Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musikfestspiele
Zur OMM-Homepage Zur Musikfestspiele-Startseite E-Mail Impressum



Vergrößerung

24. Händel-Festspiele
in Karlsruhe 2001

Von Gerhard Menzel



Nicht nur Händels Musik, sondern auch Händel selbst als Person, stand im Mittelpunkt der diesjährigen 24. Händel-Festspiele in Karlsruhe. Das Badische Staatstheater hatte dafür bei Franz Hummel, der zuletzt Schlagzeilen mit seinem Musical Ludwig II - Sehnsucht nach dem Paradies in Füssen machte, ein neues Werk in Auftrag gegebenen.


Vergrößerung


Franz Hummel: Styx
Vergrößerung
Foto: Jochen Klenk
Neben Franz Hummels Uraufführung seiner neuen Oper Styx, die er "Musiktheater über Georg Friedrich Händel" nennt,

standen die Neuproduktion von Händels Oper
Berenice, Regina d'Egitto,

die Wiederaufnahme der Erfolgsproduktion der Händel-Festspiele 1999, Alessandro Scarlattis "komische" Oper Il trionfo dell`onore" / Triumph der Ehre - die auch in diesem Jahr (in unveränderter Besetzung) das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hinriss -

und zahlreiche Konzerte mit Kantaten, Orchester- und Kammermusik auf dem Programm der Festspiele.

Georg Friedrich Händel: Berenice.
Vergrößerung
Foto: Jochen Klenk

A. Scarlatti: Der Triumph der Ehre
Vergrößerung
Foto: Bettina Strauß

Das Kammerkonzert der Deutschen Händel-Solisten bestritten Anton Steck (Violine I), Gerhard Peters (Violine II), Karl-Heinz Steeb (Viola), Gerhard Darmstadt (Violoncello), Helmut Hofmann (Kontrabass) und Carsten Lohff (Cembalo). Als eingespieltes Team demonstrierten sie in der Triosonate c-Moll HWV 398 von Georg Friedrich Händel und im Streichquartett A-Dur von Georg Philipp Telemann ihr musikantisches und temperamentvolles Zusammenspiel. Gerhard Darmstadt - der auch mit kurzen, oft zum Schmunzeln anregenden Erläuterungen zu den Werken durch das Konzert führte - beschwor in dem fünften Concertino d-Moll für Violoncello und Basso continuo von Matteo Zocarini die „Illusion eines Cellokonzertes". Anton Steck stellte sein technisch perfektes und ausdrucksvolles Violinspiel in der zweiten Sonate G-Dur für Violine und Basso continuo von Nicola Antonio Porpora unter Beweis. Ein eindrucksvolles Finale des Konzertes bildete die Sonate d-Moll für zwei Violinen, Viola und Basso continuo von Johann Friedrich Fasch. Vergrößerung

Vergrößerung


C D - N e u e r s c h e i n u n g
Vergrößerung

Festkonzert der Deutschen Händel-Solisten 2000
Bach: Ouvertüre Nr. 1 C-dur BWV 1066
Telemann: Konzert e-moll für Blockflöte, Traversflöte, Streicher und Basso continuo
Händel: "Wassermusik", Suiten 1-3
Zu Beziehen über das Badische Staatstheater Karlsruhe

Das Festkonzert der Deutschen Händel-Solisten fiel dagegen etwas „blutärmer“ aus. Christopher Hogwood gelang es nur bedingt, die Musiker zu engagierten und temperamentvollen Spiel zu motivieren. So plätscherten nicht nur die beiden Concerti grossi G-dur op. 6, Nr. 1 (HWV 319) und g-moll op. 6; Nr. 6 (HWV 324) ziemlich seicht dahin, sondern auch die Feuerwerksmusik schien nicht so recht zu zünden. Besonders ärgerlich war der Umstand, dass der klangliche Effekt, den das Concerto a due cori Nr. 2 F-dur (HWV 333) bietet, durch eine zu nahe Platzierung der beiden Bläserchöre beim Dirigenten verschenkt wurde. In den Genuss der Besonderheit dieses Konzertes kamen lediglich Christopher Hogwood und einige direkt hinter ihm sitzende Zuhörer, obwohl die Bühne genügend Raum für eine klanglich reizvolle Aufstellung geboten hätte.

Wie inspiriert und meisterhaft musiziert das Festkonzert vom letzten Jahr war, davon kann man sich auf der neu herausgegebenen CD, dem Live-Mitschnitt dieses Konzertes, überzeugen.

In zwei weiteren Konzerten gastierte das Händelfestspielorchester des Opernhauses Halle und die Sopranistin Romelia Lichtenstein mit Kantaten und Orchesterwerken von Händel (Dirigent: Marcus Creed) und La Stagione Frankfurt unter der Leitung von Michael Schneider mit Werken von Händel und Telemann.

Im Preisträgerkonzert des VI. Karlsruher Händel-Jugendwettbewerbs der Händel-Gesellschaft Karlsruhe durften sich die Gewinner dieses Nachwuchswettbewerbe in der Kategorie „Solostücke und Duos“ einer gespannt lauschenden Zuhörerschaft präsentieren. Der erste Preis (1000,- DM) ging an Britta und Kristina Schoch (Blockflöte und Orgel), der zweite Preis (800,- DM) an Nik Koch (Tenor) und Dominique Anstett (Klavier) sowie je ein Förderpreis (500,- DM) an Sigrid und Oskar Münchgesang (Violoncello und Fagott) und an Cosima und Florian Streich (Violoncello).

