Dass die deutsche Jazz-Szene immer wieder mit ausgezeichneten Instrumentalisten aufwarten kann, die auch noch als Komponisten ausgesprochen einfallsreich sind, kann man immer wieder erleben. So ist es auch mit der CD der aus Mainz stammenden Band Grand Central. Glücklicherweise werden hier mal nicht - wie so oft - alte Standards einfallslos heruntergenudelt. Alle Tracks auf der CD stammen von Jörg Heuser, dem Gitarrist der Band, und die zeugen schon mal von großer Klasse, was Komposition und Arrangement eines zeitgemäßen Jazz Stückes angeht. Dabei reicht die Spannbreite der Stücke von Modern Jazz, Fusion, Latin, Funk bis Rock.

Die ersten Stücke der CD sind noch recht konventionell gehalten. Beim Opener "0815" (nullachtfünfzehn) wird auch schon der Gitarrist ausgiebig gefeatured. Da wird dann auch schon mal der Verzerrer ausgepackt und zwischen Mike Stern und Pat Martino solistisch improvisiert. Die Stärken der CD und der Stücke liegen aber in den etwas außergewöhnlicheren Kompositionen. So besticht "Perilous Night" schon allein durch sein ausgefallenes Thema, bei dem man nie so richtig weiß, wo die Reise hingehen soll und das mit schrägen Einschüben aufwarten kann. Danach gewinnt der Song zunehmend an lautmalerischem Charakter. Auch das Saxophon wird hier mit Effekten wie Pitch Shifter und Octaver bearbeitet. Worauf dann ein ausgedehntes Gitarren-Solo folgt, das den jamartigen Charakter des Stücks unterstützt, ohne jedoch den Gesamtzusammenhang aus den Augen zu verlieren. "Lament For Jaco", eine Hommage an den großen Jazzbassisten Jaco Pastorius, kommt danach als feiner Jazz-Blues daher. Auch die weiteren Stücke, bieten eine große Bandbreite an Einfällen. So ist "Mike's Mode" zwar thematisch an die Stücke Mike Sterns angelehnt, in den Improvisationsphasen aber sehr frei angelegt. Als Abschluss dann das 13 Minuten lange "Zone Blue", wobei die Zeit nie langweilig wird. Immer mehr an Intensität zunehmend, wird zwischen harmonischen Strukturen - eben Feldern/Zonen - hin und her gesprungen. Das Ganze entlädt sich dann in einem großen Finale, bei dem die Musiker dann auch schon mal ihre Vorliebe für Rock durchschimmern lassen.

Die CD der Mainzer Band gibt einen gutes Beispiel ab, wie vielschichtig Jazz heute sein kann. Mit abwechslungsreichen, gut komponierten Stücken, interpretatorisch einwandfrei vorgetragen, sind Grand Central dabei auch noch der Falle des "entweder Modern Jazz oder Oldschool" entgangen. Hinzu kommt die professionelle Machart und der - für einen Live-Mitschnitt - gute Sound. Wenn sie jetzt eine CD bestellen, dann bekommen sie vielleicht noch ein Exemplar der Limited Edition, und so was kann ja immer mal wieder in der Zukunft richtig wertvoll werden. Wer weiß?

1.	0815 II (Saugerties 90210)
2.	Grandson Of The Creeper
3.	Perilous Night
4.	Lament For Jaco
5.	Byrd Rules
6.	Mike's Mode
7.	Doin' Monk's Thing
8.	Zone Blue