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Bayreuther Festspiele 2005

Tannhäuser


Wiederaufnahme am 26.7.2005
Rezensierte Aufführung: 24. August 2005



Intensive Farben für Auge und Ohr

Von Gerhard Menzel / Foto: © Bayreuther Festspiele GmbH


In seinem vierten Jahr präsentierte sich die Tannhäuser-Inszenierung von Philippe Arlaud mit einer noch ausgearbeiteteren Lichtregie und einer erfreulich weiter entwickelten Personenregie, ohne freilich die großen Tableaus dadurch aufzubrechen.

Einen besonderen Anteil an der belebteren Gestaltung der Figuren hatte vor allem Ricarda Merbeth als Elisabeth. Ihre Interpretation ist weit entfernt von der oft zu erlebenden fügsamen und langweiligen Landgrafentochter. Dabei ist sie nicht nur darstellerisch äußerst engagiert und präsent, sondern deklamiert - wenn auch auf eigentümliche Weise - außerordentlich textverständlich und mit emotional gefärbter Stimme.

Im Gegensatz dazu vermag Judit Nemeth als Venus immer noch nicht zu überzeugen. Ihr konsonantenarmer Gesang und ihre eher unbeholfen wirkenden Gesten passen zwar zur kalten und nicht gerade attraktiven Atmosphäre des Venusberges, lassen aber jegliche nachvollziehbare Motivation vermissen, warum Tannhäuser überhaupt Venus aufgesucht haben könnte und dort so lange verweilte (etwa um dort in Ruhe komponieren zu können?). Erst als diese öde Szene endlich vorüber ist und der "fliegende Teppich" eindrucksvoll von dannen geschwebt ist, gewinnt das Stück an Profil.

Vergrößerung

Eingeleitet durch die reine und klare Sopranstimme von Robin Johannsen als junger Hirte, konnte man die frische Luft des Wartburgtales förmlich spüren bzw. hören, in die hinein dann der zunächst ferne Klang der Pilger tönte. Auch hier erwies sich der Festspielchor in der zuverlässigen Einstudierung von Eberhard Friedrich als feste, unübertreffbare musikalische Konstante der Festspiele. Seinen größten Auftritt hatte der Chor natürlich wieder in der phantasievollen Kostümorgie des Sängerkrieges im zweiten Aufzug.

Natürlich war es auch das große Verdienst von Christian Thielemann, der zusammen mit dem Orchester der Bayreuther Festspiele aus dem "mystischen Graben" heraus - adäquat zu den farbintensiven Bildern (von Philippe Arlaud) und Kostümen (von Carin Bartels) - einen ungeheuer spannungsreichen und leuchtenden Tannhäuser zu Gehör brachte.

Stephen Gould in der Titelpartie hinterließ auch dieses Jahr wieder einen starken Eindruck. Auf seinen Siegfried im nächsten Jahr - ebenfalls mit Christian Thielemann am Pult - kann man sich - zumindest musikalisch - freuen.

Roman Trekel als seltsam blasser Wolfram von Eschenbach und John Wegner als veritabler Biterolf bildeten die musikalischen Stützen der Wartburggesellschaft. Mit Guido Jentjens in der Partie des Landgraf Hermann von Thüringen (Kwangchul Youn hatte die Partie des König Marke in der Neuproduktion des Tristan übernommen) und Samuel Youn als Reinmar von Zweter (Alexander Marco-Buhrmester wechselte als Melot ebenfalls zum Tristan) gab es zwar zwei Neubesetzungen, die sich aber nicht entscheidend auf die sängerische Qualität der Aufführung auswirkten.


FAZIT

Im Gegensatz zu Tristan, Parsifal und Holländer wurde der Tannhäuser vom Publikum begeistert gefeiert. Der Erlösungsgedanke konnte hier - wenn auch auf andere Art - wirklich einmal nachvollzogen werden.

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Bayreuther Festspiele 2005 / Übersicht


Produktionsteam

Musikalische Leitung
Christian Thielemann

Inszenierung
und Bühnenbild
Philippe Arlaud

Kostüme
Carin Bartels

Choreinstudierung
Eberhard Friedrich

Statisterie, Chor und Orchester
der Bayreuther Festspiele


Solisten

Hermann, Landgraf von Thüringen
Kwangchul Youn

Tannhäuser
Stephen Gould

Wolfram von Eschenbach
Roman Trekel

Walther von der Vogelweide
Clemens Bieber

Biterolf
John Wegner

Heinrich der Schreiber
Arnold Bezuyen

Reinmar von Zweter
Alexander Marco-Buhrmester

Elisabeth
Ricarda Merbeth

Venus
Judit Nemeth

Ein junger Hirt
Robin Johannsen

Vier Edelknaben
Nicole Rösch
Susanna Martin
Camilla Singh
Constance Heller


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