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Klavier-Festival Ruhr 2005

17. Juni 2005
Konzerthaus Dortmund

Eröffnungskonzert
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Klavier-Festival Ruhr
(Homepage)

Klingende Visitenkarte der Region

Von Markus Bruderreck

Kultur braucht Förderer, starke Partner, die ihr regelmäßig unter die Arme greifen. Ein solcher Mäzen ist zweifellos Werner Müller, Vorstandsvorsitzender der RAG und Mitglied im Initiativkreis Ruhrgebiet. Er ist zudem Schirmherr des Klavier-Festivals Ruhr, eines Pianistentreffens, das man wohl mit einigem Recht als das Größte der Welt bezeichnen kann und das in letzter Zeit auch finanziell sehr gut dasteht. Mit den Sponsoren hatte man ein glückliches Händchen. In diesem Jahr sind 70 Konzerte in 16 Städten angesetzt, und immer mehr entwickelt sich das Festival tatsächlich zu der „klingenden Visitenkarte einer Region, die sich durch Kunst und Kultur neu definiert“, wie Werner Müller es am Eröffnungsabend in Dortmund formulierte. Prominenz war dazu ins Konzerthaus gekommen: Man erblickte Norbert Lammert, den Bundestags-Vizepräsidenten, auch Friedrich Merz tummelte sich nach dem Konzert noch am äußerst exquisiten Büffet. Und als Künstler, der das Festival eröffnen sollte, wählte man einen „Shooting-Star“ aus, der momentan in aller Munde ist: den jungen Chinesen Lang Lang.

Vergrößerung in neuem Fenster Lang Lang
© Klavier-Festival Ruhr

Regelmäßig generiert die Plattenindustrie neue Götter, die das Zeug dazu haben, Kasse zu machen. Für Lang Lang schlagen zurzeit die Marketingtrommeln besonders laut. Das Publikum im Dortmunder Konzerthaus (und wohl auch das einen Tag später beim Wiederholungstermin in Mühlheim) dankte ihm mit Jubel für ein Programm, das alle Seiten seiner künstlerischen Persönlichkeit zum Ausdruck brachte: Von extremer Innerlichkeit bis zu virtuosem Gepränge reichte hier die Skala. Wenn ein Pianist allerdings wie der neue Messias angekündigt wird, sind auch Enttäuschungen oft nicht fern.

Zunächst beginnt Lang Lang sein Programm mit einer anmutigen Wiedergabe der zehnten Klaviersonate KV 330 von Wolfgang Amadeus Mozart. Der 23-jährige Chinese ist der rechte Mann für die unbeschwerte Heiterkeit dieser Musik. Die schwerelose Leichtigkeit des Spiels und vor allem die Naivität, die Unverstelltheit, mit der sich Lang Lang emotional in die Musik hineinstürzt, sind hier am rechten Platze. Er ist zudem ein Meister der Nuancen, der überraschenden Klangfarben und der zarten Töne. Das kommt nicht nur Mozart zugute, sondern auch der dritten Klaviersonate von Frédéric Chopin. Das wirbelnde Scherzo besitzt Folgerichtigkeit, die Übergänge zwischen den Sätzen sind raffiniert und subtil gestaltet. Im Largo-Satz jedoch zeigt sich eine Tendenz, die ebenfalls ein Merkmal von Lang Langs Interpretationen ist: sich beim Seelenstriptease in der Musik zu stark zu verlieren. Da will man ihm plötzlich nicht mehr folgen, da lässt das Zuviel an Gefühl überraschend kalt. Die „Kinderszenen“ von Robert Schumann entfalten sich zunächst überzeugend. Die berühmte „Träumerei“ hat man kaum zarter, sanglicher und raffinierter gehört. Gegen Ende des Zyklus' jedoch zerdehnt Lang Lang die Musik derart, dass ein negativer Nachgeschmack bleibt.

Musikalische Großformen logisch und geschlossen zu vermitteln ist Lang Langs Sache (noch) nicht. Die langsame Einleitung der „Paraphrase nach der Oper ‚Don Giovanni'“ von Franz Liszt ist ebenfalls nicht schlüssig an den folgenden pianistischen Parforce-Ritt angeschlossen. Den freilich präsentiert Lang Lang mit unfassbarer Energie, Virtuosität und Klarheit. Die Paraphrase ist ein sehr undankbares Stück, bei dem Pianisten hauptsächlich damit beschäftigt sind, technische Probleme zu stemmen. Lang Lang hat dieses Stadium allerdings längst hinter sich gelassen. Seltsam, dass das Lisztsche „Sonetto 104 del Petrarca“ dagegen wieder amorph und in seiner Intimität etwas penetrant wirkte. Wer derart stark aufgetragenes, klangliches Parfum schätzt, der sollte sich zwei Termine merken: Im Dezember wird Lang Lang in Köln gastieren, im Februar nächsten Jahres dann in der Essener Philharmonie. Vielleicht wird der chinesische Showman bis dato auch etwas mehr gereift sein und eine wirkliche Vorstellung davon haben, was er da eigentlich spielt.



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Klavier-Festival Ruhr 2005



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© Klavier-Festival Ruhr

Lang Lang
Klavier


Wolfgang Amadeus Mozart

  • Sonate Nr. 10 C-Dur KV 330

    Frédéric Chopin
  • Sonate Nr. 3 h-Moll op. 58

    Robert Schumann
  • Kinderszenen op. 15

    Sergej Rachmaninow
  • Prélude B-Dur op. 23/2
  • Prélude g-Moll op. 23/5

    Franz Liszt
  • „Sonetto 104 del Petrarca"
    aus den „Années de pélerinage.
    Deuxième Année: Italie"
  • Paraphrase nach der
    Oper „Don Giovanni"
    von Wolfgang Amadeus Mozart


    Weitere Informationen
    erhalten Sie vom
    Klavier-Festival Ruhr
    (Homepage)




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