Feuilleton | |
Innenansichten eines KomponistenPierre Boulez' Vorlesungen am Pariser Collège de France endlich in deutscher Übersetzung erhältlichVon Silke GömannMärz 2001
Im Jahr 2000 zum 75. Geburtstag des geschätzten französischen Komponisten und Dirigenten legten der Bärenreiter-Verlag und der Verlag Metzler nun endlich die 1989 von Jean-Jacques Nattiez unter dem Titel Jalons (pour une décennie) zusammengestellten Boulez-Texte auch in einer sehr gelungenen deutschen Übersetzung von Josef Häusler vor.
Die überwiegende Zielgruppe der Veröffentlichung, Musik- und Musikwissenschaftsstudierende sowie Kenner der zeitgenössischen Musik, hätte der einschränkenden Lesehinweise des Übersetzers sicher nicht bedurft, doch wollte man den musikinteressierten Leser wohl nicht abschrecken. Und so kann man dann im Vorwort die mahnenden Ausführungen lesen, dass das vorliegende Buch nicht "zur raschen und bequemen Lektüre" geeignet sei und ein "gewisses Maß an musikalischer Allgemeinbildung, an Vertrautheit mit der Musik des 20. Jahrhunderts und ihrer Geschichte" voraussetze.
Ungeheuer spannend sind Boulez Ausführungen über die musikalische Form, den Themenbegriff und die Inspiration. Wann hat man schon einmal die Gelegenheit von einem Komponisten ganz offen etwas über dessen Arbeitsweisen, über das "Herstellen" von Musikwerken zu erfahren, ohne dass der Begriff des "Schöpfertums" gänzlich entmystifiziert erscheint. Fazit: Bloß nicht abschrecken lassen vom Vorwort, statt dessen unbedingt kaufen und in Ruhe immer wieder lesen. Ob in Auszügen, von hinten nach vorne oder umgekehrt bleibt jedem Leser und jeder Leserin selbst überlassen. |
|
- Fine -