Neben Wynton Marsalis wird Terence Blanchard im Moment gerne als der stilvollste und eigenständigste zeitgenössische Trompeter rubriziert. Ob Blanchard darüber noch so glücklich ist, ist eine andere Frage, ist doch Marsalis mit seinem revisionistischen Bild des Jazz auch zunehmend in die Kritik geraten. Aber dennoch, Blanchard hat nicht nur den Geburtsort mit Marsalis gemeinsam, sondern seine Karriere wurde ausgiebig durch Marsalis gefördert. Nach seinen Arbeiten an dem Soundtrack "Random Hearts" und seinem Solo-Album "Wandering Moon", greift er mit "Let's Get Lost" nun auf Altbewährtes zurück. Dass so etwas nicht immer schlecht sein muss, beweist er auf der CD eindrucksvoll. Mit den gegenwärtig angesagtesten Sängerinnen der Jazz-Szene interpretiert er Songs von Jimmy McHugh. Und das Jazz auch immer schon das "interpretieren" meint, wird hier wieder einmal deutlich. Es gibt keine festgeschriebene Art und Weise, wie ein Stück zu klingen, oder wie eine Sängerin den Text zu singen hat. Erinnerungen an Chet Bakers Interpretationen der McHugh Klassiker, sind dabei unvermeidlich, hat ihm zudem Bruce Weber in "Let's Get Lost" ein filmisches Denkmal gesetzt.

Wie bei den meisten Standards des Jazz, kennt die Titel jeder, der Komponist ist aber meistens relativ unbekannt. Dabei hat Jimmy McHugh richtige Evergreens geschrieben. Die dürfen dann auch nicht auf der CD fehlen. So interpretiert Cassandra Wilson "Don't Blame Me" und "Sunny Side of the Street". Diana Krall gibt "Let's Get Lost" zum Besten. Daneben sind noch Dianne Reeves ("I Can't Believe..", "Can't Get You Out of This Mood") und Jane Monheit ("Too Young to Go Steady", "I Can't Give You Anything But Love") vertreten. Die Stimmen könnten unterschiedlicher nicht sein, und geben so einen hervorragenden Überblick, was stimmlich alles möglich ist. Blanchard und seine Truppe hält sich bei den Songs dezent zurück und schlägt die leisen Töne an. Nur bei den Instrumentalstücken wird die Gangart der Soli und des Zusammenspiels expressiver. Die Mischung ist perfekt. Altgediente Songs werden auf höchstem Standard gespielt und gesungen. Den fulminanten Abschluss bildet Cassandra Wilson mit "Sunny Side of the Street". Mit ihrer rauchigen Stimme, dem verschleppten Ansatz und ihrer schlingernden Intonation, ist sie immer noch eine Klasse für sich. Abschließend kann man nur sagen: das richtige Album für kuschelige Abende auf dem Sofa mit einer Tasse Tee.

1.	Let's Get Lost (Vocals: Diana Krall)
2.	Too Young To Go Steady (Vocals: Jane Monheit)
3.	You're A Sweetheart*
4.	I Can't Believe That You're In Love With Me (Vocals: Dianne Reeves)
5.	I'm In The Mood For Love*
6.	Don't Blame Me (Vocals: Cassandra Wilson)
7.	I Can't Give You Anything But Love (Vocals: Jane Monheit)
8.	Exactly Like You*
9.	Can't Get Out of This Mood (Vocals: Dianne Reeves)
10.	Lost In A Fog
11.	On The Sunny Side Of The Street (Vocals: Cassandra Wilson)