125 Jahre Bayreuther Festspiele
50 Jahre Neues Bayreuth
Auch ohne Neuproduktion viel Neues in:
von
Stefan Schmoee,
Gerhard Menzel
und
Ralf Jochen Ehresmann
Fast wäre dieses Doppeljubiläum dieser 90. Bayreuther Festspiele völlig unbeachtet vorüber gegangen, doch das Festspielensemble und die Festspielleitung entschlossen sich noch kurzfristig, zu diesem denkwürdigen Anlass ein Sonderkonzert im Festspielhaus zu veranstalten, das als klares und unmissverständliches Bekenntnis zur Wagnerschen Festspielidee verstanden werden sollte, wie sie seit 125 ´Jahren besteht.
So erklang am 10. August 2001 (traditionsgemäß) Ludwig van Beethovens IX. Symphonie d-Moll op. 125 nun zum insgesamt sechsten Mal im Bayreuther Festspielhaus: 1933 (zu Wagners 50. Todesjahr) unter dem Dirigat von Richard Strauss, 1951 (zur Wiedereröffnung der Festspiele) und 1954 unter Wilhelm Furtwängler, 1953 unter der Leitung Paul Hindemiths und zuletzt 1963 (zu Wagners 150. Geburtstag) unter Karl Böhm. Die Aufführung zur Grundsteinlegung des Festspielhauses am 22. Mai 1872 unter der Leitung von Richard Wagner fand damals im Markgräflichen Opernhaus statt.
In diese illustre Reihe großer Dirigenten konnte sich nun auch Christian Thielemann einreihen, der offenbar bestens mit den Bayreuther Gegebenheiten zurecht kommt und sich dort hörbar wohl fühlt. Seine Interpretation mit dem aufmerksam und engagiert aufspielenden Festspielorchester offenbarte seine Liebe zu dieser Musik und seine Fähigkeit, sie anderen zu vermitteln. Für das imposante, große Finale sorgten neben den Solisten der Meistersinger Emily Magee (Sopran), Michelle Breedt (Alt), Robert Dean Smith (Tenor) und Robert Holl (Bass) vor allem der von Eberhard Friedrich prächtig präparierte Festspielchor. Klangpracht, fein nuancierte Abstufungen des Jubels und vorbildliche Textverständlichkeit zeichneten erneut dieses einzigartige Ensemble aus (Festreden wurden übrigens nicht gehalten).
Die Sprache der Bilder
Unter dem Titel "Die Sprache der Bilder - Richard Wagners szenische Visionen und ihre Gestaltung auf der Festspielbühne" war im Neuen Rathaus eine Ausstellung von Oswald Georg Bauer zu sehen. Es war die inzwischen 29. Ausstellung, die die HypoVereinsbank gemeinsam mit den Bayreuther Festspielen ausrichtete.
Die Ausstellung wurde von einer Videoinstallation in der Mitte des Raumes dominiert, die Videoaufzeichnungen von Bayreuther Aufführungen auf fast durchsichtige Gazeschleier projizierte, sodass sie nur schemenhaft zu erkennen waren. Darum herum gruppierten sich sieben Stationen, in denen jeweils ein Werk Wagners im Mittelpunkt stand (der Ring wurde dabei als Einheit verstanden). Neben Bühnenfotos, Originalzeichnungen und Lithographien bereicherten Bühnenbildmodelle, Kostüme und Requisiten diese eindrucksvolle Zusammenstellung. Hierbei wurden neben Gemeinsamkeiten der bildlichen Darstellungen in der 125-jährigen Festspielgeschichte, vor allem die Unterschiede der szenischen Interpretation und der damit verbundenen Ästhetiken aufgezeigt.
Eine Doppelausstellung zu den Festspielen präsentierte die Sparkasse Bayreuth in den Kundenhallen in der Opernstrasse und am Luitpoldplatz. Beide Ausstellungen waren von Walter Hansen als Bild- und Textdokumentationen konzipiert.
