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Die "Musikinstrumentensammlung Hans und Hede Grumbt" in Bochum

Von Markus Brudereck, Fotos von Gerhard Menzel



Wasserburg Kemnade - Vergrößerung

Die Wasserburg Haus Kemnade an der Ruhr, Bochumer Besitz auf Hattinger Stadtgebiet, ist seit 30 Jahren die Heimat der "Musikinstrumentensammlung Hans und Hede Grumbt". Es ist die größte Instrumentensammlung in Nordrhein-Westfalen: Fast 1800 Einzelstücke beherbergt sie, von denen über zwei Drittel nicht nur aus Europa, sondern auch aus aller Welt stammen. In einigen Zimmern von Haus Kemnade ist ein kleiner Teil der Sammlung schon seit dreißig Jahren in einer ständigen Ausstellung zu sehen.

Es ist schon ein skurriles Instrument, diese Zigarrenkiste, die Gregor Klinke aus einem der schweren, stählernen Regale holt, mit denen einige Räume auf Haus Kemnade ausgestattet sind. "Tescho-Kotos" oder "Japan-Banjos", Saiteninstrumente mit Schreibmaschinentastatur, wirken wie der seltsam mißlungene Versuch, traditionelle Musik dem vermeintlichen Fortschritt anzupassen. Drei dieser seltenen Instrumente - aus Indien, Japan und vermutlich aus China - finden sich im Bestand der "Musikinstrumentensammlung Grumbt". Der Musikwissenschaftler Gregor Klinke, der die Exponate schon seit Jahren erforscht, klassifiziert und mit kleinen Archiv-Etiketten versieht, kennt sie inzwischen wie kein Zweiter. Gerade außereuropäische Instrumente sind es, die den Hauptbestand der Bochumer Sammlung ausmachen. Daneben finden sich die verschiedensten Exponate jeglicher Herkunft und Zeit. Besonders zahlreich sind Streichinstrumente und Klarinetten.

Geigensammlung - Vergrößerung

Nur wenige Sammlungsstücke allerdings fallen durch einen besonderen Schauwert auf. Ihre Bedeutung, so Gregor Klinke, sei eher auf wissenschaftlichem Gebiet zu suchen. "Die Sammlung zeichnet sich eigentlich im Großen und Ganzen dadurch aus, dass es eine Sammlung von Praxisinstrumenten ist", so Klinke. "Dementsprechend sind die Instrumente alle nicht in dem Sinne wertvoll, wie man es aus anderen Musikinstrumenten-Museen vielleicht kennt, aber sie sind Zeugnis einer lebendigen Praxis und das macht sie für die Forschung sehr interessant. Weil man durch Gebrauchsspuren, durch Abnutzungsspuren sehen kann, was an diesen Instrumenten gemacht worden ist, wie sie eingesetzt worden sind, in welchem Kontext sie gespielt worden sind."

Klarinettensdammlung - Vergrößerung

Eines der Vorzeigeobjekte der "Musikinstrumentensammlung Grumbt" ist eine "Clarinette d'amour", die ihren Namen vor allem ihrem milden Klang verdankt. Dieses Instrument mit dem charakteristischen birnenförmigen Schallstück, dem sogenannten Liebesfuß, gehört zu den etwa fünfzig Klarinetten des holländischen Sammlers Johan van Kalker, die 1996 der "Sammlung Grumbt" beigefügt wurden, unter ihnen historischen Stücke aus der Frühzeit des Instrumentes ebenso wie Süßelhölzlein der Wiener Schrammelmusik oder eine moderne Bassklarinette.

Über diese vielfach noch heute spielbaren Originale wäre Sammlungsgründer Hans Grumbt sicher erfreut gewesen, denn auch seine Sammelleidenschaft ging zunächst von der Suche nach gut erhaltenen historischen Instrumenten aus. Als Cellist bei den Bochumer Symphonikern widmete er sich bereits in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts intensiv der Interpretation alter Musik auf Originalinstrumenten. 1970 übereignete Grumbt seine Instrumente der Stadt Bochum. Nun begann eine zweite Phase, in der er besonders die zahllosen außereuropäischen Instrumente der Sammlung zusammentrug. In einem Erkerzimmer von Haus Kemnade hat man versucht, die kuriose Wohnung von Hans und Hede Grumbt nachzustellen: Ein Ensemble aus Nippes, Möbeln, Keramiksammlungen, Skulpturen und exotischen Instrumenten, das im Ambiente der Wasserburg noch fast zu elegant wirkt.

