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Rock - Pop
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King Krule
6 Feet Beneath the Moon



Romantisierung des Elends

Von Susanne Westerholt

Was für eine Stimme! Da kommt einer mit zarten 19 Jahren mit seinem Debüt-Album daher und klingt mit seiner abgefahrenen Bassstimme so, als hätte er bereits alles von der Welt gesehen. Die Rede ist vom Londoner Nachwuchstalent King Krule, der bereits seit Jahren im Internet eine treue Fan-Gemeinde hat und als Stimme seiner Generation gehandelt wird.

King Krule heisst eigentlich Archy Marshall. Offenbar ist ihm sein eigener Name irgendwie zu banal, jedenfalls kann er in seiner kurzen Künstleraufbahn bereits mit mehreren Pseudonymen aufwarten: Zoo Kid, Edgar the Beatmaker und DJJD Sports… will heissen: Archy Marshall ist auf der Suche nach sich selbst. Seinen Stil kann man nicht einordnen: seine Musik liegt irgendwo zwischen Punk Jazz, Hip Hop, Darkwave und Jazz fusion. Er schwärmt in Interviews von Franz Kafka, obwohl die Machart seiner Texte eher an James Joyce erinnert. „Soundscapes“ – Klanglandschaften – und Stimmungen wolle er mit seiner Kunst einfangen, philosophiert der britische Rotschopf in Interviews. Es sind melancholische, tief traurige Songs, in denen bisweilen sogar der Beat den Geist aufgibt. Etwa im Song Cementality, der vor allem aus Sprechgesang mit lockererer Instrumentalbegleitung besteht.

Charakteristisch für seine Generation nutzt King Krule das Internet für seine Kunst, und zwar schon seit Jahren, so dass er nun beim Erscheinen seiner Debüt-CD längst bekannt ist bei Gleichaltrigen. Verschiedene Songs sind im Internet frei verfügbar, zum Teil auch mit Videos. Es kursieren im Internet auch live-Mitschnitte seiner Konzerte, die ihn unterdessen in die USA und in verschiedene europäische Städte geführt haben.

King Krules Texte handeln von Enttäuschungen, von Einsamkeit, von Hoffnungslosigkeit. Es gibt kaum zusammenhängende Handlungen in seinen Songs; King Krule reiht vielmehr scheinbar frei assoziierend subjektive Zustände aneinander. „Another disappointed soul…“ singt er im Song Has This Hit? King Krule weiss, wovon er spricht: Er ist aufgewachsen in einem wenig königlichen, sozial instabilen Umfeld in London, mit wenig Perspektiven. Es wurde ihm nichts geschenkt. In seiner vollen und sinnlichen Stimme scheinen sich alle diese Erfahrungen zu bündeln und in Musik zu verwandeln. Das beeindruckt zugegebenermaßen und verblüfft für einen 19-Jährigen. Andererseits kann dieser Weltuntergang nach ein paar Songs ganz schön aufs Gemüt gehen, und man fragt sich, weshalb Archy Marshall alias King Krule das Elend besingt, aus dem er sich gerade unter Anstrengung herausarbeitet. Weshalb möchte ein Heranwachsender um alles in der Welt Stimmungen einfangen, wo er die Erfahrung krasser sozialer Benachteiligungen gemacht hat. Bathed in Grey heisst einer seiner Songs. Genau so klingt er auch. Sehr unpolitisch, sehr harmlos. Ohnmacht statt Aufbegehren. Archy Marshall ist noch sehr jung und macht in Zukunft hoffentlich Musik mit mehr Biss; das stimmliche und künstlerische Potential ist jedenfalls vorhanden.


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King Krule
6 Feet Beneath the Moon


Track List:

1. Easy Easy 2:49
2. Border Line 3:05
3. Has This Hit? 4:26
4. Foreign 2 3:39
5. Ceiling 2:55
6. Baby Blue 3:35
7. Cementality 3:43
8. A Lizard State 4:19
9. Will I Come 1:54
10. Ocean Bed 3:31
11. Neptune Estate 5:12
12. The Krockadile 4:51
13. Out Getting Ribs 4:16
14. Bathed In Grey 4:01

Gesamtspielzeit: 52:13

produziert von: King Krule alias Archy Marshall
Texte: King Krule alias Archy Marshall


XL/Beggars Group 2544767

Weitere Informationen unter:
http://kingkrule.co.uk/




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