Wenn man bereits (oder noch) mit den größten Hits der 50er und 60er vertraut ist, beschleicht einen ein merkwürdiges Gefühl beim Anhören dieser CD. Irgendwie kommt einem alles bekannt vor - und auch wieder nicht. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich unter diesen 30 Songs kein einziger Hit findet. Nein, das heißt nicht, dass die Songs schlecht sind - sie sind irgendwie untergegangen in der Vielzahl der Produktionen. So etwas kommt vor. Deshalb wurde wohl diese Sammlung von Originalaufnahmen aus der Zeit, wo in Deutschland das Wirtschaftswunder tobte, zusammengestellt. Wo findet man eigentlich fast 40 Jahre nach dieser Ära solche Originale, die niemand kennt - weder damals noch heute?

Teen Town U.S.A. Volume 2 - Rare American recordings from the 50s and early 60s - wie der Titel schon sagt dreht es sich um die Musik der damaligen Teens; die Musik, die prüde Eltern in ganz Amerika zur Verzweiflung trieb. Das Thema der Texte ist fast immer gleich: Junge liebt Mädchen extrem abgöttisch, dass es ihn total verzehrt (und umgekehrt). Die Qualität der Texte ist erwartungsgemäß debil (nicht dass das heute besser wäre). Da singt Judy Brown, wie sie ihren Liebsten am ersten Schultag kennengelernt hat, Dave Meadows besingt seinen Engel ohne Flügel, Garry Mills über sein Top Teen Baby mit dem Pferdeschwanz, und so weiter. Irgendwie ist das so schön unschuldig und richtig nett. Gerade das macht diese Sammlung liebenswert. Diese Platte ist Nostalgie in Reinform. Es müssen nicht die immer wieder gehörten Nummern von Buddy Holly, Eddie Cochran, The Troggs, The Swinging Blue Jeans oder The Chiffons etc. sein. Hier bekommt man Stücke zu hören, an die sich wahrscheinlich nicht einmal Insider erinnern werden. Ich bin leider zu jung, um im Bilde zu sein, ob diese Musik damals auch Deutschland überflutet hat. Wenn Sie sich gerne daran erinnern, als Halbwüchsige(r) heimlich Rock'n'Roll-Singles auf dem tragbaren Plattenspieler auf dem Dachboden gehört zu haben, oder ab und zu Petticoat-Parties veranstalten, dann gehört diese CD in Ihren Plattenschrank.

Die Klangqualität ist erstaunlich gut im Gegensatz zu einigen Billigkompilationen aus der Werbung, bei der die Stücke direkt von uraltem Vinyl ohne Nachbearbeitung auf das CD-Master übertragen werden. Hier wurden offensichtlich Originalbänder aufgespürt und benutzt, denn Knackser und Störgeräusche von alten Tonträgern sind nicht vernehmbar. Zu jedem Interpreten wurden für das Booklet Kurzinformationen zur vorherigen/späteren Karriere (soweit bekannt) recherchiert. Beispielsweise handelt es sich bei Ivan um Jerry Ivan Allison, den Trommler von The Crickets. Bei diesem Song hat sogar Buddy Holly persönlich Gitarre gespielt. Man findet also auch hier, trotz der Unbekanntheit der Aufnahmen, Bonbons für Fans. Da es sich bei dieser Zusammenstellung außerdem bereits um den zweiten Teil handelt, halten Sie bei Gefallen auch Ausschau nach Volume 1.