der h-moll-Sonate die Rigoletto-Paraphrase zum Besten gegeben und damit geglänzt hatte. Ins Programmkonzept hätten ein paar derartige Salonstücke diesmal auch durchaus gepasst - zumal Liszt sich zur Aida auch ausgelassen hat - aber Li hatte es vorgezogen, die Programmfolge seiner neuen CD fast identisch im Konzert zu wiederholen. Diese Idee, ob der Platten-Promotion geschuldet oder aus anderen Gründen, erwies sich jedenfalls nicht als glücklich für den Solisten, der gerade mit Liszt hierorts doch schon so sehr überzeugt hatte. Zwar stand dessen Rhapsodie espangole mit der wirkungsvollen La Follia - Variation im 2. Konzertteil auf dem Programm und kam dem virtuosen Talent Yundi Lis sehr entgegen, doch eröffnet hatte der Pianist sein Recital mit Mozarts C-Dur Sonate KV 330, bei der er besonders im 2. Satz zu viel schuldig blieb - an Kantabilität ebenso wie an Ernst und Ausdruckstiefe. Dafür schnurrte es vor allem im 3. Satz allzu munter und übermütig flink daher.

Auch die raschen Stimmungswechsel und die große Bandbreite der Charaktere in Schumanns "Carnaval" erfasste Li vor allem von der pianistisch-technischen Seite und gestaltete die 20 Miniaturen musikalisch dann doch recht eindimensional. Das Andante spianato aus Chopins Opus 22 stellte er etwas unterkühlt aus, der Polonaise mangelte es an Eleganz und Grazie, schon ihre einleitende Fanfare blieb stumpf und ohne Glanz. So blieb von diesem Soloabend der Eindruck eines technisch durchaus souveränen und virtuose Wirkungen effektvoll kalkulierenden Pianisten, der seinem Instrument aber doch zu selten die Seele entlockt.

Hinsichtlich des Verdi-Programms dagegen blieben keine Wünsche offen - musikalisch wurde mit Italianitá nicht gespart und die Inszenierung der Aida durch Robert Wilson erfüllte die Erwartungen in höchstem Maße.

Verdis Aida bei den Winterfestspielen 2006 im Festspielhaus Baden-Baden

Vergrößerung in neuem Fenster

James Conlon
Foto: pr

Nach der beeindruckenden Aida - Premiere stand als zweites Riesenwerk die Messa da Requiem auf dem Programm - viel gescholten wegen ihrer angeblich allzu opernhaften Züge. In der Tat ist es ein höchst dramatisches Werk (eines Agnostikers übrigens, der Verdi war), das Orchester, Chor und Sängern Höchstes abverlangt. Diese Anforderungen aber wurden voll erfüllt. Mit dem NDR Sinfonieorchester stand ein flexibel und genau artikulierender Klangkörper zur Verfügung, der von James Conlon sicher in alle Regionen des Schreckens und der Hoffnung dieses emotionsgeladenen Werkes geführt wurde. Die orchestrale Farbigkeit von Verdis Partitur kam voll zur Entfaltung und mit energetischer Kraft schlug die Dramatik der Musik durch. Die beiden Chöre aus Hamburg und Prag waren zu einem homogenen Ganzen zusammengewachsen und erreichten größte Ausdruckstiefe und Präzision auch in den heikelsten Stellen, wie etwa gleich zu Beginn im Requiem aeternam.

Vergrößerung in neuem Fenster Messa da Requiem
Foto: pr

Das Solistenquartett beeindruckte durchweg mit großer Gestaltungskraft. Vor allem Cristina Gallardo-Domas ging die Sopranpartie emotional engagiert an, was aber stellenweise die Brüchigkeit ihrer Stimme nicht ganz überdecken konnte. Belcanto lieferte sie nicht, dafür gelangen ihr aber intensive Momente ausdrucksvoller Gestaltung wie das libera me am Schluss als rezitatorisch herausgestoßene Bitte aus tiefer Verzweiflung oder der blitzschnelle Wechsel vom Lyrischen zum Dramatischen am Schluss des lux aeterna. Stimmlich auf der Höhe seiner Kraft zeigte sich René Pape in der Basspartie mit fesselnden Passagen. Anrührend geheimnisvoll sein tiefes, fahles mors als mahnende Erinnerung an die Lebenden. Mit perfektem Legato wartete er im lacrimosa auf. Weit ausladend und weich verströmend setzte Enkelejda Shkosa ihren Mezzo ein, eine schöne und charaktervolle Stimme mit großem Ambitus, sicherem Sitz und genauer Artikulation. Die Tenorpartie war mit Vinson Cole ebenfalls hervorragend besetzt. Er schaffte den Spagat zwischen heldentenoralem Glanz und feiner Empfindung mühelos. Stimmlich war er hochpräsent und verfügt über ein schönes Timbre.


FAZIT

Es geht weiter aufwärts in Baden-Baden. Die Festspiel-Ideen nehmen Konturen an, es zeichnen sich programmatische Linien ab. Für das vom kommerziellen Erfolg abhängige Festspielhaus sind auch die Besucherzahlen erfreulich. Ein hohes Niveau zu halten gleicht in Zeiten des allgemeinen Sparzwanges einer Herkulesaufgabe. Die Leitung des Festspielhauses in Baden-Baden zeigt sich diesem Kraftakt in zunehmend höherem Maße gewachsen.

Die Programme:


Giuseppe Verdi
Aida

Musikalische Leitung
Kazushi Ono

Inszenierung
Robert Wilson

SWR Sinfonieorchester
Baden-Baden und Freiburg

22. / 24. / 26. Februar 2006



Klavierabend
Yundi Li

Wolfgang Amadeus Mozart
Klaviersonate C-Dur KV 330

Robert Schumann
Carnaval Op. 9

Franz Liszt
Rhapsodie espangnole

Frédéric Chopin
Andante spianato et Grande
Polonaise brillante Es-Dur Op. 22

23. Februar 2006



Giuseppe Verdi
Messa da Requiem

Cristina Gallardo-Domas
Sopran

Enkelejda Shkosa
Mezzosopran

Vinson Cole
Tenor

René Pape
Bass

NDR-Chor
Prager Philharmonischer Chor

NDR Sinfonieorchester

Musikalische Leitung
James Conlon

25. Februar 2006





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