Streichersammlung - Vergrößerung

Hans Günter Golinski, Leiter des Museums der Stadt und der "Musikinstrumenten-Sammlung Grumbt", versucht in Bochum seit Jahren, die Geschicke der Sammlung voranzubringen. "Uns schwebt eine Konzeption vor: 'Wasserburg Haus Kemnade - Erlebnisort Musik'", schwärmt der Direktor des Museum Bochum. "Dass wir die Sammlung in eine Schau- und Studiensammlung teilen, dass die Schausammlung mit Begleitmedien wie Foto, Film, Texttafeln, Video, Computeranimation und vor allen Dingen Klangbeispielen, dass diese Sammlung so aufbereitet wird, dass der Besucher, der hier vorbeikommt, eine unterhaltsame und zugleich doch sehr informative Möglichkeit hat, sich der Musik und ihren einzelnen Aspekten zu nähern."

Man muss es betonen: Die "Musikinstrumentensammlung Grumbt" und die blumigen Vorstellungen ihres Leiters sind ein gutes Beispiel dafür, wie Wunsch und Wirklichkeit auseinander klaffen können. Die Probleme auf Haus Kemnade sind vor allem finanzieller Art. Ohne regelmäßig fließende Geldmittel können die nötigsten Voraussetzungen für die weitere Erschließung der Sammlung nicht angegangen werden. Ein Kustos oder Instrumentenkundler, der sich dauerhaft für die Sammlung engagiert, fehlt ebenso wie ein Restaurator. Am dringlichsten ist jedoch die Erarbeitung einer modernen, didaktischen Idee für eine adäquate Präsentation.

Instrumentenlager im Dachgeschoss - Vergrößerung

Schwer wie Blei lastete auf der Sammlung noch im letzten Jahr der Verdacht, bei den Instrumenten handele es sich zu großen Teilen um auf dubiosen Wegen erworbenen jüdischen Besitz. Große Anstrengungen waren nötig, um diesen Vorwurf zu entkräften. Für die Publikation eines Gesamtkataloges, der als Grundlage zur weiteren Arbeit dienen soll, sind mittlerweile Finanzmittel bereitgestellt. Hans Günter Golinski hofft auf die Unterstützung der Bürger ebenso wie auf den finanziellen Rückhalt von Stadt und Land.

Im Moment jedoch verharrt die Instrumentensammlung in einem sehr tiefen Dornröschenschlaf. Zahlreiche Querelen mit der Ruhr-Universität, mit der einstmals eine Kooperation bestand, haben sich bis heute lähmend auf den Fortgang der Arbeiten auf Haus Kemnade ausgewirkt. Zu allem übel hat sich nun auch noch der Förderverein, der sich viele Jahre für die Sammlung eingesetzt hat, aufgelöst. Die größte Verantwortung für die Sammlung jedoch liegt bei der Stadt Bochum. Sie hat bis heute nicht verstanden, dass große Schätze auf der Wasserburg lagern. Bevor die Verantwortlichen das nicht erkennen, wird sich auf Haus Kemnade wenig rühren.

Musikinstrumentensammlung Hans und Hede Grumbt

An der Kemnade 10
45527 Hattingen
Tel. 02324 / 30268

Nähere Auskünfte erhält man beim

Museum Bochum
Kortumstraße 147
44777 Bochum.
Tel.:0234-51600-12, Fax-10.
E-Mail: museum@bochum.de

Öffnungszeiten Mai bis Oktober:
Täglich außer Montags von 12.00 bis 18.00 Uhr
Öffnungszeiten November bis April:
Di bis Fr 11.00 bis 17.00 Uhr; Sa bis So 10.00 bis 17.00 Uhr
Eintritt frei

Anfahrt:
Über die A43, Abfahrt Hattingen, Richtung Hattingen-Blankenstein;
mit dem Bus CE31 ab Bochum Hbf.







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