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Ein Fall für zwei

»Vocalcoaching« bei den »Superstars«


Von Christoph Kammertöns
(Juni 2003)


Unter dem ausgeborgten Titel der bekannten TV-Serie »Ein Fall für zwei« macht in der März/April-Ausgabe des Magazins zur RTL-Show »Deutschland sucht den Superstar« das Moderatorenteam Hunziker-Spengemann auf sich aufmerksam. Ebenso treffend lässt sich so auch die Arbeit der beiden »Vocalcoaches« dieses von November '02 bis April '03 mit Rekordeinschaltquoten belohnten TV-Talentwettbewerbs der Pop-Branche im Zeichen von RTL, Bertelsmann und Dieter Bohlen überschreiben.

Adrian Kroneberger, studierter Opern- und Musicaltenor (u.a. an den Theatern Münster, Kiel sowie am Aalto-Theater Essen beschäftigt) und Birgitta Schaub, die gemeinsam mit Kroneberger in dem bekannten Kölner Vokalquintett »Cologne Voices« singt und als Studiosängerin arbeitet, haben den letzten 30 Kandidaten gesangstechnisch auf die Sprünge geholfen und – um im Bild zu bleiben – jede Woche aufs Neue den Fall gelöst, größtenteils jugendlich-unreife Stimmen mit ausgewachsenen Pop-, Musical-, und Rock-Songs zu versöhnen.

Auch wer Anglizismen misstraut, wird dennoch anerkennen müssen, dass der Begriff »Vocalcoaching« – am ehesten mit »Gesangstraining« zu übersetzen – eine treffende Grenze zum Gesangsunterricht zieht. Ist letzterer auf eine langfristige Entwicklung ausgerichtet, die eine Übergangszeit von objektiv unzureichender Gesangsleistung im Interesse der Auslotung der eigenen Stimme bewusst in Kauf nimmt, so zielt das »Vocalcoaching« auf die punktuelle Leistungssteigerung innerhalb eines eng umrissenen Zeitraums. Kroneberger und Schaub hatten für jede Samstagsshow, bei der ein weiterer Kandidat ausscheiden musste, innerhalb der Vorwoche drei Tage Zeit, mit Ihren Kandidaten jeweils die passenden Songs auszusuchen, diese einzustudieren und stimmlich zu polieren. Wie Kroneberger in einem Zeitungsinterview bekennt, lässt sich in dieser Situation eben keine komplette Gesangstechnik vermitteln. Es gilt vielmehr, den vorhandenen Zugang des Sängers zu seiner Stimme zu orten, diesen in den richtigen Anteilen zu stärken und Fehler möglichst abzuschwächen; es gilt, das Selbstvertrauen des Kandidaten in seine Stimme zu festigen und ihn doch von »Extratouren« abzuhalten, die der Selbstüberschätzung entspringen, man sei eigentlich schon der nächste Robby Williams oder die nächste Anastasia. Neben den rein vokalen Aspekt treten auch die Vermittlung von stiltypischen Elementen des jeweiligen musikalischen Genres und richtiger Aussprache nicht nur im Englischen: auch die deutsche Muttersprache steckt voll unerwarteter Tücke.

Die Kunst des »Vocalcoaching« haben Kroneberger und Schaub dem breiten Publikum in drei Druckmagazinen zur Sendung jeweils auf einer Doppelseite vorgestellt. Ihre eigentliche Leistung, vorbereitend den Kandidaten ihren Erfolg erst zu ermöglichen, blieb dennoch den meisten verborgen. Das Agieren im Hintergrund gehört aber nun einmal zum Job der »Vocalcoaches«, was beide wissen und nicht bedauern. So wird ihre Arbeit hoffentlich auch in der nächsten Staffel im Herbst dem Publikum wieder ermöglichen, befriedigende gesangliche Leistungen von in der Mehrzahl stimmlich eher wenig entwickelten »Superstars« beklatschen zu dürfen. Schon jetzt allen Beteiligten ein herzliches: toi, toi, toi!



Da capo al Fine

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