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Der Neue - eine gute Wahl!

Andris Nelsons wird der 21. Kapellmeister des Gewandhausorchesters in Leipzig

Von Joachim Lange

Jetzt ist es offiziell. Und die Entscheidung ließ auch nicht lange auf sich warten, sondern kam vergleichsweise schnell zustande: Andris Nelsons wird der 21. Gewandhauskapellmeister. Eine Überraschung war das nicht. Der junge, charismatische Dirigent wurde schon in den letzten Wochen als Nachfolger gehandelt. Riccardo Chailly wird 2016 seinen Platz nach zehn Jahren vor Vertragsablauf vorzeitig verlassen. Ob es nun wirklich die Gesundheit ist, die dem Italiener Grenzen gesetzt hat oder ob ihn die neuen Aufgaben in Mailand (ab Januar dieses Jahres als Musikdirektor der Scala) und in Luzern (als Leiter des renommierten Lucerne Festival Orchestera) einfach mehr reizen, das ist letztlich egal. Ein Jahrzehnt ist eine gute Zeit für Erfolge, aber auch ein Zeitraum, bei dem ein gewisses Maß an gegenseitiger Inspiration ausgeschritten ist.

Orchester und Publikum in Leipzig hat der jetzt gekürte Nachfolger schon seit 2011 auf seiner Seite, als er hier das erste Mal im Gewandhaus gastierte. Dass er auch ein paarmal für Konzerte der laufenden Saison fest gebucht ist, war also Planung mit tieferer Bedeutung.

Der 36jährige, in Riga geborene Lette ist einer der begehrten Shootingstars der internationalen Szene. Er stand natürlich auch bei den Berliner Philharmonikern ganz oben auf der Liste der möglichen Nachfolger für Simon Rattle. Nelsons studierte zunächst Trompete, begann aber seine Dirigentenkarriere bereits mit 24 Jahren in seiner Heimat als Chefdirigent der lettischen Nationaloper. Es folgten die Chefpositionen bei der Nordwestdeutschen Philharmonie in Herford und beim City of Birmingham Symphony Orchestra (dort als Nachfolger von Simon Rattle).

Dass er gerade seinen Vertrag als Chefdirigent beim Boston Symphony Orchestra, der mit der vorigen Spielzeit begann, bis 2022 verlängert hat und dort der jüngste Chefdirigent ist, den man je hatte, spricht eher dafür, dass er der Anstrengung gewachsen sein wird, neben dem amerikanischen ein zweites Spitzenorchester in der alten Welt zu übernehmen. Denn in diese Riege gehört das Gewandhausorchester natürlich. Die beiden Klangkörper haben denn auch aus der Not, sich einen Chef zu teilen, die Tugend eines Projektes transnationaler Kooperation gemacht und eine enge Zusammenarbeit verkündet. So wird man wechselseitig regelmäßig gastieren und einen gemeinsamen Komposititonsauftrag an Jörg Widmann realisieren.

Chaillys Rückhalt bei den Musikern und auch seine Beliebtheit beim Publikum rührt nicht zuletzt daher, dass er das Gewandhaus als Marke weiter erfolgreich etabliert und zu dessen offensiver Vermarktung beigetragen hat. Tourneen führten das Leipziger Orchester nach Amerika und Asien, in die arabische Welt und durch die europäischen Musikzentren. Nicht zuletzt zahlreiche CD- und DVD-Einspielungen taten ein übriges. Dazu braucht ein Spitzenorchester heutzutage auch einen international gesuchten Top-Dirigenten. Was da in der jüngeren Vergangenheit mit Kurt Masur und Herbert Blomstedt begann, hat Riccardo Chailly perfektioniert. Die Vorgänger-Legenden wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch (bei dem übrigens ein Engagement in Boston auf Leipzig folgte), Wilhelm Furtwängler oder Bruno Walter kommen dazu. In dieser Beziehung liegt die Latte für Andris Nelsons also ziemlich hoch.

Chaillys Rückhalt bei den Musikern und auch seine Beliebtheit beim Publikum rührt nicht zuletzt daher, dass er das Gewandhaus als Marke weiter erfolgreich etabliert und zu dessen offensiver Vermarktung beigetragen hat. Tourneen führten das Leipziger Orchester nach Amerika und Asien, in die arabische Welt und durch die europäischen Musikzentren. Nicht zuletzt zahlreiche CD- und DVD-Einspielungen taten ein übriges. Dazu braucht ein Spitzenorchester heutzutage auch einen international gesuchten Top-Dirigenten. Was da in der jüngeren Vergangenheit mit Kurt Masur und Herbert Blomstedt begann, hat Riccardo Chailly perfektioniert. Die Vorgänger-Legenden wie Felix Mendelssohn Bartholdy, Arthur Nikisch (bei dem übrigens ein Engagement in Boston auf Leipzig folgte), Wilhelm Furtwängler oder Bruno Walter kommen dazu. In dieser Beziehung liegt die Latte für Andris Nelsons also ziemlich hoch.

Für die Leipziger Opernfreunde wird es eine spannende Frage, ob sich Nelsons, mehr als sein Vorgänger, für die Oper erwärmt und sich auch mal in dem Haus auf der anderen Seite des Augustusplatzes im Graben sehen lässt. Sein Vorgänger hatte sich bekanntlich schon nach drei Jahren bedauerlicherweise vom Posten des GMD der Oper zurückgezogen. Wie gut Nelsons Oper kann, hat er in Bayreuth höchst überzeugend bewiesen, als er dort bei Wagners "Lohengrin" seinen allemal bejubelten Dienst tat und wohin er im nächsten Sommer mit "Parsifal" zurückkehren wird. Dass ihn der Stadtrat von Leipzig jetzt auch noch offiziell beruft, ist reine Formsache. Seine Amtszeit wird mit der Saison 2017/18 beginnen. 50 Konzerte pro Jahr sind vereinbart - die Hälfte davon vor Ort in Leipzig. Am Pult werden ihn die Leipziger Musikfreunde aber schon demnächst erleben können. Bei einem Tournee-Gastspiel mit dem Boston Symphony Orchestra am 5. Mai. Und dann bei Konzerten mit seinem künftigen Leipziger Orchester am 25., 26. und 27. Mai sowie am 2. und 3. Juni 2016.

Leipzig ist mit der Entscheidung für Andris Nelsons ein personeller Coup gelungen. Diese Nachfolgeregelung gereicht dem Klangkörper und allen Entscheidungsgremien zur Ehre.

(September 2015)



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Andris Nelsons am Pult des Gewandhausorchesters, 2014 (Foto © Jens Berger)


Andris Nelsons, geboren 1978 in Riga, war von 2008 - 2014 Chefdirigent des City of Birmingham Symphony Orchestra. 2010 debutierte er mit Lohengrin bei den Bayreuther Festspielen. Seit 2014 ist er Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra. Mit Beginn der Spielzeit 2017/2018 wird er Gewandhauskapellmeister in Leipzig.



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