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Dr. Hoch's Konservatorium seit Januar Musikakademie

Bericht vom Festakt zur Verleihung des Status einer Akademie

Clara-Schumann-Saal des Dr. Hoch's Konservatorium am 6. Februar 2002




Zukunftsweisende Investition in musikalische Ausbildung sichert Bestand eines traditionsreichen Frankfurter Instituts


Von Ingo Negwer
Februar 2002


Im Jahre 1878 wurde in Frankfurt am Main ein Konservatorium als Stiftung des Frankfurter Bürgers Dr. Joseph Hoch eröffnet. In kurzer Zeit entwickelte sich das Hoch'sche Konservatorium zu einem der renommiertesten Ausbildungsstätten des musikalischen Nachwuchs in Deutschland. Clara Schumann und Engelbert Humperdinck unterrichteten an diesem Institut. Zu den zahlreichen bedeutenden Musikerpersönlichkeiten, die an Dr. Hoch's Konservatorium lehrten bzw. lernten, gehören des Weiteren u.a. Paul Hindemith, Hans von Bülow, Theodor W. Adorno und Otto Klemperer.

Nach 1945 - inzwischen war die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst gegründet worden - gab es am Konservatorium nur noch die musikalische Laienausbildung; der alte Glanz des Hauses schien erloschen. Doch in den 80-er Jahren wurde das Angebot um die Hochschulvorbereitung (HVB) erweitert; 1985 folgte die Berufsausbildung für Musikschul- und Privatmusiklehrer (StMP).

Dennoch blieb auch das "Hoch'sche" von der allgemeinen Diskussion über das "Für und Wider" von Konservatorium und Akademien als Bindeglieder zwischen Musikschulen und Musikhochschulen nicht verschont. Während man andernorts jene Einrichtungen in Hochschulen umgewandelt oder eingegliedert hat, hält man in Hessen an der dreigliedrigen Musikausbildung fest. Das jüngste und deutlichste Bekenntnis dazu ist die Ernennung des Dr. Hoch's Konservatorium zur "Musikakademie Frankfurt am Main" (so der offizielle Untertitel). Damit ist das traditionsreiche Frankfurter Konservatorium seit dem 1. Januar 2002 den Akademien von Wiesbaden, Darmstadt und Kassel gleichgestellt. Im Rahmen eines Festaktes überreichte die Hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner, am Freitag, dem 6. Februar, im Clara-Schumann-Saal die Ernennungsurkunde.

Laut Hessischem Schulgesetz ist das Dr. Hoch's Konservatorium nunmehr in den Status einer Fachschule für musikalische Berufsausbildung erhoben worden. Der berufsausbildende Zweig des Instituts (die Laienabteilung und die HVB bestehen parallel dazu nach wie vor) erhält damit seitens des Landes eine juristische und finanzielle Absicherung. Während bislang die Personalkosten für die in diesem Bereich tätigen Lehrkräfte lediglich auf der Grundlage der Ersatzschulfinanzierung mit dem Land abgerechnet werden konnte, sind im Landeshaushalt 2002 insgesamt 511.300 Euro für die Personalkosten der berufsbildenden Abteilung des Frankfurter Konservatoriums bereitgestellt. Dies sei, so Frau Wagner, doppelt soviel wie im Vorjahr. Gleichzeitig hat auch die Stadt Frankfurt, die weiterhin für die Kosten für Sachmittel und Gebäude verantwortlich ist, ihre Zuschüsse noch einmal erhöht, wie Stadträtin Jutta Ebeling, Dezernentin für Bildung, Umwelt und Frauen und zugleich Vorsitzende der Stiftung Dr. Hoch's Konservatorium, in ihrer Begrüžung mitteilte.

