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Rock - Pop
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Bruce Springsteen
Wrecking Ball



Die amerikanische Abrissbirne

Von Susanne Westerholt

Endlich mal einer, der die Dinge beim Namen nennt: Bruce Springsteen ist bekannt dafür, dass er das Schicksal der sogenannt „Kleinen Leute“ besingt; meist in der Ich-Form, hart, direkt am Leben. Diesmal aber bleibt es nicht dabei: Wrecking Ball ist eine schonungslose Anklage gegen diejenigen, die für die Finanz- und Wirtschaftskrise verantwortlich sind, in der die Vereinigten Staaten, und nicht nur diese, nun tief stecken und die bis weit in den Mittelstand hinein zu schweren sozialen Erosionen geführt hat. Und das in einem Land, dessen Sozialsystem bestenfalls als rudimentär bezeichnet werden kann.

Als im Januar der Song We Take Care of Our Own vorab veröffentlicht wurde, dauerte es nicht lange bis die Occupy Wall Street-Bewegung den Song für sich entdeckte. Das gab es übrigens schon einmal: den Song Born in The U. S. A., der das Schicksal eines Vietnam-Heimkehrers beschreibt, der nicht mehr in die zivile Gesellschaft zurückfindet, hatte Reagan für seinen Wahlkampf verwendet und republikanisch-patriotisch umgedeutet, indem bis auf den Refrain sämtlicher Text weggelassen wurde. Springsteen hatte sich gegen jene Vereinnahmung erfolgreich gewehrt. Diesmal ist es offensichtlich anders: es sind diejenigen, die ihre Jobs verloren haben, die in eine ungewisse Zukunft blicken, eben die, von denen seine Songs handeln, die jetzt Springsteens Musik spielen.

Unverkennbar ist der Stil seiner Musik auch auf diesem Album: die unmittelbare, ausdrucksstarke Stimme, der Rock mit Anklängen an den Folk, an den Blues und auch an den Country-Stil. Teilweise aufrüttelnd wie besagter Song We Take Care of Our Own, der mit vorwärtstreibendem Rhythmus und raschem Tempo aufwartet oder auch Wrecking Ball, in dem Blechbläser zusätzlich für Schub sorgen. Eigentlich eine Anspielung auf den Abbruch seines geliebten Giants Stadion in New Jersey, wird die Abrissbirne sowohl zur Metapher für das rücksichtslose wirtschaftliche Handeln als auch für die Gegenreaktion darauf: die Wut und der Zorn der Verlierer. In manchen Songs ist aber auch Resignation und Lethargie spürbar, was an Nebraska von 1982 erinnert, einem von Springsteens introvertiertesten Alben. Etwa im Song Swallowed Up, der von Schiffbrüchigen zu See und zu Land handelt; die rauchige Stimme wird darin nur noch spärlich instrumental begleitet.

Wrecking Ball steht in den meisten Ländern, auch Europas, seit Wochen auf Platz eins der Album-Charts, womit Springsteen wieder einmal beweist, dass sich Authentizität, Tiefgang und Kommerz durchaus miteinander vertragen. Man nimmt es dem Mann einfach ab, wenn er etwa in This Depression über das Schicksal der gegenwärtigen Verlierer der Krise singt: „I've been lost, but never this lost.” Kaum einer setzt die Differenz zwischen dem „American Dream“ und der amerikanischen Realität musikalisch so treffend um wie Springsteen.


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Bruce Springsteen
Wrecking Ball


Bruce Springsteen: Vocals, Guitars,
Banjo, Piano, Organ, Drums,
Percussion, Loops

unterstützt durch Ron Aniello,
Matt Chamberlain, Max Weinberg,
Steve Jordan, Kevin Buell,
Charlie Giordano, Marc Miller,
Tom Morello u.a.

Texte und Musik aller Songs
von Bruce Springsteen

Track List:

We Take Care of Our Own 3:54
Easy Money 3:37
Shackled and Drawn 3:46
Jack of All Trades 6:00
Death of My Hometown 3:29
This Depression 4:08
Wrecking Ball 5:49
You've Got It 3:03
Rocky Ground 4:41
Land of Hope and Dreams 6:58
We Are Alive 5:36

Bonus Tracks:
Swallowed Up (In the Belly of the Whale) 5:28
American Land 4:25

Gesamtspielzeit: 61:56

Produziert von Ron Aniello mit Bruce Springsteen
Produktionsleitung: Jon Landau
Columbia Records 88691-94336 2


Weitere Informationen unter:
www.columbiarecords.com
www.brucespringsteen.net




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