Dean Martin Forever Cool
Zumutungen
Von
Frank Becker
Natalie Cole hat es der Branche vorgemacht, als sie 1991 mit vorhandenen Tonspuren ihres unvergessenen Vaters Nat "King" Cole (1919-1965)
ein Duett aufnahm, das in die Musikgeschichte einging: "Unforgettable"
der Titel und mustergültig die technische und künstlerische Umsetzung
dieses Experiments.
Wie Nat "King" Cole gehört der unvergleichliche Crooner Dean Martin
(1917-1995) zu den Ikonen des Showbiz im 20. Jahrhundert. Wohl nie wird
ein Epigone in der Lage sein, seine Lässigkeit, gepaart mit absoluter
Professionalität, auf die Bühne oder vor ein Mikrophon zu bringen, wie
"Dino" es einfach im Blut hatte. Einige haben es jetzt gewagt und sich
auf dem Album "Forever Cool - Collaborations" im direkten Vergleich dem Meister gestellt - mit recht unterschiedlichem Erfolg.
Produzent Rob Christie hat ein Orchester zusammengestellt, das den
swingenden Studio-Sound der 60er perfekt hinbekommt, Original-Tonspuren
mit Capitol-Aufnahmen Dean Martins und Off- Mitschnitte von Kommentaren
ausgesucht sowie eine etwas krude Mischung von Künstlern und solchen,
die dafür gehalten werden eingeladen. Nun wurde munter gespielt,
gemischt und gewagt. Heraus kam ein recht buntes Album voller Licht und
Schatten, das den großen Dean Martin - der sich ja nicht mehr wehren
kann - mit einigen durchaus akzeptablen Partnern zusammenbringt, aber
auch mit etlichen, die er zu Lebzeiten wohl nicht mal auf Sichtweite an
sich herangelassen hätte.
Dazu gehört die Kunstfigur/Gruppe "Big Bad Voodoo Daddy", mit der das
Album in "Who´s Got The Action?" einen ziemlich schwachen Opener hat.
Einen hingegen überraschend starken Auftritt hat der Schauspieler Kevin
Spacey mit dem Swing "Ain´t That A Kick In The Head" und dem
Country-Klassiker "King Of The Road", in denen beiden er dem König der
Las Vegas-Bühnen ein veritabler Partner ist. Glänzend auch Chris Botti,
der wie gewohnt an der Trompete überzeugt und Dean Martin in der
richtigen Klangfarbe begleitet. Auch Paris Bennett hinterläßt einen
guten Eindruck in "Baby-O", das Studio- Orchester durchweg sowieso und
besonders in "Who Was That Lady". Ein bitterer Absturz aber ist der
überschätzte Robbie Williams, der neben Dino dermaßen abstürzt, daß man
die Aufnahme von "Please Don´t Talk About Me When I´m Gone" eigenlich
hätte aus dem Album nehmen sollen. Das ist unerfreulich, wenn auch Dean Martin hier wie stets seine ganze Klasse zeigt.
Ein wenig schwach kommt auch Joss Stone als posthume Partnerin in "I
Can´t Believe That You´re In Love With Me". Verzichtbar. Saxophonist
Dave Koz hält sich wacker an seiner Kanne in "Just In Time", und
Martina McBride zeigt erfreuliche Klasse neben dem Chef. Shelby Lynne
hingegen kann nicht vermitteln, wodurch sie in die Auswahl geraten ist.
Das phantastische "You´re Nobody Til Somebody Loves You" wäre ohne sie
und "Big Bad...(s.o.)" gewiß besser gewesen. Aber es gibt auch noch
Lichtblicke: der Klassiker "Arrivederci Roma" mit Martins Schmelz und
Tiziano Ferros Reibeisenstimme ist ein Schmankerl. Ein (P)Fund, dieser
Sänger. Schließlich der hörbar in die Jahre gekommene Charles Aznavour,
dem man die peinliche Zitterpartie mit "Everybody Loves Somebody"
lieber hätte ersparen sollen. Das schmerzt, kennt man ihn doch als
"Jazznavour" aus leuchtenden Tagen.
Brahms´ Wiegenlied von Dean Martin a capella als Betthupferl gesungen,
rührt. So kennen wir ihn weniger, aber so gefällt er wesentlich besser
als mit untauglichen "Partnern". Zum Trost habe ich mir gleich noch
einmal "Dino - The Essential" angehört. Denn Dean Martin pur ist in der Tat "Forever Cool".
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Dean Martin
Forever Cool - Collaborations
Dean Martin und ein vorzügliches Capitol-Studio-Orchester
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Kevin Spacey
Chris Botti
Paris Bennett
Robbie Williams
Joss Stone
Big Bad Voodoo Daddy
Dave Koz
Martina McBride
Tiziano Ferro
Charles Aznavour
(P) + © 2007 Capitol/EMI
14 Titel (siehe Text)
Gesamtspielzeit: 40:34
Weitere Informationen unter:
www.deanmartin.com
www.capitolrecords.com
www.uk-promotion.de
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