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Des Canyons aux Étoiles


Aufführungsdauer: ca. 1h 45' (keine Pause)

Alfried-Krupp-Saal im Saalbau Essen, 17. Juli 2004
Kooperation der RuhrTriennale und der Philharmonie Essen

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Vogelgesänge zwischen Himmel und Erde

Von Stefan Schmöe


Einen Hymnus auf die USA zu singen fällt derzeit angesichts von im unterschiedlichen Rechts- und damit auch im Selbst-Verständnis begründeten Spannungen zwischen dem „alten“ Europa und der „neuen“ Welt(ordnung) schwer. Für einen Künstler wie Olivier Messiaen, einerseits tief im europäischen Katholizismus verankert, andererseits durch die Verwendung asiatischer, besonders indischer Rhythmik ein früher „Weltmusiker“ – der letztendlich im Vogelgesang die Keimzelle einer universellen, alles kulturell Fixierte transzendierenden Musik sah – war der Auftrag, ein Orchesterwerk zum 200. Geburtstag der Vereinigten Staaten zu schreiben, auch fern der aktuellen Differenzen eine zunächst widersprüchliche Aufgabe. Ganz im Gegensatz zu Zeitgenossen wie Francis Poulenc hat Messiaen die moderne Zivilisation in seinen Werken ausgeklammert, und nach eigener Aussage konnte er Wolkenkratzer nicht ausstehen. So unterläuft sein Werk Des Canyons aux Étoiles den Auftrag, in dem es die zeitlose Natur Amerikas besingt: Ein Hymnus auf die Schöpfung.

Die bizarren Sand- und Felsformationen der Canyons, insbesondere des Bryce Canyons in Utah und als Gegenpol die Sterne (mit dem hell leuchtenden Aldebaran) bilden die gedankliche Klammer, eine Reihe von (nicht nur in Nordamerika beheimateten) Vögeln vermitteln sozusagen zwischen Himmel und Erde. Auffällig und eher ungewöhnlich sind die tonmalerischen Effekte der Windmaschine und des „Geophons“, einer mit Sand gefüllten Trommel, die aus heutiger Sicht doch etwas aufgesetzt wirken – wie auch der affirmative A-Dur-Schluss (der auf die rund zehn Jahre später entstandene Oper Saint Francois d'Assise mit ihrem ungetrübten Dur-Jubel hinweist) bei aller strahlenden Schönheit die Atonalität der vorangegangenen Sätze in Frage stellt. Auf der anderen Seite ist Des Canyons aux Étoiles ein kammermusikalisch transparentes, dabei aber ungeheuer farbiges Werk (aus Platzgründen konnte Messiaen nur ein kleines Orchester verwenden), das vom Klavier dominiert wird.

In der Interpretation des Ensemble Modern Orchestra unter der umsichtigen Leitung von George Benjamin hob Pianist Ueli Wiget die Virtuosität des Klavierparts hervor – vielleicht an einigen Stellen allzu sehr auf Brillanz setzend. Im Gegensatz dazu interpretierte Simon Breyer die Horn-Partie (der 6. Satz Appel interstellaire ist ein reines Horn-Solo, das die spieltechnischen Möglichkeiten des Instruments durchprobiert) mit einem gewissem Understatement. Rumi Ogawa spielte die Xylorimba (ein durch Röhren den Klang verstärkendes Xylophon) mit bestechendem Drive, Rainer Römer als vierter Instrumentalsolist steuerte am Glockenspiel die leuchtenden Klangfarben bei. Auch die vorzüglichen Musiker des Ensemble Modern hätten es verdient, einzeln genannt zu werden, wird doch fast jedes Instrument eher solistisch denn als Tutti-Instrument verwendet. So entstand eine sehr konzentrierte und präsente Aufführung, deren Spannung über die gesamte Länge von rund 100 Minuten nicht nachließ. Das Publikum (leider waren etliche Plätze des Saalbaus leer geblieben) dankte mit lang anhaltendem Beifall.

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Programm:


Olivier Messiaen (1908 - 1992):
Des Canyons aux Étoiles (1971 - 74)

Ueli Wiget, Klavier

Simon Breyer, Horn

Rumi Ogawa, Xylorimba

Rainer Römer, Glockenspiel


Ensemble Modern Orchestra

Leitung: George Benjamin







Weitere Informationen
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und der
Philharmonie Essen
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