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Arianna in Creta

Dramma per musica in drei Akten HWV 19
von Georg Friedrich Händel

Text von Nicola Francesco Haym
nach einem Libretto von Antomio Salvi

In italienischer Sprache

Göttinger Händel-Festspiele 1998
Deutsches Theater


Von Gerhard Menzel / Fotos von Kaspar Seiffert




Teseo und Arianna


Foto: Göttingen: Arianna in Creta Foto 1:
Wilke te Brummelstroete (Teseo) und Sophie Daneman (Arianna)

Nach dieser Produktion könnte man durchaus auf den Gedanken kommen, die Oper müsse eigentlich Teseo in Creta heissen, so beherrschend und überlegen gestaltet Wilke te Brummelstroete die Partie des Teseo! Neben ihrer Fähigkeit, sich dem Stil von Händels Musik anzupassen kommt ihre ungeheure Bühnenpräsenz und Ausdruckskraft, die sie zur alles beherrschenden Figur der Oper werden liess.

Die eigentliche Hauptpartie, die der Arianna, kann da schnell als eine ungewöhnlich umfangreiche Nebenrolle verblassen. Dass dieses in Göttingen nicht geschah, ist der aussergewöhlich begabten Sopranistin Sophie Daneman zu verdanken. Trotz der "Passivität" der Rolle konnte sie allein schon durch ihre stimmlichen Möglichkeiten an Technik, Ausdruck und Modulationsfähigkeit überzeugen. Dadurch, dass ihre darstellerischen Talente aber ebenfalls ungeheuer ausgeprägt sind, gehört sie zweifelsfrei zu den begnadetsten Sängerdarstellerinnen ihres "Faches".

Foto: Göttingen: Arianna in Creta Foto 2:
Wilke te Brummelstroete (Teseo) und Christine Brandes (Alceste)

Als dritte "grosse" Interpretin präsentierte sich Christine Brandes in der Partie des Alceste, deren Stimme anscheinend keinerlei Schwierigkeiten kennt. Damit hatten die "guten Kräfte" der Oper eindeutig die Überhand. Cécile van de Sant kämpfte als Widersacher Tauride beherzt gegen die Übermacht des "Guten" an. Alle übrigen Partien kamen dagegen nicht aus ihrer "Nebensächlichkeit" heraus.

Foto: Göttingen: Arianna in Creta Foto 3:
Im Labyrinth des Minotaurus
Teseo (Wilke te Brummelstroete) im Kampf mit dem Minotaurus

Als Sieger konnte sich auch das Philharmonia Baroque Orchestra aus San Francisco bei seinem mit Spannung erwarteten Europa-Debut fühlen. War man doch in den letzten Jahren nicht gerade mit überzeugenden Orchesterleistungen in der Oper verwöhnt worden, glänzte dieses amerikanische Ensemble durch seine ungeheure Einsatzbereitschaft und Musikaliät. Dass dabei ab und zu ein nicht so "perfekter" Ton durch den Raum schnellte, konnte man bei diesem Temperament gerne verschmerzen.

Nicholas McGegan, der seit 1985 musikalischer Leiter des Philharmonia Baroque Orchestra ist, das ebensosehr klassische und romantische Musik auf "Orginalinstrumenten" spielt, sorgte mit gewohntem Engagement für eine temporeiche, ausdrucksstarke und leidenschaftliche Interpretation von Händels Musik.

Foto: Göttingen: Arianna in Creta Foto 4:
Teseo (Wilke te Brummelstroete) entledigt sich auch seines Widersachers Tauride (Cécile van de Sant)

Auch die Inszenierung konnte dieses Jahr wieder mehr überzeugen. Es sind wegen der konzeptionell vorbestimmten "barocken Aufführungspraxis" zwar nur relativ winzige Details, die von Jahr zu Jahr variieren, diese machen sich aber zum Teil dadurch noch deutlicher bemerkbar.

Das Bühnenbild von Scott Blake konnte zum Beispiel mit einigen neuen Szenen aufwarten (wie dem Labyrinth des Minotaurus) und auch die Kostüme von Bonnie Kruger glänzten erneut beeindruckend schön in der Beleuchtung von Pierre Dupouey.


Foto: Göttingen: Arianna in Creta Foto 5:
Am Schluss bekommen sie sich doch. Köig Minos (Philip Cutlip) führt Arianna (Sophie Daneman) und Teseo (Wilke te Brummelstroete) im Angesicht aller Anwesenden zusammen.

Ein entscheidender Pluspunkt der diesjährigen Inszenierung aber war die "Personenregie" von Catherine Turocy, die - abgesehen von einigen "Kampfszenen" - mit feinsten Details arbeitete. Kopf-, Arm- und Handbewegungen waren so genau aufeinander abgestimmt, dass sich dadurch ungeheure Spannungen zwischen den einzelnen Darstellern aufbauen konnte. Schade nur, dass die im Programmbuch ausführlichst beschriebenen Tänze an den Aktschlüssen - wohl aus arbeitstechnischen Gründen - ausfielen. Lediglich am Ende der Oper bekam man einen kurzen Eindruck davon, was man dann - soweit man Karten dafür hatte - im Ballettabend mit der 'New York Baroque Dance Company' an "barockem Tanz" erleben konnte.

FAZIT

Hervorragende Protagonisten, eine musikalische ungeheuer mitreissende Interpretation und eine - dieses Jahr endlich einmal wieder - bis ins feinste Detail abgestimmte Inszenierung liessen diese Produktion zum Höhepunkt der Göttinger Händel-Festspiele 1999 werden.

Göttinger Händel Festspiele


Musikalische Leitung
Nicholas McGegan

Regie und Choreographie
Catherine Turocy

Bühne
Scott Blake

Kostüme
Bonnie Kruger

Beleuchtung
Pierre Dupouey


Solisten

Arianna
Sophie Daneman

Alceste
Christine Brandes

Teseo
Wilke te Brummelstroete

Tauride
Cécile van de Sant

Carilda
Jennifer Lane

Minos
Philip Cutlip

Il Sonno
Tilman Prautzsch


New York Baroque Dance Company

Philharmonia Baroque Orchestra,
San Francisco (Europa-Debut)





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