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Heinz Rudolf Kunze
Wasser bis zum Hals steht mir



Mal wieder anders

Von Ludger Koch

"Das dritte andere Album" ist dieses Album von HRK untertitelt. Und er macht seinem Namen als Wortverdreher der Nation wieder einmal alle Ehre. Geschickt getarnte Seitenhiebe auf die Gesellschaft, das Leben, Deutschtum, Komplexe und das Thema Liebe sind Inhalte der meisten dieser Texte. Das Album wird dem Attribut "anders" deshalb gerecht, weil es diesmal kein reines Literaturalbum, wie "Der Golem aus Lemgo" ist, sondern Texte und Lyrik auf verschiedene Weisen mit Musik oder Klängen kombiniert werden. Es ist eben auch nicht einfach nur Rock- oder Popmusik, die man von Kunze-Alben der 80er-Jahre kennt.

Vielmehr finden sich hier gelesene Texte (Liebeserklärung, Beruhigend) neben Songformaten (Die Verteidigung der Stammtische, Das Ding), gleichzeitig mit einer Mischung aus beidem, d.h. gelesene oder gesungene Texte zu atmosphärischen und einstimmenden Klangcollagen (Hallo Deutschland, Die chinesische Wasserfolter). Man kann auch deshalb nicht von einem "Band"-Album sprechen, da nur Gitarrist Heiner Lürig und Keyboarder Matthias Ulmer mit Kunze im Studio an der Musik und den Klängen getüftelt haben. Es werden Instrumente rückwärts gespielt, Stimmen effektvoll verfremdet, Texte werden gleichzeitig gesprochen und geschrien, oder auch simultan vorgetragen - und geben den Texten so einen völlig anderen Klang, als es ein Buch oder eine Lesung vermitteln kann.

Manche der Kunze'schen Wortschöpfungen entwickeln ihr tieferes Verständnis sogar erst nach Kenntnisnahme des geschriebenen Textes, etwa in Hallo Deutschland, in dem Kunze u.a. die immer mehr zunehmenden Anglizismen in der deutschen Sprache auf's Korn nimmt: "Weder in der Rasch Aua, [...] nicht mal in der Mit Neid Aua." Wenn daraufhin Liedzeilen aus bekannten englischsprachigen Soulnummern wörtlich übersetzt werden, kann man sich nur schwer ein Grinsen verkneifen ("wenn meine Liebe zu leuchten beginnt"). Die Texte sind im Booklet nur unvollständig oder gar nicht abgedruckt, dafür kann man ein sehr künstlerisches, collagenhaftes Design bewundern. Auf der Internetseite von HRK kann man jedoch alle Texte einsehen, die teilweise aus Kunzes sechstem Buch "Klärwerk" stammen.

In weiteren Stücken entwirft Kunze wieder kryptische Bilder, die zu suggestiver Musik eine teilweise beklemmende Stimmung hervorrufen und den Hörern viel Konzentration abverlangen, vor allem, wenn wie bei "Die chinesische Wasserfolter" ein ätzend zynischer Verbalhieb auf den nächsten folgt, so dass man zu atmen vergisst, um nichts zu verpassen, oder bei Myopie, wo der gelesene Text in der Mitte geschnitten und die beiden Hälften gleichzeitig zu hören sind. Dann wieder hört man zu schwelgenden Filmmusikstreichern nostalgische Reminiszenzen an "Alte Filme", natürlich gespickt mit seltsamen Verdrehungen à la Kunze.

Diese CD ist garantiert nicht besonders gut zum Nebenbeihören geeignet. Ganz sicher reicht auch ein Durchgang nicht aus, um mit "Wasser bis zum Hals steht mir" vertraut zu werden. Aber wer eine erfrischend unkommerzielle Fusion von Popmusik und Kunst erleben möchte, ist mit Kunzes neuem anderen Album gut beraten.


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Heinz Rudolf Kunze : Wasser bis zum Hals steht mir


(p) + © 2002 WEA Records / Warner Music Group Germany GmbH.


Musiker:
Heinz Rudolf Kunze
Heiner Lürig
Matthias Ulmer

Inhalt:

1. Eichenlaub
2. Hallo Deutschland
3. Die Verteidigung der Stammtische
4. Der Endgültige Ozean
5. Das Ding
6. So Lala
7. Auszeiten
8. Myopie
9. Alte Filme
10. Nichts ist so erbärmlich wie die Jugend von heute
11. Liebeserklärung
12. Argumental
13. Die Chinesische Wasserfolter
14. Beruhigend



Da capo al Fine

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