Die Aufgabe der Musikakademien, so Ruth Wagner in ihrer Ansprache, liegt in der Ausbildung von Instrumental- und Gesangspädagogen, Chorleitern und Dirigenten. Sie decken damit den grožen Bedarf an musikpädagogischen Nachwuchskräften in den unmittelbaren Regionen: in Musikschulen, Musikvereinen und Chören. Im Hinblick auf eine optimale weiterführende Talentförderung sei eine "bessere Durchlässigkeit zwischen den Akademien einerseits und der Hochschule für Musik andererseits herzustellen." Entsprechende Kooperationsverträge zwischen den hessischen Musikakademien und der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst stehen kurz vor dem Abschluss. Sobald dann die Studien- und Prüfungsordnungen überarbeitet sind, soll für alle Studierenden des Studiengangs Instrumental- und Gesangspädagogik ab dem Wintersemester 2002/2003 schließlich ein reibungsloser Übergang von den Akademien zu Hessens einziger Musikhochschule möglich sein, und zwar bereits ab der Zwischenprüfung. "Mit diesen Kooperationsverträgen hat die Diskussion über die Neuordnung der Musikausbildung in Hessen nach vielen Jahren mit zum Teil kontroversen Diskussionen doch noch ein gutes Ende gefunden", so die Ministerin.

Leitung und Stiftungsvorstand des Konservatoriums werden nun den großzügigeren finanziellen und rechtlichen Rahmen mit Inhalten füllen müssen. So soll es künftig an der Frankfurter Akademie auch künstlerische Studiengänge geben, wenngleich, laut Direktor Frank Stähle, die musikpädagogische Ausbildung weiterhin den Schwerpunkt bilden werde. Eine von sechs auf acht Semester verlängerte Regelstudienzeit mit intensiverer Ausbildung im instrumentalen bzw. vokalen Hauptfach, einem erweiterten Unterrichtsangebot, z.B. in den Bereichen Pädagogik und Kammermusik, sollen die Studierenden besser auf das Berufsleben vorbereiten, das in Hessen - trotz einer recht dichten Musikschullandschaft - in ganz überwiegendem Maße freiberuflich ausgerichtet ist.

Nachdem der Bestand des Dr. Hoch's Konservatoriums, das im kommenden Jahr sein 125-jähriges Bestehen feiert, lange Zeit gefährdet schien, kann man nun an der Hebelstraße im Frankfurter Nordend endlich optimistischer in die Zukunft schauen. Längst überfällige Investitionen (z.B. in das Instrumentarium) können getätigt werden, nicht zuletzt auch, weil sich die Stadt angesichts des stärkeren Engagements des Landes nicht aus der Verantwortung stiehlt, sondern ihren Teil zu einer Konsolidierung beiträgt.

Die Erhebung des Hoch'schen Konservatoriums in den Status einer Musikakademie ist eine mutige politische Entscheidung aller Beteiligten mit hoffentlich weitreichender Signalwirkung. "Wer Musikschulen schließt, gefährdet die innere Sicherheit", sagte Bundesinnenminister Otto Schily. Dass dies keine leere Phrase ist, hat unlängst die umfassende Studie von Professor Hans Günther Bastian über die Bedeutung der musikalischen Ausbildung an unseren Schulen belegt. Nun müssen endlich Taten folgen! In Hessen hat sich etwas bewegt.






Das musikalische Rahmenprogramm gestalteten Studierende des Dr. Hoch's Konservatorium:

Mendelssohn-Bartholdy:
Oktett F-Dur op. 20
1. Satz

David Brodowski, Johannes Heim, Jorid Höfner, Elvira Steuer - Violine
Milena Bartsch, Alexander Krieger - Viola
Haeyoung Chang, Bettina Nüsslin - Violoncello

Bernard Andrés:
La Ragazza - Suite für Harfenduo

Silke Müller, Katja Leber - Harfe

Bedrich Smetana:
Rondo C-Dur für 2 Klaviere zu 8 Händen

Dejana Pejkovic, Francisco Luna-Hanke, Elisabeth, Georg Klemp - Klavier




Das Konservatorium im Internet:
www.dr-hochs.de

Literatur:
Hans Günther Bastian: Musik(erziehung) und ihre Wirkung. Eine Langzeitstudie an Berliner Grundschulen. Mainz 2000.
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Da capo al Fine

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