Die erste Ausstellung stand unter dem Motto "Richard Wagner - Szenen eines Künstlerlebens / Bilder aus der Welt der Oper". Anhand von Texttafeln, postergroßen Bilddokumenten und Bildtexten wurde der Besucher durch das erlebnisreiche und bewegte Leben Richard Wagners geführt. Zu jedem der Bilder, die zu den Kostbarkeiten des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung gehören, konnte man einen Text lesen, der etwas über die Person Wagner und dessen Werk vermittelte.
Die zweite Ausstellung von Walter Hansen präsentierte "Die Schauplätze des Nibelungenliedes". Das Nibelungenlied ist nicht nur das bedeutendste Heldenepos des Mittelalters, sondern auch eines der populärsten Werke der Weltliteratur überhaupt. Diese Bild- und Textdokumentation zeigte die Stätten, die der Dichter des Nibelungenliedes als Schauplätze der Handlung beschrieben hat. Neben noch heute original erhaltenen und genutzten Gebäuden, wie den Dom zu Worms, gehören auch zahlreiche Ruinen, die zum Teil sogar vor kurzem erst entdeckt und archäologisch erschlossen wurden. Während dieser "Reise" zu Domen, Burgen, Orakelstätten, Römerbauten und Klöstern, die von Worms, über Österreich und Ungarn, bis kurz vor Budapest führte, gaben die Texte den Besuchern eine Einführung in das dramatische Geschehen des Nibelungenliedes.
Was ist für die nächsten Jahre geplant
Zunächst wird sich im nächsten Jahr mit den Meistersingern von Nürnberg die letzte Inszenierung des Festspielleiters Wolfgang Wagner von der Bühne des Festspielhauses verabschieden.
Außerdem kommt mit Sir Andrew Davis wieder ein neuer Dirigent auf den Hügel, der die musikalische Leitung des Lohengrin übernimmt. Antonio Pappano, der den Lohengrin seit der Premiere 1999 dirigierte, musste sein weiteres Mitwirken infolge von Terminschwierigkeiten absagen. Er wird im kommenden Jahr sein Amt als Musikdirektor des Royal Opera House Covent Garden London antreten. Sir Andrew Davis, einer der führenden britischen Dirigenten, ist seit 2000 Musikdirektor und Chefdirigent der Chicago Lyric Opera. Zuvor war er seit 1988 Künstlerischer Leiter der Glyndebourne Festival Opera und seit 1989 Chefdirigent des BBC Symphony Orchestra, wo er u.a. die BBC Proms, einschließlich der berühmten "Last Night of the Proms" leitete. Er gastierte an vielen wichtigen Opernhäusern der Welt (MET in New York, Bayerische Staatsoper, San Francisco Opera, Covent Garden) und dirigierte die verschiedensten bedeutenden Orchester (Philadelphia Orchestra, Boston Symphony, Chocago Symphony, New York Philharmonic und London Symphony Orchestra.
Mit der Neuinszenierung des Tannhäuser erhält Christian Thielemann seine erste eigene Einstudierung im Festspielhaus. Für die Inszenierung und das Bühnenbild wurde der Franzose Philippe Arlaud engagiert, wobei die Ausstattung vom amerikanischen Kunstmäzen Alberto Vilar finanziert wird.
Den Ring soll Adam Fischer weiterhin dirigieren, bis er im Jahre 2004 "abgespielt" ist.
Der fliegende Holländer soll dann im Jahr 2003 in einer Neuinszenierung auf die Bühne des Festspielhauses kommen. Für die musikalische Leitung ist Marc Albrecht vorgesehen. Die Regie übernimmt Claus Guth, das Bühnenbild und die Kostüme gestaltet Christian Schmidt.
Als weitere Neuinszenierungen sind geplant: 2004 Parsifal, 2005 Tristan und Isolde und 2006 Der Ring des Nibelungen unter der musikalischen Leitung von Christian Thielemann.