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Herman van Veen
Nimm hin mein Lied



Omas Ratschläge für Fans

Von Stefan Schmöe

Ein Jahr lang hat Herman van Veen Tagebuch geführt – nicht als Dokumentation seines Tagesablaufs, sondern als eine Form, in der er (teils täglich, meistens mit größeren Unterbrechungen) seine Gedanken niederschreibt. Die kreisen einerseits um das Altern (der 60. und 61. Geburtstag markieren Anfang und Ende der Aufzeichnung), andererseits um den verbesserungswürdigen Zustand der Welt. Der Sänger wirbt für eine Reihe sozialer Projekte, die er neben (treffender muss man sagen: ergänzend) zu seiner Bühnenkarriere betreibt - zu Gunsten von benachteiligten Kindern in Deutschland ebenso wie für junge Musiker im Nahen Osten oder Künstler in Südafrika. Soziale Verantwortung ist seit je eine Triebfeder für den Niederländer, das spürt man auch aus jeder Zeile dieses Buches. Daran knüpft auch der Titel „Nimm hin mein Lied“ an, der sich auf ein Gedicht der von den Nazis getöteten Selma Eißinger-Meerbaum bezieht (siehe hierzu unseren Bericht über das „Selma-Projekt“ von David Klein).

Der Wuppertaler Fotograf Gunnar Bäldle hat van Veen ein Jahr auf dessen „Hut-ab-Tournee“ begleitet. Einen Bildband sollte man aber nicht erwarten; der Textteil dominiert. Die von van Veen selbst ausgewählten und bearbeiteten Bilder zeigen den Künstler vornehmlich in der Rolle des Clowns, wobei die Spuren des Alterns unübersehbar sind – das ist wohl ebenso bewusst eingesetzt wie die teilweise sehr grobe Auflösung, die manches durchkomponierte Bild wie einen Schnappschuss aussehen lässt. Van Veen inszeniert sich als der nette Kumpel von nebenan, der sein Leben ein Stück weit mit seinem Publikum teilt.

Die Stärke des sehr schön gestalteten Buches besteht darin, dass der „gute Mensch“ van Veen authentisch und glaubwürdig bleibt, auch weil seine immense Professionalität nicht verleugnet wird. Die Nähe zu seinen besten Liedertexten ist spürbar, und natürlich bezieht der Künstler auch hier dezidiert (pazifistische) politische Position. Darüber mag man im Einzelnen streiten; wer die Lieder des Niederländers mag, wird hier sicher bestätigt. Für seine Fans ist es wohl ein Muss; neue Erkenntnisse wird man aber kaum finden. Den Van-Veen-Kosmos erweitert dieses Buch nicht.Über den Nutzen von Weisheiten wie „Wenn du die Tränen zum Weinen nicht hast, dann weine nicht. Lach.“ (der Oma van Veens zugeschrieben) lässt sich naturgemäß diskutieren. Man kann das Buch wie ein großes Poesiealbum durchblättern. Ein schöner Fanartikel also.

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Cover


Herman van Veen
Nimm hin mein Lied
"Tagebuch eines Sängers"


Texte und Illusionen
geschrieben und gezeichnet
auf einer Bühnentournee

aus dem Niederländischen von
Thomas Woitkowitsch
Fotos von Gunnar Bäldle

104 S., durchgehend farbig
Festeinband

© 2006 Herman van Veen
© 2006 Klartext Verlag Essen
EUR 29,95
ISBN: 3-89861-709-2

Weitere Informationen unter:
www.klartext-verlag.de






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