Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musikfestspiele
Zur Homepage Zur Festspielseite E-Mail Impressum



06.07.01 und 08.07.2001
Wochenendprojekt 1: Hans Werner Henze
Klavier-Festival Ruhr

Freitag 6.7.01, 20 Uhr
Witten: Haus Witten
"Linearität und Redendes Prinzip"
Siegfried Mauser, Klavier
Benjamin Schmid, Violine
Sebastian Hess, Violoncello

Samstag 8.7.01, 20 Uhr
Witten: Saalbau Witten
"Konzertierendes Prinzip und Musica impura"
Christopher Tainton, Klavier
Siegfried Mauser, Klavier
Die Duisburger Philharmoniker,
Leitung: Jobst Liebrecht und Lothar Koenigs



Henzes Klaviermusik im Mittelpunkt

Einem Außenseiter zum Geburtstag

Von Gordon Kampe

Das Klavier-Festival Ruhr widmete das "Wochenendprojekt 1" dem immer wieder streitbaren Komponisten Hans-Werner Henze: dessen Klavierwerk stand im Mittelpunkt der Konzerte. Das Thema "Henze" ist nicht zufällig gewählt, feierte er doch in diesen Tagen seinen 75ten Geburtstag. Schon vorweg, die Konzerte am Freitag und Samstag in Witten erwiesen sich als eine sehr passable Hommage an die Ausnahmeerscheinung Henze. (Das sonntägliche Konzert mit dem Pianisten Moritz Eggert, musste wegen dessen Krankheit leider ausfallen.)

Schon in der frühen Serenade für Violoncello solo sind deutliche - hier an der Form - Rückbezüge zur musikalischen Vergangenheit zu bemerken, was immer wieder der Grund zu heftigsten Auseinandersetzungen mit den Vertretern der Avantgarde hervorrief. Die Sätze haben schon wegen ihrer Kürze eher aphoristischen Charakter, was für den Solisten, hier Sebastian Hess, eine große Herausforderung darstellte, immerhin sollte bei aller Kürze doch ein Ganzes entstehen. Genau das gelang Hess vortrefflich: Ohne großes "Aufsehen", präsentierte er mit sehr schlichtem Gestus die kurzen Werke und vermochte es tatsächlich, mit dem letzten Ton des einen Stückes, den Ton des nächsten vorzubereiten - wie, bleibt sein Geheimnis. Benjamin Schmidt an der Violine stand ihm in diesem Punkt, bei der Serenade für Violine solo, in nichts nach. Leider färbte Schmidt gerade die hohen Lagen sehr metallisch, was dem Stück zwar die nötige Präzision verlieh, aber auf Kosten der Wärme ging.

Ebenfalls aphoristisch, ging es in den 5 Nachtstücken für Violine und Klavier zu, einem Stück von 1990. Überraschend ist hier die klangliche Nähe zu Anton Webern. Wenngleich sie auch dessen Intimität nicht ganz erreichten, trugen Siegfried Mauser und Benjamin Schmidt doch eine wirkliche Kostbarkeit vor. So interpretierten sie die kurzen Sätze sehr direkt und unprätentiös.

In ein Henze-Konzert fügt sich ein Mozart-Klaviertrio thematisch wunderbar ein, liebt Henze ihn doch besonders und verbindet ihn mit Mozart mindestens die Eigenschaft, in allen musikalischen Genres beheimatet zu sein. Aber bei allen Verbindungen, Mozart ist nicht Henze und man kann ihn auch nicht wie Henze spielen. Dies wurde in Ansätzen doch getan, der Ton kam etwas arg angerauht daher, wobei sich Sebastian Hess am Cello am weitesten zurückhielt. Insgesamt schien das Werk nicht wirklich häufig geprobt worden zu sein, die Ausgewogenheit der Spieler war nicht immer gegeben.

Eine ganz andere Klangwelt eröffnete das Konzert am folgenden Tag: Zunächst konnte der junge Pianist Christopher Tainton mit dem frühen, noch sehr an Strawinsky erinnernden 1. Klavierkonzert Henzes brillieren. Gerade im 3. Satz bewies Tainton große Virtuosität und den Mut zu heftigen Ausbrüchen. In lyrischen Passagen blieb er im Ausdruck zuweilen etwas blasser. Da Peter Ruzicka als Dirigent, ebenfalls wegen Krankheit, kurzfistig ausgefallen war, ist es schon eine enorme logistische Leistung gewesen, das Konzert überhaupt stattfinden zu lassen - doch der für den ersten Teil eingesprungene Dirigent Lothar Koenigs, meisterte seine Aufgabe routiniert. Diese Routine äußerte sich auch im Wagnerschen Zwischenspiel, dem Vorspiel und Liebestod aus Tristan und Isolde. Zwar nahm er das Tempo zu Beginn erstaunlich langsam, doch ging das Konzept im weiteren Verlauf deutlich auf, was bewies, dass Koenigs hier nicht nur Aushilfe war.

Direkt an den Wagnerschen Tristan, schloss sich der Tristan des Hans Werner Henze an. Mit diesem Stück war der Höhepunkt des Wochenendprojektes erreicht: es vermochte gerade zum Ende hin als phänomenales Klangereignis zu überzeugen. Der brillante Einsatz der Instrumente, die Wucht der aggressiven Passagen, die leisen Verschmelzungen mit den elektronischen Klängen, bezeugen, dass hier wirklich ein Meister an der Arbeit war. Natürlich wird immer wieder die Frage gestellt, ob man so wie Henze mit der Tradition umgehen dürfe, doch wenn ein solcher Klangsinn dabei herauskommt, hat das nichts mit romantischer Anbiederung zu tun. Der Einsatz des Orchesters zog mehr Aufmerksamkeit auf sich, als die Partie des Solisten, weshalb der Solist am Klavier, Siegfried Mauser, weniger Eindruck hinterlassen konnte. Auch hier vermochte eine weitere "Aushilfe" am Pult, Jobst Liebrecht, zu überzeugen. Er lotste die großartigen Dusiburger Symphoniker durch die schwierigsten Klippen der Partitur und konnte den tosenden Applaus zu großen Teilen an sich gerichtet wissen.

So waren zwei insgesamt überzeugende Konzerte zu erleben, die einen kurzen Einblick in Henzes Werk geben konnten und dazu anregten, mehr zu hören.






Da capo al Fine

Zur Homepage Zur Festspielseite E-Mail Impressum

© 2001 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
Email: festspiele@omm.de

- Fine -