Die Kurse der 16. Internationale Händel-Akademie Karlsruhe der Internationalen Händel-Gesellschaft fanden vom 26. Februar bis 7. März in der Staatlichen Hochschule für Musik im Schloss Gottesaue statt. Als Dozenten der Instrumentalkurse standen Jesper Christensen (Generalbass), Markus Möllenbeck (Barockvioloncello), Denton Roberts (Historischer Kontrabass und Violone), Anton Steck (Barockvioline) und Edward H. Tarr (Barocktrompete) zur Verfügung.
Die Orchesterakademie stand unter der Leitung von Christoph Spering, mit Anton Steck als Konzertmeister. Die Opernwerkstatt, aufgeteilt für Anfänger und Fortgeschrittene, leiteten Inger Wierod (Barockgesang), Margit Legler (Gestik und szenische Aufführungspraxis), Reinhold Kubik (Musikalische Aufführungspraxis/Regie) und Jesper Christensen (Generalbass).

Das Symposium der 16. Internationalen Händel-Akademie Karlsruhe widmete sich in diesem Jahr dem Thema "Tempo und Dynamik in der Musik Händels und seiner Zeitgenossen". Nach allgemeinen Betrachtungen zu „Tempo und Singtext“, von Prof. Dr. Werner Braun (Saarbrücken), ging Dr. Sabine Ehrmann-Herfort (Freiburg i. Br.) detailliert auf "Monteverdis „Tempo dell’affetto dell’animo“ und seine Folgen" ein. Mit seinem Vortrag „Musikalisches Tempo und Raum im Zeitalter des Barocks“ erläuterte Prof. Dr. Wolfgang Auhagen (Berlin) die akustischen Bedingungen und Fragen der Aufführungspraxis unter Berücksichtigung der historischen und zeitgenössischen Aufführungsstätten. Für Diskussionsstoff sorgte Dr. Klaus Miehling (Freiburg i. Br.) mit seinen Ausführungen zu der These „Allegro = Andante = Larghetto? Ein Tempomodell für Händel“. Prof. Dr. Siegfried Schmalzried (Karlsruhe), der auch die Gesprächsleitung führte, beendete den Reigen der Vorträge mit „Vom ‘Schwachen’ und ‘Starken’ in der Musik. Beobachtungen zur Lautstärkendynamik in den Werken Händels“. Alle diese Vorträge werden - wie die der vergangenen Jahre - auch (irgendwann) als Symposiumsbericht erscheinen.

Fazit:
Neben dem exzcellenten Dauerbrenner der Festspiele, Scarlattis Oper Der Triumph der Ehre / „Il trionfo dell`onore", gab es nur bedingt überzeugende neue Opernproduktionen und trotz zahlreicher Konzerte kam kein Werk von Händel mit Chorbeteiligung zur Aufführung.

Zu loben bleibt allerdings, dass die pädagogische Arbeit für den Nachwuchs - in Form von Instrumentalkursen, der Orchester-Akademie bzw. der Opern-Werkstatt und dem Händel-Jugendwettbewerb - weiterhin so intensiv gefördert wird, wodurch sich Karlsruhe entscheidend von den beiden übrigen „Repräsentativfestspielen“ in Halle und Göttingen abhebt, und die unermüdliche wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Werk Händels durch die Internationale Händel-Akademie.

Vergrößerung
Prof. Dr. Siegfried Schmalzriedt überreicht
die Urkunden an die Preisträge
Im Labyrinth der Minos
Als eine interessante Bereicherung des kulturellen Angebots der Stadt Karlsruhe im zeitlichen Umfeld der Händel-Festspiele erwies sich die Ausstellung "Im Labyrinth der Minos" im Badischen Landesmuseum. Dort kann man einmal die historischen Hintergründe und tatsächlichen Funde einer noch fast unbekannten Kultur bestaunen (ca. 3000 v. Chr. bis um 1200 v. Chr.), die nicht nur in Händels Oeuvre eine Rolle spielt (siehe: Arianna in Creta). Diese erste große Ausstellung außerhalb Griechenlands wird durch zahlreiche Begleitprogramme ergänzt und ist noch bis zum 29.4.2001 zu sehen. Neben dem informativen und reich bebilderten Katalog ist vor allem die individuelle Audioführung zu erwähnen, die auch eine Bereicherung zu den oft stündlich angebotenen Führungen ist.

Vergrößerung
Badisches Landesmuseum
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Sonntag 10 -18 Uhr
Ab 24. 2. samstags bis 21 Uhr geöffnet. Die letzte
Führung startet um 19 Uhr.
Am letzten Wochenende, 28.4. und 29.4. bleibt das
Museum bis 24 Uhr geöffnet.
Projektleitung: Prof. Dr. Michael Maaß,
Tel. 0721 / 926 6525, Fax: 0721 / 926 6537
E-Mail:info.gothe@landesmuseum.de


Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Zur Musikfestspiele-Startseite E-Mail Impressum

© 2001 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -